Fliegende Blätter (42.1865 (Nr. 1017-1042))

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Auö pfälzischer Vorzeit.

^vor betete sie um des Herzog Godram's Seele um ihrer
Zinder Heil willen, und nährte sich von Wurzeln und Beeren,
^nd der Ruf ihrer Frömmigkeit drang in die Thäler und
ln den Gau, da kamen Viele mit ihr zu beten und Viele
Netzen auf der Willgard Wiesen; und bauten sich Häuser
dvn den zerbrochenen, und an die Stätte der Hütte mit dem
Kreuze davor eine Kapelle, die nannte die Willgard zur
^igen Himmelfahrt zum Gedächtniß des Tages, da der
^rzog Godram sie gefunden an diesem Ort.

Und die Willgard starb da, und ward da begraben.

Euch, die Ihr gerne aus den verstreuten Buchstaben,
aus den einzelnen Namen gebildet, Wort und Gedicht ent-
gegen nehmt, die Ihr nicht fragt, ob das Lied, das Euch
gesungen ward, gesetzt wurde nach vorgcschriebener Weise,
oder ob es zusammenklang aus im Winde schwebenden
Tönen, Euch sei die schlichte Kunde gesagt vom Godramstein
und Willgardswiesen, den schönen Dörfern in der bayerischen
Pfalz! E. Dicthoss.

Der Orakclbaum.

Mehr als ein Jahrtausend ist seitdem über das Franken-
,ttnk hingerauscht, Namen und Geschlechter haben sich ge-
ändert, der Besitz wandcrte von Besitzer zu Besitzer, Alles
menschlich war, ist Anders geworden in der ändernden
§luth ber Jahre, der Raum ist der gleiche geblieben, unvcr-
^dert und wandellos, wie er war, da Jene hindurchgeschritten,
^en verwischte Fußtritte kaum noch dem Auge des Forschers
^nd nur „vH dem Auge des Dichters sichtbar sind.

Die da und dort zerstreuten Buchstaben, wenige nur
aellen sie sich zusammen zum Worte, daraus die Geschichte
Landes zu lesen ist, dafür aber redet das Land in seiner

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glichen und erhabenen Schönheit eine so gewaltige Sprache,
E Nur Wenigen unverstanden bleibt.

^ Schöne Pfalz, von dem Schönen, was du dem Wan-
bietest, ist wohl mit das Schönste die reizvolle, üppige
°3end um Landau.

Da liegt inmitten der Rebhänge unter Nuß- und
ienbäumen das lachende Godramstein. Von dem Hofe
Tranken, der ihm den Namen gegeben, ist keine Spur
e’r zu finden, aber die Reben, die er gepflanzt, duften
"" grünen um das stattliche Dorf, sie haben den Hof über-
^ue^t bie Merowinger Burg Neukästel, die in wüsten
kümmern bei den Dreifelsen liegt, dem Trifels, Annebos
Münz, den drei Bergkegeln, die in unveränderter Kraft
^ Hoheit mit ihrem dunklen Wald und ihren aufragenden
"E- und Burgkuppcn hinausschauen in den rheinischen Gau.
sind die Queich hüpft noch wie damals durch das
.Mächtige Thal, leichten Wellensprunges über die Kiesel in
tem Bett vorbei an Wald und Felsen, an Wiesengelände
Unb Rebenhang.

r, Geh'st Du die Queich aufwärts, Wandrer, die glatte
^^dstraße entlang, wo Fels und Wald immer dunkler und
tuender werden, da steigt Dir zur Linken ein gewaltiges
Einbild empor, fast wie der Leib eines ungeschlachten,
Öligen Mannes. Der hält die Wacht über dem Dorfe
^'llgardswiesen.

2 . Eine stolze Kirche romanischen Styles hat die neue
^ ^ unter den Schutz des Felsens, das Dorf überragend
E, ein ander Bauwesen als die arme Kapelle zur hei-
Himmelfahrt, aufgebaut aus den Steintrümmern der
tve^ß^"en Allemannenwohnungcn, von der Niemand mehr

„Ne, was machstc denn da, lieber Sepp, den wunder-
schönen Baum absägen, biste verrückt?" — „Nee, wccste
Hannis, ich will eigentlich wiss'n, wie alt ich bin. Ich
Hab' den Baum g'radc gesetzt dasselbe Jahr, wie ich acheurat'
Hab', un seit der Zeit Hab' ich die Jahre nie mehr gezählt,
weil sie mir zu lang oauerten. Gestern ist meine Alte
gestorben, un da will ich die Jahresringe da zählen, wenn'ö
kene 65 sind, wird noch a mol geheurat'."

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