G eckenstadt- Aktenberger-Eifenbahu. S
Die Städte Attenberg und Geckenstadr beschließen, sich durch eine Eisenbahn zu verbinden. Die durch den Bau der Bahn mög-
lich werdende standesmäßige Placirung und Unisormirung der Söhne Rathsfähiger und Rathsverwandter Bürger, lassen das Unterneh-
men als ein längst gefühltes und zeitgemäßes erscheinen. Zn einer vertraulichen Sitzung hohen Raths hat die Besetzung der zahlreichen
i Betriebstellen statt gefunden, und den vorgelegten Zeichnungen der Uniform-Erfindungs-Kommiffion wurde die stadtväterliche Sanktion
! ertheilt. Die Stelle eines Obereisenbahn-Betriebs-Administrationsgenerals mit dem Prädikat Betriebsherrlichkeit erhielt ein Herr aus
: Bürgermeisterlichem Geschlecht«, also schon durch Geburt zu jeder erdachten und noch zu erdenkenden Stelle überfähig; die weiteren
Stelle» eines Bahnhosobristaufpassers, Unteraufpassers !c. wurden in ähnlicher Weise passend besetzt. — Die Beglückten ermangeln
nicht, sich in ihrer Uniform aller Orten sehen zu lassen, was dem Publikum zu großer Satisfactivn gereicht.
Da man den städtischen Siraßenmeistcrn die nölhigen Kenntnisse zulrauen zu wollen nicht geneigt war, so wurde zur Aus-
arbeitung des Projectes ein englischer Ingenieur verschrieben; seine Arbeit jedoch wegen Nichtberücksichtigung stadtrathlicher Besitz»»- j
gen verworfen und derselbe mit schwerem Danke entlassen.
Man griff nun zu den verkannten inländischen Techniker», bildete aus ihnen eine Kommission mit der Benennung Eisenbahn- :
bauführungsoberamt, und übertrug ihr sämmtliche Arbeiten bis zur Uebergabe an die Betriebsbehörde.
Die Vorarbeiten sind rasch beendigt, der Plan vorgelegt, genehmigt (nur mit der geringen Abänderung, daß statt der Führung
der Bahn durch das anmuthige Schneckenthal ein 2 Stunden langer Tunnel erbaut werde, weil sonst kein solcher Vorkommen würde,)
und die Arbeiten beginnen.
Durch den rapiden Fortschritt des Baues entstehen mancherlei Konsticte; so wird unter anderm der prachtvollen Billa des !
weiland Stadtarmenpflegers über Nacht die herrlichste Aussicht der Art verbaut, daß ihm nur noch der Kamin als Passage bleibt.
Er stellt Klage. Eine Kommission des Bauführungsoberamtes begibt sich zur vorläufigen Okularinspection an das streitige Local,
nimmt auch gelegentlich den schon vollendeten und eben so schönen als sinnreichen Viadukt in Augenschein. Tie Kommission besteht
aus einem Oberamtsingenieur, einem Ober-und UnterterrainacquirirungScommissair, einem Bonitirungsattache, sechs Protocol-
listen, sechs Ober-und sechs Unterkanzellisten, einem ambulanten Registrator, vier und zwanzig ambulanten Bureaudienern
und sechs Dienersgehülsen, einer Campagne-Registratur und Schreibtisch nebst sehr compendiöser Dampfsiegelpresse von der Hand des
städtischen Windenmachers für 1000 Briefe in der Stunde. Derselbe erfindungsreiche Mann, ein geborner Aktenberger, beschäftigt
sich gegenwärtig mit einer Entsiegelungsmaschine ohne Verletzung des Siegels und Papiers sowohl, als zum Aufschneiden, ebenfalls
für 1000 Siegel in der Stund«.
Durch die Wirksamkeit beider Maschinen hofft der Erfinder auch den größten Ansprüchen zu entsprechen.
(Fortsetzung folgt.)
