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Fliegende Blätter — 31.1859 (Nr. 731-756)

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126

Die glücklichste Gattin.

ihm getrennt?" — Julie: „Nichts von allem Dem, liebste
Clotilde, ich bin jetzt die glücklichste Gattin. Alfreds frühere
Fehler waren in seinem unbefriedigten Ehrgeize begründet;
nun ist es anders geworden, denn seit dem Momente, als er
von unserem Stadtviertel zum Gemeinderathe erwählt wurde,
ist er kein Nachtschwärmer mehr, im Gegenthcile, wie er sich
nur auf einen Scsiel setzt, wird er schläfrig — und Wider-
sprechen kennt er vollends gar nicht, das Jasagcn aus Alles
ist ihm jetzt zur zweiten Natur geworden. O Clotilde, wären
doch alle verhciratheten Männer Gemeinderäthe, wo gäbe es
noch unglückliche Ehen?!"

Liebesgluth.

Sie liebt mich nicht. Nun brennt mein Her;
Ganz lichterloh vor Liebesschmerz,

Vor Liebesschmerz ganz lichterloh
Als wie gedörrtes Haferstroh.

Und von dem Feuer steigt der Rauch
Mir unaufhaltsam in das Aug',

Daß ich vor Schmerz und vor Verdruß
Viel tausend Thränen weinen muß.

Ach Gott! Nicht lang' ertrag ich's mehr! —
Reicht mir doch Fcuerkübcl her;

Die füll' ich bald mit Thränen an,

Daß ich das Feuer löschen kann.

2.

Seitdem Du mich so stolz verschmäht,

Härmt' ich mich ab von früh bis spät,

So daß mein Herz bei Nacht und Tag
Als wie auf heißen Kohlen lag.

Und war es Dir nicht heiß genug,

Das Herz, das ich im Busen trug,

So nimm cs den» zu dieser Frist,

Wenn Dir's gebacken lieber ist.

Doppelt so viel.

Wer noch vor wenigen Jahren zur Sommerszeit den
Thüringer Wald bereiste, sich an den herrlichen Thälern und
prachtvollen Fcrnsichten erlabte, kam gewiß auch auf die
Schmucke zu dem alten Joel. —■ O, wie reizend liegt diese
Schmucke! Hat man von der Goldlauter aus mühsam einen
steilen Berg erklommen, steigt dann allmählich höher und
höher, beschattet von den schlankcsten Tannen, den ehrwür-
digsten Buchen, so gelangt man bald auf die uralte Heer-
straße der Thüringischen Landgrafen, den Rennstieg, der längst
des ganzen Kammes des Gebirges über die höchsten Gipfel,
viele Meilen weit romantisch dahinführte.

Dicht an diesem Denkmal, das aus dem frühesten Mit-
telalter bis in unsere Zeit hineinragt, liegt ein großes, un-
regelmäßig gebautes Haus, mit Brettern beschlagen, die von
den Stürmen geschwärzt und von der Länge der Zeit hie und
da malerijch mit Moos überzogen sind; ein krystallklarer und
cisfrischer Quell am Hause, ein umfriedetes Gärtchen, das
heimische Waldesdunkel — Alles wirkt zusammen, um diesen
Ort — die Schmucke — in hohem Grade als ein trautes
idyllisches Plätzchen erscheinen zu lassen.

Da in der Nähe der vielbesuchte Schneekopf liegt, so ist
die Schmucke ein oft heimgesuchtcs Absteigquartier, zumal ihr
bis vor wenigen Jahren in Joel ein Wirth Vorstand, der
durch seine Originalität, seinen Witz und beständigen Humor
seines Gleichen suchte.

Ja, schon äußerlich imponirte die gewaltige Gestalt Joels,
über einem stämmigen und gerundeten Untergestell erhob sich
eine Hünenbrust und über dieser thronte ein feistes frisches
Antlitz, dem der Schalk aus dem Auge hervorlugte. Eine
Jagdjoppe und Fuchsmütze, die Joel trug, harmonirte mit dem
Zimmer und der übrigen Umgebung, die von Jagdinsignien
strotzte. Ja, gerundet waren Joels Formen, denn sein Sitz
war ein gutes, einträgliches Plätzchen; Pacht, Steuer und
sonstige Abgaben sollten dem verbreiteten Gerüchte nach sehr
geringe sein.

Kein Wunder, daß dieser Umstand einmal bei der Re-
gierung zu Gotha zur Sprache und zur Bcrathung kam, dem-
nächst einen Commiffär aus die Schmucke abzusenden, der den
Stand der Sache untersuchen und die Pachtverhältnisse mit
Joel ordnen sollte.

Es dauerte auch nicht lange — Joel mußte von der
Sache Wind bekommen haben — da kam des Fahrwegs da-
her auf der Schmucke eine Gothaer Postkalesche an, aus wel-
cher ein Herr zum Vorschein kam, in dem Joel den Akten-
menschen alsbald aus den ersten Blick witterte.

Mit offener Gastfreundschaft reichte ihm Joel die biedere
Rechte, sprach von dem herrlichen Tage, den der Herr zufäl-
lig glücklich erwischte, um die wundervolle Aussicht der Schnee-
koppe zu genießen. — Aus dem Keller wurden einige Fla-
schen vorzüglichen Bieres gebracht, desgleichen ein schmackhafter
ländlicher Imbiß, der dein fremden Herrn, zumal Joel in al-
lem trefflich Gesellschaft leistete, auf das Prächtigste mundete.

Joel war heute einmal so recht heiter, er sprudelte von
Witzen, so daß dem Herrn von der Regierung der Nachmit-
Bildbeschreibung

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Titel/Objekt
"Liebesgluth"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Busch, Wilhelm
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
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Herz <Motiv>
Speise <Motiv>
Karikatur
Frau <Motiv>
Liebeswerben <Motiv>
Kniefall
Satirische Zeitschrift

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Fliegende Blätter, 31.1859, Nr. 746, S. 126
 
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