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Die Falsche und doch die Rechte.

(Fortsetzung.)

Wenn ich mir nun einerseits sagen mußte, daß cS bei
dem gutmüthigen und bescheidenen Charakter dcS Pastors eben
nicht schwer sei, mit ihm auszukommen, mußte ich anderseits
um so mehr die kluge Wahl oder die Gunst dcS Glückes
preisen, die meinem Freunde eine so verständige und dabei so
dcmüthige Lebensgefährtin zugeführt hatte, welche sich des leicht
zu erringenden Regimentes aus freier Wahl begab und mit
Bitten und freundlichen Vorstellungen lenkte, wo sie eben so
leicht mit Machtsprüchen hätte schalten und walken können.
Denn nur ein wenig hcrrschsüchtiger durfte sie sein und Fritz
hätte sich alS der größte Pantoffelheld auf Gottes Erdboden
präsentirt, nur ein wenig prunklustiger und eitler und aus
des Pastors willenloser Hand wäre mancher für die Wirlh-
schaft nörhigc Groschen der nach neuen Kleider», Kragen und
Mantillen lüsternen Frau zugcfloffen. Aber nichts von dem
Allen. Die Frau Pastorin ging nett und reinlich, aber fast
klösterlich einfach gekleidet und ich hatte in der kurzen Zeit
meines Vcrwcilens im Pfarrhause Gelegenheit ihre kluge Thä-
tigkcit im sorgsamen Ausbcsscrn des kleinsten schadhaften Fleckens
in einem Kleidungsstück zu beobachten, wodurch sie manchem
Stück daö Leben ein halb Jahr länger fristen mochte, als cs
sonst möglich gewesen wäre.

Bis tief in die Nacht hinein saßen wir nach dem Abend-
essen und nachdem die Kleine zu Bett gebracht worden war,
noch im Pfarrgärtchcn in der Laube, vertieften uns in die
Freuden der Erinnerung und thcilten uns unsere gegenseitigen
Erlebnisse mit. Nach dem Frühstück am folgenden Morgen
nahm ich Abschied von der Frau Pastorin, die mir beim Lebe-
wohl noch mehrmals auf das herzlichste für den freundlichen
Besuch dankte. Zch nahm die angenehme Erinnerung an einige
gar gemüthlich verlebte Stunden aus dem bescheidenen Pfarr-

hausc mit und wanderte, von Fritz begleitet, der, wie er sagte,
noch so lang wie möglich, meine Gesellschaft genießen wollte,
wieder der Stadt zu.■ Wir gingen eine Zeit lang schweigend
neben einander her, ich rief mir das still bescheidene, verstän-
dige und zugleich so kindlich offene und fromme Wesen der
Frau meines Freundes in meinen Gedanken zurück, daß sich
während meiner Anwesenheit in einer Menge kleiner, unbe-
deutender, aber doch bezeichnender Züge deutlich an den Tag
gestellt hatte und erwog bei mir, wie günstig diesmal das
sonst so feindselige Geschick dem guten Fritz gewesen, als es
ihm diese Frau finden ließ, da brach mein Begleiter mit der
Frage hervor: „Nun, sag' mir nur, Heinrich, wie gefällt Dir
denn meine Frau? Ich meine nicht," setzte er schnell hinzu,
„wie sie aussieht, sondern, Du verstehst mich schon, wie sie
ist..." — „Wie sie mir gefällt?" crwiederlc ich, „nun
Fritz, ich kann Dir sagen, so weit ich cö beobachten konnte,
möchte ich behaupten, Du habest da einen wahren FriedcnSengcl
im Hause!"

„Das ist's ja auch, das ist's ja!" rief der Pastor ent-
zückt. „Ja, wahrhaftig! sieh, und so ist sie immer, so lange
wir beisammen leben! Ach, Heinrich, ich könnte Dir tagelang
erzähle» ich würde nie fertig, wollte ich anfangen, Dir zu
sagen, wie gut sie ist und wie verständig, und wie ganz und
gar die beste Frau, die es auf der Erde nur geben kann!"
— „Ja Fritz, das muß man sagen, Du hast eine gute Wahl
gethan!" sagte ich. — „Eine gute Wahl?" cntgcgnetc der
Pastor halb kleinlaut, halb schelmisch. „Nein Heinrich, da thust
Du mir zu viel Ehre an, nein, nein, so können wir's nicht
nennen! Ja denke Dir nur, ich habe eigentlich ganz jemand
anders haben wollen! Das war auch so eine Geschichte, wie
sie nur mir passircn konnte. Diesmal aber lief sie so ab, daß

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