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Den Galgen! sagt der Eichel«.

Nun war der Zweck erreicht; denn eS sott und kochte und
strudelte in den Adern der Beutelspacher. Sie sammelten ihr Volk
und jagten mit einem reifigen Zuge den Bopfingern nach, legten
eine Wagenburg um ihre Stadt und Gezelte, und fingen fie hart
zu belagern an. Da gab es Lärm und Getümmel, Stürme und
Ausfälle Tag und Nacht. Die Bopfinger aber hielten fich stattlich,
und ließen die Feinde nicht hinein, außer wen fie mit ihren langen
Haken über die Mauen« in die Stadt zogen, und solche wären
lieber draußen geblieben bei den Ihrigen. Die Beutelspacher da-
gegen wurden auch nicht müde, und wollten nimmermehr von dannen
weichen, bis daß fie die Stadt bezwungen hätten. Gedieh eS am
Ende dahin, daß auf beiden Seiten alles, was die Zähne beißen
oder malmen konnten, aufgezehrt wurde, und eine Wurst nicht für
Gold zu haben gewesen wäre, weder im Lager noch in der Stadt.
Nun kam es nur noch darauf an, wer den andern niederhungern
würde. Die Bopfinger aber waren zäh, schnürten fich Stricke
um den Leib, um den knurrenden Magen in der Botmäßigkeit zu
erhalten, und wenn fie der Hunger gar zu arg plagte, so machten
fie grimmige Gefichter von ihren Mauern herunter, wie vor lauter
Stteitlust. Die Beutelspacher dagegen hatten größere Mägen denn die
| Bopfinger; darum that ihnen der Hunger doppelt so viel weh, konn-
»enS auch zuletzt nicht mehr aushalten, sondern beschlossen, noch einen
allgemeinen Sturm zu wagen,,und wenn selbiger mißlänge, die
Belagerung aufzuheben. Also begannen fie den Sturm. Der lief
jedoch übel für fie ab, denn fie fielen theilS aus Magen-
j schwäche, theils von den Stößen der Bopfinger haufenweise
: die Leitern herab, und sahen ein, daß fie diese harte Nuß
ungeknackt lassen mußten.

Da hielten fie einen äkriegSrath, und wurden eins:
well die Feinde müde und hinfällig sein würden vom
Etteit, so wollten fie versuchen, ob fie dieselbigen nicht
durch Schrecken und Ueberrumpelung des Gemüths be-
zwingen könnten. Schickten also zween Herolde unter die
Mauern, und ließen fie auffordern, alsbald ihre Stadt zu
übergeben, sonst wollten fie stürmen, daß man den Schall
und ToS im Himmel hören müsse, wollten auch das äkind
im Mutterleibe nicht verschonen, und noch andere greuliche
Drohungen mehr. Die Bürger riefen aber von den Mauern
herab, fie wollten die Stadt nicht übergeben, nicht einen

Stein wollten fie fahren lassen; und einer von ihnen,
Namens Eichele, ein kecker, ftvhmüthiger Gesell, der im-
mer unter den Vordersten gestritten hatte, der schrie spöttlich
hinunter: „Ja, den Galgen, den könnt ihr ha'n!" Die andern
riefens ihm nach und lachten die Herolde aus.

Damit zogen die Herolde wieder ab und berichteten im
Lager getteulich, was ihnen abseiten der Stadt aufgettagen
worden war. Die Beutelspacher sahen nunmehr, daß fie
für diesmal das Spiel verloren hatten, und schickten fich
ohne fernere Weitläufigkeiten zum Abzug an. Wie fie
aber am Galgen vorüberkamen, der im fteien Felde stand
— die Bopfinger hatten vergessen eine Schildwache bei
ihm zurückzulaffen — da gedachten fie der Antwort, die
ihre Herolde überbracht hatten, und es däuchte ihnen ge-
rathen, solch ehrliches Erbieten nicht von der Hand zu
weisen. Trugen also den Galgen ab, um doch irgend ein
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Den Galgen ! sagt der Eichele"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Reiter <Motiv>
Festnahme
Burg <Motiv>
Rüstung <Schutzkleidung, Motiv>
Karikatur
Galgen <Motiv>
Weibliche Gefangene <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 5.1847, Nr. 104, S. 58

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