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keine andere heirathen als sie, und der Vater werde schon noch
nachgeben. Ja, bei allem was heilig ist, hatte er ihr gelobt
Treue bis zum Tod, und nun sah sie ihn so schändlicher Weise
seinen Schwur brechen. Da fuhr es ihr in die Kniee und vor
den Augen tanzte und flirrte es bunt durcheinander; sie mußte
sich am hölzernen Kreuze halten und auf's Grab niedersetzen,
wenn sie nicht Umfallen wollte. Als es nach und nach Heller
wurde vor ihren Augen, schlich sie auf weiten Umwegen heim,
und es war ihr, als müßten alle Leute sie auslachen, und es
ihr am Gesicht ansehen, daß sie so leichtgläubig gewesen, und
die Gaffenbuben ihr nachlaufen und Koth und Steine nach-
werfen. — In ihrem Stübchen angekommen, weinte sie nun so
bitterlich, und seufzte bald und betete so jämmerlich, daß sich
hätten die Steine über sie erbarmen mögen, und hundert-
mal wünschte sie aufgelöst zu sein, und bei ihrer Mutter
zu liegen; ja, hätte sie nicht so viel Religion und
Christenthum gehabt, sie wäre an den Bach hinausgerannt
und hineingesprungen, wie schon so Manche gethan.

So saß sie nun den lieben langen Tag da, aß
nichts und trank nichts, spann, daß es kaum der Rede
werth ist, und wußte ihres Jammers kein Ende. —

Der Himmel hatte sich gegen Abend mit Gewölle über-
zogen, ein wilder Wind pfiff über die Felder und
Wiesen her und rauschte in den Baumwipfeln; kein
Sternlein blickte durch die schwarzen Wolken. Da
pochte es laut und vernehmlich an die geschloffenejThür.

Grete fuhr erschrocken auf und wußte nicht ob es ihr
geträumt, oder ob es wirklich geklopft habe. Da pochte
es zum zweitenmale, und mit langsamen Schritten ging
sie hinaus, denn es lag ihr wie Blei in den Füßen.

„Ich wollte es wäre der Tod," dachte sie und fragte
mit zitternder Stimme wer draußen wäre.

„Mach' auf Grete!" rief es von außen, „ich bin's,
dein Jakob;" und freudig und verwirrt schob das Mäd-
chen den Riegel weg; denn es kam ihr im Augenblicke
vor, als muffe sie sich heute früh getäuscht haben, und
sie hatte es immer kaum glauben können, daß er es

wirklich sollte gewesen sein, der an der Seite
der Müllerstochter so festtäglich geschmückt in
die Kirche gezogen; aber als sie in die Stube
getreten, sah sie den Hochzeitsstrauß an seiner
Brust und sank lautlos auf die Bank, die häu-
fig hervorquellenden Zähren mit der Schürze be-
deckend.

„Grete," Hub der blaffe Bräutigam an, nach-
dem er eine Weile dagcstandcn war mit zu Boden
gerichtetem Blicke, „gute, liebe Grete, kannst du
mir verzeihen?" —

Aber Grete konnte vor Schluchzen nicht
reden, und er begann nach einer langen Pause
von Neuem: „liebe Grete, du weißt ja, es war
nicht jmein Wille; mein Vater hat mich ge-
zwungen dazu; — er hat mich verstoßen und —
enterben wollen, und um den Spektakel los zu werden, und des
ewigen Geschände Hab ich in der Verwirrung und Betäubung
dreingewilligt. — So rede doch nur, gute Grete! — schmähe
mich, — schimpfe mich! heiß' mich einen Schurken, — einen
Lügner, — einen elenden Tropfen, — nenne mich, was du
willst, — nur weine nicht immer. — Sieh! es hat mich nim-
mer gelitten unter den Hochzeitleuten; wie mit Stricken hat es
mich zu dir hergezogen, um dich um Verzeihung zu bitten, um
dir Alles zu sagen, und du sprichst nun kein Wort. — Ich habe
mich wegstehlen müffen um zu dir zu kommen, und wenn Jemand
etwas gemerkt hätte, würde morgen das ganze Dorf über mich
und dich schimpfen und spötteln, daß es ein Elend wäre." —
Da schaute ihn Grete mit den verweinten Augen an, und


Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Hexengrab"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Gebet <Motiv>
Grab <Motiv>
Friedhof <Motiv>
Streit <Motiv>
Karikatur
Frau <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Unstandesgemäße Liebe

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 5.1847, Nr. 98, S. 11
 
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