Das Wesen der idealen Romantik. 87
Nach den besten Spieß'schen und Cramer'schen Motiven, als Leitfaden für Romanzendichler, oder solche, die es ohne Schnlkenntniffe nnd
sonstige Anleitung in einmal viernndzwanzig Stunden werden wollen; frei bearbeitet nebst einer Sammtung hiezu benöthigter romantischer
Ideen rc. und in faßlichen Bildern veranschaulicht durch Hieronimus Griffel.
Mondcnschein und Lantenklänge
Und ein Quell mit grünem Moo«,
Eines Troubadours Gesänge,
Eine halbverblühte Ros';
Zarter Turteltauben Girren
In der bunibeblümten Au',
Oder Geister, die da irren
Eingehüllt in weiß und grau ;
Blut'ge Dolche, nasse Augen,
Eulensang und Unkenruf,
Alle diese Sachen taugen
Jedem, der Romanzen schuf, —
In der Ferne zeigt man Schlösser
Tief versteckt im finstern Wald,
Und je wilder, desto besser,
Sei des Burgherrn Mißgestalt.
In der Burg dann die Kapelle
Mit der unterird'fcheu Gruft,
Ueber deren düst're Schwelle
Strömt der kalte Moderduft. —
Lange Gänge — öde Hallen,
Von der Windesbraut dnrchheult,
Ferner ein unheimlich Schallen
Wenn die Zofe fie durcheilt. —
Auf dem Söller fitzt die Dame
Spähend in die «eite Welt,
Oder stickend an der Rahme,
Wunderschön, nnd doch entstellt. —
Einen Buhlen Hab' die Arme.
(Page, Ritter — 's gilt ganz gleich)
Doch merkt wohl, zu beider Hanne
Sei er arm, fie aber — reich. —
Wie find Herzen leicht zu brechen
Tritt ein solch Derhältniß ein,
Eltern dürfen „Nein" nur sprechen.
Um dem Jammer zwei zu weih'n.
Deßhalb nun den Jungen reißet
Unerbittlich von ihr los,
Daß er fich im Kampf beweiset,
Heldenmülhig, kühn und groß! —
Schwcrterklirren — Kolbcnstreiche,
Thuen hier vor Allem noth;
Wo er ficht, fällt Leich an Leiche.
Wo er kämpft, da mäht' der Tod. —
Endlich wird er doch gefangen.
Da man treulos ihn verließ,
Und mit Ketten schwer bedangen.
Steckt ihn in ein Burgverließ. —
Seine blut'ge Schärpe schicket.
An die tiefbetrübte Maid,
Die den Tod darin erblickend,
Zappelnd nach dem Liebsten schreit.
Und nun rasch zur Katastrophe:
Sperrt fie in ein Kloster ein.
Wo fie Ruh' zu finden Hesse
Während Freunde ihn befrei'n.
Nur nach Herzenslust noch prügelt
Er der Feinde zagen Schwarm,
Bis die Wuth ihm endlich zügelt,
Seiner Sehnsucht lauten Harm.
Und nun schont er nicht die Sporen
Bis er vor dem Burgthor hält,
Wo er hört, daß fie verloren
Ihm sowohl — als dieser Welt! —
j Mit geballter Streitart schlägt er
Grimmig fich nun vor den Kopf,
Und in Schmerz anfheulend, trabt er,
Weiter dann, der arme Tropf. —
Lenket zu der Burg der Väter
Seines Rosse« müden Lauf;
Weder Nacht noch Hcllenwetter,
Hält den eil'gen Wand'rer auf.
Dort nun hängt er in der Halle,
Schild und Lanz' — fich selbst dann auf,
Steigt als Geist beim zwölften Schalle
Nächtlich aus der Gruft herauf. —
Wär' euch aber die Romanze
Nicht genug pickant gemacht,
Werd' durch Knalleffekt das Ganze,
Grandios zum Schluß gebracht.-
Laßt ihn keck vom Thurme springen,
Und alsdann um Mitternacht,
Beide Geister kläglich fingen
Bis der junge Tag erwacht.-
Die Sujets, die hier gegeben,
Erst noch gräulich au-staffirt,
Voll von Drachen, Heren, Löwen,
Daß selbst Dichtern übel wird,
Müssen einen Mischmasch geben,
Daß daS Herz im Leibe lacht,
Und der selbst den Hinz und Peter
Sans pardon romantisch macht. m.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Wesen der idealen Romantik"
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Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
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Erhängter <Motiv>
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 5.1847, Nr. 107, S. 87
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