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BePellunqen »erben in allen Buch- und Kunst-
banblungen, sowie von allen Postämtern unb
Zeitungservebitionen angenommen.

^ Erscheinen wöchentlich ein Mal. Subseriptions- VVV III
—' JJ^J^^preiä für ben Sanb non 26 Kümmern 3 p. 54 fr. AAA1I1. £PÖ.

ob. 2 Rtblr. 5 Sgr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. ob. 4 Sgr.

Die Falsche und doch die Rechte.

(Schluß.)

„Ich bin nur froh," hörte ich die sanfte Stimme mei-
ner armen Braut sagen, „daß Fritz noch nicht gekommen ist,
ich fürchtete immer, wir würden ihn haben warten lassen, weil
wir uns vcrspätigt!"

„Ach wie kannst Du das nur denken, Mathilde," erwie-
dcrtc Laura, „glaubst Du immer noch, der Mensch (das letzte
Wort wurde in einem Tone ausgesprochen, der leicht bemerken
ließ, daß dieses Collektivwort nur ein Nothbehelf sei für ir-
gend ein anderes ehrenrühriges) der werde plötzlich anders
werden!" — „Laura, Laura! Du sollst mir nicht über ihn
reden, cs ist mein Bräutigam!" hörte ich Mathilden sagen.

„Ja leider, leider!" fiel jene wieder ein. „Ach Ma-
thilde," fuhr sie mit dringender Stimme fort, „willst Du denn
nicht auf uns hören? warum thust Du nicht, um was wir
Dich beständig bitten, ich und der Vater! Gib ihm doch den
Abschied, noch geht es ja, noch ist's nicht zu spät! Du rennst
ja Deinem gewißeste» Unglück cnrgcgen. Aber da hoffst Du
1 und hoffst Du und meinst, er werde noch anders werden, und
dann — ich weiß es recht gut — weinst Du Nacht für Nacht
und härmst und grämst Dich ab um den elenden Menschen,
der wahrhaftig nicht eine einzige Thräne aus Deinem Auge
werth ist!" —• „Laura, ich bitte Dich! aber ich weiß ja, Du
hast ihn nie leiden können!" cnvicdertc meine Braut. —
„Nun früher", cntgcgnctc Laura, „habe ich allerdings, Du
mußt mir's schon verzeihen, Mathilde, aber ich konnte nicht
anders, jedesmal, wenn ich ihn sah, über ihn lachen müssen,
ich konnte mir aber auch kein steiferes und lächerlicheres We-
sen vorstellcn, als den Herrn Magister drüben; hätte ich nur
gewußt, daß Du ihm ganz in der Stille ein Plätzchen in
Deinem Herzen eingeräumt, so hätte ich mich schon damals
menagirt, aber Du ließest Dir ja nie etwas merken!" —

„Wie sollte ich denn auch," cntgegnete meine Braut, „das
geht ja nicht" ... — „Nun ja", fiel Laura ein, „daß ich
früher meinen Spott mit ihm trieb, das weißt Du, er war 1
mir zu lächerlich, aber jetzt Mathilde, jetzt, seit ich sehe, wie
dieser stroherne Narr auch obendrein ein eingebildeter arrogan-
ter Mensch ist, seit ich sehe, wie er sich aufführt, als müßtest
Du Dir's zur Ehre und Gnade schätzen, daß seine faden Ma-
gister-Augen sich bis zu Dir herabgclaffen, seit er sich gerade
wie ein Sultan von seiner Sclavin Deine Aufmerksamkeiten,
Deine Freundlichkeiten kalt und vornehm gefallen läßt, seitdem
Haffe ich ihn!" — „Laura, Laura!", bat Mathilde. —„Nein,
nein!" eiferte jene fort, „ich kann mir nicht helfen, ich muß
es einmal los werden! Später, wenn Du denn einmal in
Dein Unglück rennen willst, werde ich gar nichts mehr sagen,
kein Wort mehr, aber jetzt muß ich mir einmal Lust machen!
Wenn ich's jetzt nicht thue, so bin ich im Stande und sag's
ihm nachher in'S Gesicht, daß er ein hochnäsiger, pedantischer,
alter Narr sei, und daß ich, so oft ich ihn anschc, immer auf
dem Sprunge wäre, das erste beste, was mir in die Hand
kommt, ihm ins Gesicht zu werfen!" — „Nein Laura, Du
darfst so nicht reden!" erwicdcrtc Mathilde in festem Tone.
„Und wenn Du mich umbringst, Mathilde", fuhr jene fort,
„jetzt höre ich nicht auf; ich hab'S nun gerade lang genug
mit angesehen, Hab' mich lang genug geärgert, jetzt muß es
einmal heraus! Denkt der aufgeblasnc Narr, er thut Dir
Wunder was für eine Ehre, daß er Dich zur Frau Pastorin
machen will, und dafür sollst. Du nun der Strohwisch sein,
an dem er seine plumpen Füße abputzt, sein Packesel, seine
Sclavin; nein, das ist zu toll!" — „Laura, Laura!" bat
Mathilde. — „Nun, sag mir nur einmal", fuhr Laura fort,
„ist das Liebe, ist das Zärtlichkeit, wie er sich anstellt? Am


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