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Das Hexengrab.

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nun nicht mehr so dick thun könne wie sonst, und daß es mit
1 seiner Herrlichkeit bald ein Ende haben werde.

Und wie ging es dem Maier und seiner Familie? Nun,
wie es gewöhnlich geht. Er wollte sich da und dort ankaufen,
aber dem Weibe wollte es nirgends gefallen, und die viertausend
Gulden schwanden nach und nach unter den Händen hin wie
das Eis an der Sonne. Darüber, und über den Aerger, sein
i schönes Gut so thöricht verschleudert zu^haben, was er überall
hören mußte, verlor der unglückliche Mann den Verstand. Die
Maierin wurde von ihrem Bruder, dem jetzigen Müller, in's
Haus genommen, verschwand aber bald darauf; ob sie in's
Master gesprungen, oder ob sie der Böse leibhaftig geholt, wie
manche meinen, ist ungewiß; denn bis jetzt hat man nichts
mehr von ihr gehört. Die Kinder sind zerstreut in der weiten
Welt, das eine da, das andere dort, und wüsten unter fremden
j Leuten ihr Brod sich verdienen.

Unter der alten Linde an der Straße zu Erdmannsdorf
sitzt Jahr aus Jahr ein der wahnsinnige Jakob mit langen eis-
grauen Haaren; um die Schultern hängt ihm ein braunes zer-

fetztes Mäntelein, in das er die zitternden dürftig bekleideten
Glieder birgt. Geht Jemand vorüber, so blickt er ihn an mit
stumpfen irren Blicken, nur hier und da zuckt kaum merkbar ein
wehmüthiges Lächeln um die bleichen Lippen. Er redet mit
Niemand außer mit sich selber. Mag es regnen oder schneien,
so sitzt er da auf seinem Plätzchen, heute wie gestern vom frühen
Morgen bis zum späten Abend, wo er dann in der ersten Hütte
des Dorfes verschwindet. In dieser Hütte wohnt der Viehhirt
des Dorfes, und die Gemeinde von Erdmannsdorf gab ihm aus
Mitleid den ehemaligen Maierbauern als Kostgänger ins Haus.
— Wenn es recht windet und wettert in der finstern Nacht, so
steht der Wahnsinnige von seiner Streu auf und schleicht sich
auf den Gottesacker und sitzt stundenlang auf dem Grabe der
unglücklichen Grete. Das ist die dunkle Gestalt, welche der
Nachtwächter manchmal sieht im flatternden Mantel. Am Tage
hat man den Wahnsinnigen nie dort gesehen, und es scheint, als
ob die Scheu vor dem Gerede der Dorfbewohner noch in seinem '
verwirrten Gehirne fortlebe, und ihn abhalte, bei hellem Tage
das Grab des durch ihn geopferten Mädchens heimzusuchen.

3- H-

Ein anderer Bierprozeß.

(Auch eine wahre Geschichte.)

Bierkieser. Wir haben das Bier für schlecht g'sprochen, und die andern Herren Bierkieser für gut — das wüsten
wir uns g'fallcn lasten! — Aber daß denen ihr Ausspruch den Ausschlag geb'n sollt, das verstehen wir net', Herr Assessor!
wir sind ja doch auch g'lernte Bräuer, verpflichtete Leut, die ihr G'wisten in Acht nehmen, und Bürger bei der Stadt, die
ihre Steuern und Abgaben geb'n! —

Assessor. Ja seh'ns, meine Herren, das ist verordnungsgemäß, daß bei einer eingelegten Berufung immer das
Gutachten derjenigen Sachverständigen die Entscheidungsnorm geben muß, welche bei der neueren technischen Untersuchung thätig
waren. Beruhigen Sie sich indeß, bei dem nächsten Fall werde ich Sie beide zur neueren technischen Untersuchung beiziehen,
und dann sind Sie die Gescheidteren! —
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein anderer Bierprozeß"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Beamter <Motiv>
Bier <Motiv>
Gespräch <Motiv>
Bierkieser
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 5.1847, Nr. 100, S. 28

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