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Sentimentale Briefe.

Laura Fischer an Lcouie Mayer.

Erster Brief.

Wien, am 15. Juli 1861.

Meine Lconic! Du erinnerst Dich wohl der Stunde
der Wchmnth, die Dich mir, die mich Dir entriß. Vier Wochen
genossen wir Hand in Hand die entzückenden Lüfte des Wonne-
mondes auf der Villa Deines, meines Oheims, Deiner, mei-

ner Tante. Wir schritten, sanft erregt durch eben beendigten
Genuß Becthoocn'scher Symphonien, deren elegischer Schwung
noch leise in unfern Seelen nachklang, im Blumengarten ans
und nieder, und, müde werdend, ließen wir uns unter dem
Schatten kühlender Gebüsche auf einer Bank nieder. Dort
lasen wir, lasen uns vor, lasen so lange, bis unsere Herzen
erstarkten, den Stürmen der feindlichen Welt lächelnd entge-
gen zu schauen. O Lconic! diese Stnndcn, welche so sichtlich
auf die Entwickelung unserer Charaktere einwirkten, werden mir
unvergeßlich bleiben! Du erinnerst Dich des schrecklichen Au-
genblicks, als Dein Oheim plötzlich aus einem Gebüsche her-
vor trat und laut und roh anflachtc, als ich eben wehmüthig
ausrief: „Achtzehn Jahre alt und noch nichts für die Un-

sterblichkeit gethan!" Du zerflössest in Thränen und gelobtest
mir, Hand in Hand mit mir, das Jahrhundert in die Schran-
ken zu fordern. O der Augenblick war so einzig, und Dein
Oheiin konnte lachen, laut lachen, roh lachen! Noch mehr!
O hätte er nur gelacht, laut gelacht, roh gelacht! Aber er
nannte uns überspannte Närrinnen, denen man das Pensionat
an der Nase, (an der Nase — wie profan!) ansähe. Ja noch
mehr; — er schrieb an Deinen Vater, meinen Vater und fünf
Tage später schlug für uns die Stunde der Trennung. Wir
schieden! Du schiedest •— ich schied! Du gingst zurück in
die traute, wenn auch langweilige Heimath. Mich führte
das Geschick hinaus in die weite Welt, denn mein Vater war
eben im Begriffe, eine Reise nach Wien zu machen und nahm
mich mit sich. O was habe ich nicht Alles gesehen, gehört!
doch meine Lconic, höre selbst, oder vielmehr lies, was ich
Dir ganz objektiv (was sagst Du zu diesem süperben Aus-
druck?) hinstellcn werde. In Salzburg angckommcn, und
durch Kalbsbraten erquickt, bestiegen wir den Kapnzinerbcrg,
im Anblicke der Hochgebirge schwelgend, doch sehr cchanfsirt

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Sentimentale Briefe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Brief <Motiv>
Karikatur
Zimmer <Motiv>
Schreiben <Motiv>
Schreibtisch
Junge Frau <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Wehmut <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 36.1862, Nr. 862, S. 9
 
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