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kandlu En Buch -und Kunst- —Erscheinen wöchentlich einMal. Sübscripnons-^^,,, .

Zeitnnqserv/bit'ioncn Postämtern und preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54

-» rveolt.onen anaenommen. ob. 2 Rtblr. 5 Sqr. Ei»,eine Nummern tosten 9 kr. °d. 2'/, Sar.

Herr du mein Gott, welche Menge großer Herren uitd
Potentaten, gekrönter Häupter, gewaltiger Kricgöhelden und
Diplomaten, sogar auch unterschiedliche merkwürdige und
hochberühmte Frauen, Kaiseriuen und Königineu mußten sich
bequemen, des einfachen Dichters Nase anzunehmen, der, obgleich
geadelt, deitnoch von der gewöhnlichsten bürgerlichen Herkunft
gewesen. Die ganze große und hohe Gesellschaft mußte sogar
froh sein, endlich wieder ordentliche Nasen zu erhalten, denn
wenn cs doch einmal auf Nasenbekommen abgesehen war,
so war eine Schiller'schc Nase, die noch dazu von schöner
und seltener Form war, immer noch acceptabcl uiib viel
besser als manche andere, und sie konnten besagte Nasen
auch viel eher von ihm, dem großen Dichter, annehmen als
von irgend einem andern Sterblichen. — Sicher aber hatte
der gute Schiller bei seinen Lebzeiten nicht geahnt, daß er
noch nach seinem Tode so vielen gekrönten Häuptern Nasen
geben würde. Wäre es der Fall gewesen, so hätte er volles
Recht gehabt, noch stolzer auf diesen Schmuck seines Antlitzes
zu sein, als es, nach den glaubwürdigen Aussagen seiner
unzähligen wahrheitsgetreuen Biographen, schon der Fall ge-
wesen sein soll! —

Doch kehren wir wieder zu unserer wahrhaftigen Geschichte
zurück. Zur bestimmten Frist prangten die unzähligen Büsten
sammt uiib sonders mit den neuen stattlichen Nasen. Zum
Ueberflnß und um ihr Werk gleichsam zu krönen, hatten die
beiden Nascnkünstler die Köpfe selbst sauber ■ weiß getüncht,
was denselben ein recht freundliches Ansehen gab. So
meinten denn Hans Caspar und besonders der junge Invalide
Fritz, recht gerüstet und gegen allen Zorn ihrer Vorgesetzten gc-
waffnet zu sein und erwarteten freudig und muthig die An-
kunft des Prinzen und seines gestrengen Gefolges. Der
junge Fürst ließ auch nicht auf sich warten. Am bestimmten

Schillers Nase.

(Schluß.)

Tage betrat er von dem Herrn Ober-Domänen-Rath, dem
Herrn Hof-Garten-Vorstand begleitet und gefolgt von dem
Herrn Park-Inspektor den Garten des Cromsdorfcr Schlöß-
chens, allwo Hans Caspar und Fritz ihn mit wahrer Sicgcr-
miene empfingen.

Kaum hatte der hohe Herr etwelche Schritte m den
Garten gethan und die blendend weißen, nenbcnasten Brust-
bilder geschaut, als er plötzlich seinen Schritt hemmte und einen
Ausruf freudigster Ueberraschung hören ließ. Rasch hatte
er die vor ihm sich hinziehende Seite der Mauer entlang
geschaut und Revüe gehalten über die gewaltige Fronte der
vielen Könige, Kaiser und Helden, und sich überzeugt, daß
kciire Nase mehr fehle. Mit freundlich lächelndem Gesichte
wandte er sich an den Ober-Domänen-Rath, ihm dankend,
daß er seinen kaum ausgesprochenen Wunsch so rasch erfüllt,
obgleich cs ihm, wie er meinte, doch ganz unbegreiflich bleibe,
wie er denn'solches in so kurzer Zeit Wege habe bringen
können.

Der Herr Ober-Domänen-Rath, wo möglich noch er-
staunter über das, was er schauen mußte, als der Fürst,
verbeugte sich so tief als nur möglich, mit strahlendem Gesichte
den allerhöchsten Dank ein- und annehmend, obschon er zu-
geben müsse, so meinte er, daß das Verdienst der Herstellung
doch eigentlich — und im Grunde — wenn man cs ganz
strenge nehmen wolle — dem Herrn Hvf-Garten-Vorstand
gebühre.

„Run, wie ist Ihnen denn mein Lieber diese große
Arbeit in so überraschend kurzer Zeit gelungen?" Mit dieser
Frage wandte sich der Fürst nun an den Hof-Garten-Vorstand.

Der Angercdete aber, seine Verlegenheit ebenfalls durch
ein gar devotes Lächeln und Verbeugen zu verbergen suchend,
und in der That keinen andern Auöwcg findend, deutete

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