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1- Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- . » Erscheinen wöchentlich em Mal. Subscnplwns-^^^^ m

handliinaen sowie von allen Postämtern und -W HAA , preis für den Band von 26 Nummern d fl. o4 kr.

A ei tun g s exp ed i t'i o u e n angenommen. od. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/, Sgr. j

D c r K u ß.

(Schluß.)

Darauf machte er sich so fei», als einem Menschen
möglich ist, der aus den Schränken und Kommoden nichts
Anderes herausnehmen kann, als die Bretter und die Hölzer,
an denen bei wohlhabenden Leuten die Kleider hängen. Dann
begab er sich nach dem Hause des Professors und dachte sich
unterwegs die Rede aus, die er vor dem Mädchen halten
wollte. Es hieß, die Tochter sei mit ihren Freundinnen im
Garten beim Birnenbrechen. Mit klopfendem Herzen ging
in den Garten und che er cs noch dachte, war er schon
umringt von kichernden Mädchen. Cn suchte im Kreise und
fand die, welche ihn geküßt hatte. ^ Sie aber, die seine große
Verlegenheit bemerkte, trat mit heiterem Gesicht aus ihn zu
und sprach also:

„Sind Sie schon wieder da? muß noch einmal ein
Leben gerettet werden? Was mich betrisst, so denke ich doch,
baß ich mir hinreichend den Himmel verdient habe. Hier
sind aber Freundinnen von mir, die alle noch so jung sind,
baß sie noch fast gar nichts Gutes auf Erden haben thun
können. Ich bitte Sie, wenden Sie sich an Eine von diesen.
Ick, bin überzeugt, sie werden sich darüber streiten, welche
von ihnen die rettende That vollbringe.

Nun hatten die klugen Geisterchcn, von denen wir oben
sprachen, dem Studenten einen Strohhalm in den Weg gelegt.
Indem er ein kleines Schnittchen vortrat, stolperte er über den
Strohhalm und das war ein Glück, ohne welches Alles ver-
loren gewesen wäre. Denn in der Bestürzung über sein
Stolpern hatte der Student plötzlich die ganze gelehrte Rede
vergessen, die er sich ausgedacht hatte. Da er nun doch
etwas sagen mußte, so fing er frischweg aus dem Stegreif
Zu sprechen an.

„Mein Fräulein," begann er „Sie haben ein Recht
über mich zu spotten und obgleich ich das erwartete, bin ich
doch zurückgekchrt. Ich bin nicht gekommen, um noch mehr
zu fordern, denn ich habe schon mehr gefordert und erhalten,
als menschlicher Reichthum jemals gewähren kann; ich kam,
weil mir das, was ich gethan habe, unsäglich leid thut. Es
ist mir schwer geworden zu kommen, aber ich möchte AllcS
in der Welt thun, damit Sie bester von mir denken, als Sic
nach dem, wie ich gehandelt habe, denken müssen. Ich möchte
mich gern überreden, daß die Roth mich gezwungen habe.
Dennoch kann ich mir keine Roth denken, die groß genug
wäre, um mich zu einer unedlen Handlung zu zwingen. Ich
habe ohne alle Ueberlegung gehandelt. Bei Gott! ohne cs
zu wollen, habe ich Sie und mich selbst auf die kläglichste
Weise betrogen. Das Geld, das ich gewonnen habe, kann
ich nicht brauchen. Es liegt mir im Hause wie ein böser
Geselle, der das Schlechteste von mir weiß. Ich habe cS
daher mitgebracht und bitte Sie, cs zu einem wohlthätigcn
Zweck zu verwenden.

Durch Ihre grenzenlose Güte haben Sie mich aus einer
großen Gefahr gerettet. Denn wenn Sie mir, um was ich
bat, verweigert hätten, so würde ich außer der Schuld, die
ich nun trage, auch noch den Fluch der Lächerlichkeit auf
mich geladen haben und nie wieder hätte ich mich unter den
Menschen sehen lassen mögen. So haben Sie mir das Leben
gerettet, das ich, in dem Glauben es mir zu retten, ver-
spielen wollte. Run möchte ich, wenn cö auf irgend eine
Weise möglich ist, was ich gefehlt habe, wieder gut machen.
Wenn in mir — denn außer mir habe ich nichts — etwas
Gutes ist, ■ so gebieten Sie darüber, wie Sic wollen, und
weisen ihm ein Stelle an, wo es nütze."

IS
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