Die Städte Attenberg und Geckenstadr beschließen, sich durch eine Eisenbahn zu verbinden. Die durch den Bau der Bahn mög-
lich werdende standesmäßige Placirung und Unisormirung der Söhne Rathsfähiger und Rathsverwandter Bürger, lassen das Unterneh-
men als ein längst gefühltes und zeitgemäßes erscheinen. Zn einer vertraulichen Sitzung hohen Raths hat die Besetzung der zahlreichen
i Betriebstellen statt gefunden, und den vorgelegten Zeichnungen der Uniform-Erfindungs-Kommiffion wurde die stadtväterliche Sanktion
! ertheilt. Die Stelle eines Obereisenbahn-Betriebs-Administrationsgenerals mit dem Prädikat Betriebsherrlichkeit erhielt ein Herr aus
: Bürgermeisterlichem Geschlecht«, also schon durch Geburt zu jeder erdachten und noch zu erdenkenden Stelle überfähig; die weiteren
Stelle» eines Bahnhosobristaufpassers, Unteraufpassers !c. wurden in ähnlicher Weise passend besetzt. — Die Beglückten ermangeln
nicht, sich in ihrer Uniform aller Orten sehen zu lassen, was dem Publikum zu großer Satisfactivn gereicht.
Da man den städtischen Siraßenmeistcrn die nölhigen Kenntnisse zulrauen zu wollen nicht geneigt war, so wurde zur Aus-
arbeitung des Projectes ein englischer Ingenieur verschrieben; seine Arbeit jedoch wegen Nichtberücksichtigung stadtrathlicher Besitz»»- j
gen verworfen und derselbe mit schwerem Danke entlassen.
Man griff nun zu den verkannten inländischen Techniker», bildete aus ihnen eine Kommission mit der Benennung Eisenbahn- :
bauführungsoberamt, und übertrug ihr sämmtliche Arbeiten bis zur Uebergabe an die Betriebsbehörde.
Die Vorarbeiten sind rasch beendigt, der Plan vorgelegt, genehmigt (nur mit der geringen Abänderung, daß statt der Führung
der Bahn durch das anmuthige Schneckenthal ein 2 Stunden langer Tunnel erbaut werde, weil sonst kein solcher Vorkommen würde,)
und die Arbeiten beginnen.
Durch den rapiden Fortschritt des Baues entstehen mancherlei Konsticte; so wird unter anderm der prachtvollen Billa des !
weiland Stadtarmenpflegers über Nacht die herrlichste Aussicht der Art verbaut, daß ihm nur noch der Kamin als Passage bleibt.
Er stellt Klage. Eine Kommission des Bauführungsoberamtes begibt sich zur vorläufigen Okularinspection an das streitige Local,
nimmt auch gelegentlich den schon vollendeten und eben so schönen als sinnreichen Viadukt in Augenschein. Tie Kommission besteht
aus einem Oberamtsingenieur, einem Ober-und UnterterrainacquirirungScommissair, einem Bonitirungsattache, sechs Protocol-
listen, sechs Ober-und sechs Unterkanzellisten, einem ambulanten Registrator, vier und zwanzig ambulanten Bureaudienern
und sechs Dienersgehülsen, einer Campagne-Registratur und Schreibtisch nebst sehr compendiöser Dampfsiegelpresse von der Hand des
städtischen Windenmachers für 1000 Briefe in der Stunde. Derselbe erfindungsreiche Mann, ein geborner Aktenberger, beschäftigt
sich gegenwärtig mit einer Entsiegelungsmaschine ohne Verletzung des Siegels und Papiers sowohl, als zum Aufschneiden, ebenfalls
für 1000 Siegel in der Stund«.
Durch die Wirksamkeit beider Maschinen hofft der Erfinder auch den größten Ansprüchen zu entsprechen.
(Fortsetzung folgt.)
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Geckenstadt-Altenberger-Eisenbahn"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 5.1847, Nr. 97, S. 5
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg