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Der Skaa»«strrich »e« Prinzen von Aurignon.
.Souverän «,n Aurignon' in die Reihe ihrer erhabene» Prädi-
rat» auf. Dan»« hatte »« sich eigentlich auch hei »»« ganzen
Streu» gehandelt; denn um »i» beschränkten Einkünfte de« Lande«
beneidet» »an sich »ich«, auch war di» groß» Samili» »er Rohan
so «ei« davon entfern«, auf de» Besitz selb- Werth zu legen «der
in väterlich »eifer Regierung de» Van»»« ihren Stolz zu suche»,
»aß seit Mrnschengedrnken noch »iemal« »in Glied de« Herrscher-
haus«« eine» Auß in »a« still« Thal von Aurignon gesetz« batte.
Ein» Behörde, dt» den Titel „tour »ouvrraine* führte, ver-
waltet« die Besitzung mit unumschränkter Machtvollkommenheit,
Di» Einkünfte wurden entweder in Naturalien g«le»-e« und
von den Mitgliedern de« Hofe« und ihren Gemahlinnen in
Küche und Stallung sehr gewiffenhaf« verwand«, so »aß am
End» de« Jahre« ganz sicherlich nicht« verkommen »der und,,
nützt übrig geblieben war, Oder sie bestanden m Gel», und
die« stoß mit großer Regelmäßigkeit in eine« eiserne« Kasten,
der im Sitzu»g«zimmer der Behörde oben auf dem Schloff»
höchst vorsichtig an den Dielen festgeschraubt und mit starken
SchlLffern wohlverwahrt war, so daß gewiß nicht« davon ent-
wendet werden konnte. Nur di» Mitglieder de« Hose« hatten
Schlüssel dazu und schöpften vor und nach daran«, wie da«
Bedürfni- sie heran führt», in mäßiger und höchst bescheidener
Weis«, grade so wie sie ihr» Däter und Großväter, deren
Stellen sie geerbt hatten, darau« schöpfen gesehen. Wenn trotz
dem am Ende de« Jahre« in dem eisernen Kasten nicht viel
mehr sich vorfand, so war da« um so weniger zu verwundern,
al« der verständige Leser ja weiß, welch flüchtige«, leichthin«
rollende« Ding da« Geld ist. Dazu war man auch in Bei-
treibung rückständiger Renten nicht grausam und wenn eia
ehrlicher Unterthan von Aurignon in menschlicher Vergeßlichkeit
sich seine« Termin« ganz und gar nicht zu erinnern da« Un-
glück hatte, so besaß die „eour souveraine* Humanität und
gut« Leben«art genug, mit widerwärtigen und ekelhaften Mah-
nungen «ad Ouänqeleien ihm nicht den ungetrübten Genuß
feine« Dasein« zu verkümmern. Und doch — sollte man e«
denken k — waren dies« selben Unterthanen sehr unzufrieden
mit ihrer Behörde, klagten über Willkührherrschaft und fanden
sie in allen Dingen hinter den Anforderungen der Zeit zurück
gebliebe». —
Die« war da« Land, in »essen Marken unser Hel» gefäng-
lich eingezogen worden war — ein Fang, der jede der Unter-
lhanenseele» mit großer Tbeilnahm», di» Mitglieder de« Hofe«
aber mit de» Gefühl» gerechten Stolze« und äußerster Erhaben-
heit erfüllte Ein Kapitalverbrecher war »«. um den e« sich
handelte — und der souverän« Hof war ihn zu richten berufen
— er halte Gelegenheit in dem höchsten Glanze seiner Präro-
gative zu leuchten, gewiß ein höchst willkommene« und dem
Ansehen de« Staate« äußerst förderliche« Ereigniß! — Auch
bat ein erhaschter Vogel wohl nie da« Herz eine« Knaben mit
der Freud« erfüllt. welche die Brust de« Geneschall« von 'Au-
rignon schwellt», al« er diese« Galgenvogel hatte!
