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R, A

ober

Die Rache des Postsekretairs.

(Schluß.)

„Mein Herr," schnaubte Ludwig, „mir eigentlich gebührt
dieser Tanz mit Fräulein Anna, denn ich richtete meine Auf-
forderung an sic."

„Aber auf mir hastete ihr Blick," sagte beleidigt die
linke Nachbarin Annas.

„Es muß dicß ein Mißverständniß sein," tobte Ludwig
fort, „denn ebensowenig forderte ich vorhin Sie auf, mein
Fräulein, sondern ebenfalls Fräulein Anna."

„Und dennoch sahen Sie mich dabei an," cntgcgnete
die Nachbarin zur Rechten Annas mit mühsam verbissener
Wuth. „Allein erst jetzt bemerke ich," fuhr sie dann spitz-
findig fort, „daß der Herr Postsckrctär schielen, bitte also
um Entschuldigung, wenn ich vorhin den falschen Blick an-
genommen habe."

Ein schallendes Gelächter der Umstehenden folgte dieser
gerechten Abfertigung. Die zweite Nachbarin Annas dankte
jetzt mit einem spöttischen Knire für die Ehre des Tanzes
mit dem Herrn Postsckretair und dieser lief berstend vor Acrger
davon.

Robert und Anna aber hielten sich triumphircnd bei der
Hand und traten zum Contrctanze an. Wir müßten eine
Feder aus des oben erwähnten Herzcnsclektrisirmeisters Amor
Flügel haben, um alle Worte der Liebe wiedcrzugcbe», die
von den Beglückten gewechselt wurden. Den Allzuneugicrigen
aber geben wir bloS einen Auszug der mit den sechs Touren
steigenden Leidenschaft.

Erste Tour: Pantalon. Robert erklärt mit feurigen Wor-
ten seine Liebe/

Zweite Tour: I'Ltü. Anna gesteht erröthcnd ihre Ge-
genliebe.

Dritte Tour: In Pastourelle. Robert bittet, ihm Gelegen-
heit öfterer Zusammenkunft zu geben.

Vierte Tour: ä la Poule. Anna verzweifelt an der
Möglichkeit, diese Gelegenheit zu finden.

Fünfte Tour: Trenize. Robert schwört, unter solche»
Umständen sich Morgen auf dem Comptoir mit der große»
Papicrschecrc den Hals abzuschneidcn.

Sechste Tour: Piuala. Anna weint, dann beschließt sic,
sich des angcbotenen Wegs zu bedienen, und einen Briefwechsel
durch die Stadtpost mit Robert cinzuleiten, weil auf jede an-
dere Weise ihre Eltern hindernd im Wege stehen.

Das Finale des Contrctanzcs glaubten die Liebenden für
den Beginn eines ewigen Licbcsfrühlings halten zu müssen,
allein, wie man sich darin irren kann, zeigt das
Fünfte Kapitel.

Der abgewicsene Postsckretair glich einem Vulkane in
seinem Toben. Das Feuer gräßlichster Rache kochte in ihm;
seine Schicfäugigkeit sollte man ihm nicht umsonst vvrgeworfe»
haben, aber nicht unmittelbar seine Beleidigerin, sondern
die glücklich Liebenden, Anna und Robert, wollte er vernichte».

„Und sollte mein Weg vom Postamt zum Hochgericht
gehen, sie dürfen sich ihres Glückes nicht lange erfreuen,"
wüthcte er und suchte sich hinter den Tanzenden einen Platz
aus, wo ihm fast kein Wort, von Roberts Unterredung mit
Anna entging. Was er da hörte, war geeignet nur Oel in
seine Rachcfiamme zu gießen. Bei der ersten Tour war Ludwig

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