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Zacharias Hasenmeier's Abenteuer.

(Fortsetzung.)

Die anderen Matrosen stimmten dem Wirth bei. Wall-
fischsänger waren in der That die einzigen Schiffe, die Jeden
annahmcn, der sich auf ihnen verdingen wollte, und dabei
am Weitesten in der Welt herumkamen. An alle Inseln,
die sie nur erreichen konnten, fuhren sie hinan und segelten
jetzt an der Japanischen Küste — dann wieder int Eismeer,
und vier, fünf Monate später zwischen den Corallcn-Jnseln
der Südsee herum. Das aber war gerade was Zacharias
wollte, denn hätte er sich an einer bestimmten Stelle nie-
dergelaffen, so wäre ihm doch zuletzt nichts Anderes übrig
geblieben, als wieder zu arbeiten, und zu diesem letzten
Verzweifelten Mittel, sich eine Existenz zu sichern, würde er
noch immer zeitig genug getrieben.

Einer oder der andere von den Leuten am Tisch hatte
aber auch schon eine Fahrt mit einem Wallfischsänger ge-
macht, und erzählte dann Wunderdinge, was er da draußen
gesehen: von den Mcerweibchen und See-Greisen und den
Cvrallenhäusern, die sie in der See hätten, von fliegenden
! Fischen und Palmen, die mit den langen Blättern in der
Luft herum föchten, von Schildkrötenjagd und dann dem
lustigen Wallsischfahrerleben selber, wie sie in Booten hinter
den großen Fischen herruderten, ihnen die Harpune in den
; Leib warfen und sie dann endlich tvdtstachen und einkochtcn,
und den ausgekochten Speck für ein enormes Geld ver-
j kauften.

Zacharias saß mit offenem Mund daneben, und so gut
v>ie sh», her Grog mundete, gerade so gefielen ihm auch die
wunderbaren Schilderungen dieses fabelhaften Lebens, das
^ie Matrosen — einer solchen Landratte gegenüber — denn
uuch noch tüchtig auszumalen wußten. Einer erzählte immer
j tollere Geschichten als der andere, und als sie endlich fort-

wollten, lieS sie Zacharias nicht und bestellte frischen Grog,
nur um noch immer mehr zu hören, und jetzt konnte er
schon die Zeit nicht erwarten, daß es wieder Tag würde,
um sich auf einem solchen merkwürdigen Fahrzeug einzu-
schiffen, und all das Wunderbare selbst mit zu erleben.

Ein alter Segelmacher, der den tollen Erzählungen
gelauscht, schüttelte zwar mit dem Kopf, denn es lhat ihm
leid, daß sie den armen Teufel mit seinen verworrenen
Ideen nur noch verrückter machten, und er meinte einmal:

„Kamerad, nimm Dich in Acht. Wenn das wahr ist,
was ich von Wallfischfängern gehört habe, so ist verdammt
wenig Vergnügen und heidemäßige Arbeit dabei, und kriegst
Du Einen von den Burschen zum Capitain, wie sie hie und
da auf den Schiffen stecken, so wollte ich lieber an Land
irgendwo als Kettenhund in Condition treten, ehe ich mich
an Bord eines solchen Schisses verdingte."

„Ach Unsinn, Mate," lachte aber ein Anderer, „wenn
das bischen Arbeit nicht wäre, machte einen ja die Lange-
weile auf der langen Reise todt."

„Na, wenn ihn weiter nichts todt macht, alö die Lange-
weile," nickte der Scgelmacher vor sich hin, „so kann er
zufrieden sein — mit Deckwaschen, Garnspinnen, Theer-
streichen, Kettenklopfen, Thran einschnciden und auskochcn
und wie die angenehmen Beschäftigungen alle heißen, wird
ihn die nicht viel plagen. Aber meinetwegen Kinder," sagte
er, von seinem Stuhl aufstehend und sein Glas zurück-
schiebend, „wer nicht hören will, muß fühlen, und wenn er's
denn nicht anders haben mag, wird ihm eine dreijährige
Lehrzeit aus einem solchen blutigen Kasten auch gerade
Nichts schaden — viel Glück Mate und einen guten Fang —"
und damit stieg er langsam zur Thüre hinaus.

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