.In di» Herenkammrr mit ihm." sagt» dieser mächtig« und
bochgebietende Herr, eia Neinrr Mann. der sehr h»be Absätze
trug, um seiner Leibe«läng« etwa« binzuzusetzen und der im
Gesichte so viel Roth« hatte, daß er au«sah, wie »in kollerige«
Kampshähnchen — .in die Heren kam mer mit ihm," sagte er,
al« »er Huissier ihm den Fang gemeldet, .Nehmt ihm die
Stricke, abn laßt einen Mann bei ihm wachen und eine Wache
auf de« «ang vor de« Gefängniß stehen; ich mache Euch rer-
antwortlich für den Gefangenen!'
Lambert bracht» auf seine« Strohbündel in der Herenkam-
mer rin» schrecklich« Rächt zu. Er fürchtete mit Recht für
sein Leben, Und in »er Thal, e« war wenig Hoffnung da,
»aß er einer schimpflichen Tode«strafe entgehen werde. Al« er
den Kopf an dt» Gitkerstäb» seine« engen Fenster« drückte, um
von »er Höh« de« Schlosthurm« auf die Segen» nieder,ublicken,
sah er über da« Städtchen unter ihm weg. ein» kahle runde
Anhöhe sich erbeben, auf »er »in Etwa« stand, da« immer
beunruhigendere gespenstischere Umriffe annahm, je höher der
Mond stieg und je Heller sein Licht über die waldigen Berg-
züg« aiederfioß, welch« da« Thal umgaben. Lambert zog endlich '
von einem Schauder ergriffen den Kopf zurück, und entschloß
sich, wenn e« einmal sei» müsse, mit so viel ungebeugten Trotze«
zu sterben, al« ihm möglich sein «erde zusammenzuraffen.
Am andern Morgen um zehn Uhr wurde Lambert vor die
Richter geführt. In dem altfränkisch möblirten Sitzung«saale
»er .kvur souverain«,* welchen dunkle« Eichenholzgetäfel und
di« trüben Neinen Wappenscheiben in schmalen Fenstern sehr
düster machten, ruhten der Seneschall von Aurignon mit zweien
seiner Beisitzer in höchst feierlicher und imponirender Haltung
auf den schwarzsammtnen Seffeln — gleich jenem Richter de«
Sachsnrspiegel«. von dem e« beißt: .Der Richter soll sitzen
gleich einem grimmigen Leun, da« linke Bein über da« rechte
geschlagen '
Al« nun Alle« bereit, »er Protokollführer sein« Feder fertig
geschnitten, der Seneschall den Gefangenen mit der durchboh-
renden Kraft seine« Blick« genugsam mortisizirt und niederge-
schlagen, begann da« Verhör:
.Wie lange wäret Ihr ein Mitglied der Räuberbande, mit
der man euch aufdob k'
.Lange genug, um zu sehen, »aß die schlimmsten Räuber
nicht die sind, welch« den Wald und di» Keller verfallener j
Schlösser bewohnen' — versetzt» Lambert trotzig lachend.
Der Seneschall nahm den Amtlstab von silberbeschlagenem
Ebenholz, der vor ihm auf dem Tisch« lag. stellte ihn auf da«
linke Knie und indem er die recht» Hand gegen den Gefangenen
auöstreckte. sagte er:
.Junger Frevler, so lang» di» Wände diese« feierlichen One«
stehen, hat man die Heiligkeit desselben noch nicht durch laute«
I Lachen entweiht.'
.Dann muß ich annebmen, daß die, welch» vor mir hier I
standen, »ir gewagt haben, di« Blicke zu erbeben und Euch
»nzuschauen. gestrenger Herr Seneschall.'
Der Seneschall und die ganz« .raue souveraine* kamen ob
dieser frechen Annvon gänzlich au« der feierlichen Amt«miene
und imponirenden Haltung berau«. Mit Hintansetzung aller
Würde schrie der eine Beisitzer nackr dem Stockknecht, der andere
faßte gar »a« große Tintenfaß, al« ob er e« dem Znauisite«
Der Skaa»«strrich »e« Prinzen von Aurignon.
