Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
g Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- —Tr() Erscheinen wöchentlich ein Mal.Subscrip tions- vvv,i,

Handlungen, sowie von allen Postämtern und fnrdenBandvon26Nummcrn3 fl. 54kr. UU>-Ll>.

Zeitung scrpeditionen angenommen. od. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern kosten 9 kr. od.2'/^ Sgr.

Ein vortheilhaftes Geschäft.

(Schluß.)

Des Mittags saß Blumenfeld in einem Coupo dritter
Klasse, und Louis neben dem Fräulein, um dessentwillen Jener
sich ans der Reise befand. Die liebenswürdige Anna hatte
es durchaus nicht übel genommen, als er ihr beim Eintritte
sanft die Hand gedrückt, und ihr Vater, der für das einzige
Kind eine ganz übertriebene Zärtlichkeit hegte, und es noch
nie gewagt hatte, einen Wunsch von ihr zu mißbilligen, wun-
derte sich wohl ein wenig über Louis edle Dreistigkeit, suchte
jedoch nur seine Verwunderung in dicken Rauchwolken wegzu-
blasen. Indessen befragte er Louis über den Namen und
Stand seiner Eltern, über sein Geschäft, und als er die
Firma Blumcnfcld und Glauberland nennen hörte, fragte er
überrascht:

„Der letztgenannte Herr ist wohl ein Mann ungefähr
in meinen Jahren?"

„Entschuldigen Sie, mein Herr," cntgegnete Louis, „so
viel ich weiß, zählt er noch nicht sechsundzwanzig."

„So," sagte der Engländer gedehnt, und nach ein paar
langen Zügen fuhr er fort: „Ich heiße auch Glauberland,

und einer meiner Brüder hatte sich in seiner Jugend in Leip-
zig niedergelassen."

„Dann ist mein Chef höchst wahrscheinlich Ihr Neffe,
mein Herr! Ich erinnere mich, von ihm gehört zu haben,
daß er in England Verwandte habe, mit denen er jedoch, so
viel ich weiß, in Uneinigkeit lebte. Wie hieß Ihr Herr Bru-
der mit Vornamen?"

„Albert Johann."

„So hieß der Vater meines Patrons. Er ist vor zwei
Jahren gestorben."

„Das trifft sich unerwünscht, liebe Anna. Wissen Sie,
Herr Louis, daß der Hauptzweck unserer Reise der war, um
den vor langen Jahren abgebrochenen Umgang mit meinem

Bruder auf's Neue anzuknüpfen. Er hatte wohl seine bösen
Launen, indessen hatte ich meinerseits auch wohl Manches bei
ihm gut zu machen. O, ich gäbe sogleich tausend Pfund darum!"

„Ich wollte, sein braver Sohn hätte das gehört," warf
Louis hier ein.

„Und warum das?" fragte der Engländer.

„Ei nun, weil Herr Glauberland, Ihr Neffe, ein bra-
ver, besonnener und fleißiger Mann, heute früh, ich weiß nicht
wohin, abgereist ist, bloß um solch ein Sümmchen aufzutrei-
bcn, um welches er augenblicklich dringend verlegen ist. Sein
Geschäft fing gerade jetzt an, sich recht hübsch zu heben, als
ein Banqucrott in dieser Woche es in große Gefahr brachte."

„Aber ich habe nie von dem jungen Manne etwas gehört."

„Ich glaube, ja ich weiß bestimmt," antwortete Louis
mit der ehrlichsten Miene, „daß bloß seines Vaters Hartnä-
ckigkeit ihn behindert hat, Ihnen zu schreiben;' denn ich habe
ihn wohl hundertmal auf dem Comptoir sagen hören: „Wie

herzlich leid thut es mir, daß mein Onkel in England mir
so gram ist!"

Dieser überraschende Angriff auf das Herz des Englän-
ders glückte vollkommen, der alte Glauberland richtete sich
auf, ging aus Louis zu und stellte sich grade vor ihn hin.

„Hören Sie, mein Herr," sagte er, „ich bin meinem
Neffen so wenig gram, wie — wie meiner Pfeife hier! Gott
im Himmel, wie konnte er so etwas von mir denken! Und
nun will ich ihn sehen, mein Herr, und ich werde hier war-
ten, bis er von seiner Reise zurück ist, und wenn es einen
Monat dauern sollte; und wenn er bis dahin noch nicht aus
seiner Verlegenheit gerettet ist, dann will ich ihm zeigen, wie
gram ihm sein Onkel ist."

„Siehst Du, Väterchen, das ist edel von Dir gedacht,
aber dafür kenne ich Dich auch," sagte Anna, und umarmte

8
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen