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2 Bestellungen iverden in alle» Buch- »nd Kunst-
handln „gen, soivie von allen Postämter» und
Zeitnugsexpeditioueu angenommen.

1»1§.

Erscheinen wöchinitlich. Subskriptionspreis XLII. Sil.
für den Band von 24 Nummer» 3 fl. 54 kr.
od.llllithlr. 5 Sgr. EinzelneNnniniern9 kr. od. 27a Sgr.

Die alte Muhme.

(Schluß.)

Die junge Dame lächelte. Sie zeigte dabei ihre Zähne.
■^’cfe waren klein, gleichmäßig, weiß; sie funkelten in der

Abendsonne.

Die alte Muhme sah grimmiger drein. Sie schneuzte
ßch- Sie that es zornig, laut, drohend.

»Gehen lvir Heini, es wird kühl."

So sagte die Muhme. Sie sagte es mit einer harten,
.Wollenen Stimme. Es war kein Wvhlklang darin, aber
"ischlvssenheit, Festigkeit.

Das junge, reiche, schöne, lebhafte, liebenslvürdige Frei-
fräulein wollte nicht. Die Offiziere hatten ja nichts Böses,
nichts Unangenehmes gesagt. Es nützte nichts. Die alte
Muhme duldete keinen Widerspruch. Sie gingen heim.

Des Abends ivar Kränzchen. Die Gesellschaft war groß,
glänzend. Schöne Frauen, galante Herren, gute Musik, eine
laue, schmeichelnde Luft, die durch die geöffneten Thüren in
den Saal drang. Die Unterhaltung ivar lebhaft. Das Fräu-
lein von Senfkorn lvar der Mittelpunkt derselben. Das
Fräulein verdiente es. Die drei Offiziere bewarben sich am
eifrigsten um dasselbe. Sie hatten Ursache dazu. Die alte
Muhme belvachte alle vier zusammen. Es lvar nothwendig.
Sie wünschte ein baldiges Ende des Kränzchens; das kam
endlich, aber cs lvar doch schon Mitternacht geworden. Das
Fräulein wäre gern die ganze Nacht geblieben.

„Du liebst das Vergnügen zu sehr," sagte die Muhme j
auf dem Heimwege, „das ist gefährlich. Merke es Dir,
Hermine, es gibt eine Vergeltung schon in dieser Welt, und
es ist gut, daß es eine gibt."

Hermine erwiderte nichts. Sie war an diese Reden
schon gewöhnt. Sie zog sich in ihr Zimmer zurück. Das
Zimmer lag gegen den Garten. In diesem war Alles Blüthe
und Duft. Die Nachtigallen sangen. Sie sangen bald sehn-
süchtig, bald jubelnd schmetternd. Hermine entkleidete sich.
Auch in ihrem Herzen regte es sich bald sehnsüchtig, bald
jubelnd schmetternd. Warum? Sie Ivar jung; sie hatte noch
nie geliebt. Es sollte erst kommen.

Sie hatte das feine Spitzenkleid abgelegt. Das Kammer-
mädchen half ihr dabei. Nun nahni dieses ihr das Mieder
ab, dann Dieses und Jenes, bis sie im einfachen Nachtkleide
dasaß, rein, frisch, lvie eine weiße Taube. Das Mädchen
ging. Hermine trat an's Fenster, sie schlug die Vorhänge

rr
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die alte Muhme"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Diebstahl
Frauenkleidung
Schneider
Kiste
Versteck
Schrecken <Motiv>
Angst <Motiv>
Geständnis <Motiv>
Rückgabe
Geselle
Karikatur
Liebe <Motiv>
Strumpfband
Freifrau
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Schlafrock <Motiv>
Liebender <Motiv>
Unstandesgemäße Liebe

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 42.1865, Nr. 1018, S. 9
 
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