.Souverän «,n Aurignon' in die Reihe ihrer erhabene» Prädi-
rat» auf. Dan»« hatte »« sich eigentlich auch hei »»« ganzen
Streu» gehandelt; denn um »i» beschränkten Einkünfte de« Lande«
beneidet» »an sich »ich«, auch war di» groß» Samili» »er Rohan
so «ei« davon entfern«, auf de» Besitz selb- Werth zu legen «der
in väterlich »eifer Regierung de» Van»»« ihren Stolz zu suche»,
»aß seit Mrnschengedrnken noch »iemal« »in Glied de« Herrscher-
haus«« eine» Auß in »a« still« Thal von Aurignon gesetz« batte.
Ein» Behörde, dt» den Titel „tour »ouvrraine* führte, ver-
waltet« die Besitzung mit unumschränkter Machtvollkommenheit,
Di» Einkünfte wurden entweder in Naturalien g«le»-e« und
von den Mitgliedern de« Hofe« und ihren Gemahlinnen in
Küche und Stallung sehr gewiffenhaf« verwand«, so »aß am
End» de« Jahre« ganz sicherlich nicht« verkommen »der und,,
nützt übrig geblieben war, Oder sie bestanden m Gel», und
die« stoß mit großer Regelmäßigkeit in eine« eiserne« Kasten,
der im Sitzu»g«zimmer der Behörde oben auf dem Schloff»
höchst vorsichtig an den Dielen festgeschraubt und mit starken
SchlLffern wohlverwahrt war, so daß gewiß nicht« davon ent-
wendet werden konnte. Nur di» Mitglieder de« Hose« hatten
Schlüssel dazu und schöpften vor und nach daran«, wie da«
Bedürfni- sie heran führt», in mäßiger und höchst bescheidener
Weis«, grade so wie sie ihr» Däter und Großväter, deren
Stellen sie geerbt hatten, darau« schöpfen gesehen. Wenn trotz
dem am Ende de« Jahre« in dem eisernen Kasten nicht viel
mehr sich vorfand, so war da« um so weniger zu verwundern,
al« der verständige Leser ja weiß, welch flüchtige«, leichthin«
rollende« Ding da« Geld ist. Dazu war man auch in Bei-
treibung rückständiger Renten nicht grausam und wenn eia
ehrlicher Unterthan von Aurignon in menschlicher Vergeßlichkeit
sich seine« Termin« ganz und gar nicht zu erinnern da« Un-
glück hatte, so besaß die „eour souveraine* Humanität und
gut« Leben«art genug, mit widerwärtigen und ekelhaften Mah-
nungen «ad Ouänqeleien ihm nicht den ungetrübten Genuß
feine« Dasein« zu verkümmern. Und doch — sollte man e«
denken k — waren dies« selben Unterthanen sehr unzufrieden
mit ihrer Behörde, klagten über Willkührherrschaft und fanden
sie in allen Dingen hinter den Anforderungen der Zeit zurück
gebliebe». —
Die« war da« Land, in »essen Marken unser Hel» gefäng-
lich eingezogen worden war — ein Fang, der jede der Unter-
lhanenseele» mit großer Tbeilnahm», di» Mitglieder de« Hofe«
aber mit de» Gefühl» gerechten Stolze« und äußerster Erhaben-
heit erfüllte Ein Kapitalverbrecher war »«. um den e« sich
handelte — und der souverän« Hof war ihn zu richten berufen
— er halte Gelegenheit in dem höchsten Glanze seiner Präro-
gative zu leuchten, gewiß ein höchst willkommene« und dem
Ansehen de« Staate« äußerst förderliche« Ereigniß! — Auch
bat ein erhaschter Vogel wohl nie da« Herz eine« Knaben mit
der Freud« erfüllt. welche die Brust de« Geneschall« von 'Au-
rignon schwellt», al« er diese« Galgenvogel hatte!
.In di» Herenkammrr mit ihm." sagt» dieser mächtig« und
bochgebietende Herr, eia Neinrr Mann. der sehr h»be Absätze
trug, um seiner Leibe«läng« etwa« binzuzusetzen und der im
Gesichte so viel Roth« hatte, daß er au«sah, wie »in kollerige«
Kampshähnchen — .in die Heren kam mer mit ihm," sagte er,
al« »er Huissier ihm den Fang gemeldet, .Nehmt ihm die
Stricke, abn laßt einen Mann bei ihm wachen und eine Wache
auf de« «ang vor de« Gefängniß stehen; ich mache Euch rer-
antwortlich für den Gefangenen!'
Lambert bracht» auf seine« Strohbündel in der Herenkam-
mer rin» schrecklich« Rächt zu. Er fürchtete mit Recht für
sein Leben, Und in »er Thal, e« war wenig Hoffnung da,
»aß er einer schimpflichen Tode«strafe entgehen werde. Al« er
den Kopf an dt» Gitkerstäb» seine« engen Fenster« drückte, um
von »er Höh« de« Schlosthurm« auf die Segen» nieder,ublicken,
sah er über da« Städtchen unter ihm weg. ein» kahle runde
Anhöhe sich erbeben, auf »er »in Etwa« stand, da« immer
beunruhigendere gespenstischere Umriffe annahm, je höher der
Mond stieg und je Heller sein Licht über die waldigen Berg-
züg« aiederfioß, welch« da« Thal umgaben. Lambert zog endlich '
von einem Schauder ergriffen den Kopf zurück, und entschloß
sich, wenn e« einmal sei» müsse, mit so viel ungebeugten Trotze«
zu sterben, al« ihm möglich sein «erde zusammenzuraffen.
Am andern Morgen um zehn Uhr wurde Lambert vor die
Richter geführt. In dem altfränkisch möblirten Sitzung«saale
»er .kvur souverain«,* welchen dunkle« Eichenholzgetäfel und
di« trüben Neinen Wappenscheiben in schmalen Fenstern sehr
düster machten, ruhten der Seneschall von Aurignon mit zweien
seiner Beisitzer in höchst feierlicher und imponirender Haltung
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Sachsnrspiegel«. von dem e« beißt: .Der Richter soll sitzen
gleich einem grimmigen Leun, da« linke Bein über da« rechte
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Al« nun Alle« bereit, »er Protokollführer sein« Feder fertig
geschnitten, der Seneschall den Gefangenen mit der durchboh-
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.Wie lange wäret Ihr ein Mitglied der Räuberbande, mit
der man euch aufdob k'
.Lange genug, um zu sehen, »aß die schlimmsten Räuber
nicht die sind, welch« den Wald und di» Keller verfallener j
Schlösser bewohnen' — versetzt» Lambert trotzig lachend.
Der Seneschall nahm den Amtlstab von silberbeschlagenem
Ebenholz, der vor ihm auf dem Tisch« lag. stellte ihn auf da«
linke Knie und indem er die recht» Hand gegen den Gefangenen
auöstreckte. sagte er:
.Junger Frevler, so lang» di» Wände diese« feierlichen One«
stehen, hat man die Heiligkeit desselben noch nicht durch laute«
I Lachen entweiht.'
.Dann muß ich annebmen, daß die, welch» vor mir hier I
standen, »ir gewagt haben, di« Blicke zu erbeben und Euch
»nzuschauen. gestrenger Herr Seneschall.'
Der Seneschall und die ganz« .raue souveraine* kamen ob
dieser frechen Annvon gänzlich au« der feierlichen Amt«miene
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Würde schrie der eine Beisitzer nackr dem Stockknecht, der andere
faßte gar »a« große Tintenfaß, al« ob er e« dem Znauisite«