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186

Tie Flamme um Mitternacht rc.

zog das Schwert und schon kreuzten sich die scharfen Klingen,
als unter einem mächtigen Donnerschlag die Thüre des Saales
aussprang, alle Lichter erloschen, und plötzlich eine rothe zün-
gelnde Flamme erschien, welche mit hohler Grabesstimme die
Worte sprach:

nachtdunklen Forst hinein. Curt der Knappe klopfte bedachtsam
seine Pfeife aus, steckte sie in die Satteltasche, zog seinen
Flammberg und eilte dem Ritter nach. Immer lauter und
furchtbarer erschallte der Ton der Riesenglocke, und immer
schneller eilten Beide den, Tone nach. Bei dem Leuchten eines
gewaltigen Donners erblickte nun der Ritter einen andern
Rittersmann, welcher mit gleichfalls herabgelaffenem Vifir ihm
entgegen stürmte. Aus dem Schilde des Zweiten glänzte ein
bluttother Dolch.

„Halt!" donnerte der erste Ritter, „halt! endlich!" mit
diesen Worten kreuzten sich ihre Schwerter, und nach kurzem
Kampf« lag der Ritter vom Dolche befiegt am Boden. Wolf
von Bärenfels, der Ritter mit der Devise, sprang schnell vom
Roste, setzte die Spitze seines guten Schwettes dem Gegner an
den Hals und — „fahre zur Hölle!" brüllte er — stieß zu
und röchelnd gab der Erschlagene den Geist aus.

Curt, welcher seinen Herrn beim Beginne des Kampfes
eingeholt hatte, hals diesem wieder auf sein Roß und Beide
waren bald im dunklen Forste verschwunden!

Zweite« Lapitel.

Aus seiner Burg am reichbesetzten Zechttsche saß Uso von
der Unkenburg. Um ihn her seine Kumpane, der Blutsteiner
und Adlerklauer. Ein arges Bubenstück, welches sie vor einigen
Monden vvllsühtt, gab ihnen heute noch Unterhaltung. Usos
Sohn, Kuno, ein eben so schändlicher als tapferer Rittersmann,
wie sein Vater, hatte um die Hand Bertas von Liebenau ver-
gebens angehalten. Dieser Schimpf hatte die ganze Kumpanei
empött und fie hatten eben so listig als verwegen, die Dirne
geraubt. Seit fünf Monden schmachtete fie bereits im gräu-
lichen Verließe der Unkenburg und verweigerte standhaft ihre
Hand dem ehrlosen Räuber.

„He da, Knappen, bringt die Dirne herauf!" rief Ufo, „fie
soll uns Gesellschaft leisten, masten wir keine andere weibliche
j Ansprache haben!" Aus diesen Befehl hin, der mit johlendem
| Gelächter ausgenommen wurde, schleppten die Knappen die
unglückliche Berta herbei, welche kaum ihrer Sinne mehr mächtig,
erschöpft auf den nächsten Fauteuil sank. „Hoho, mein feines
Lieb," brüllte der Blutsteiner, „bist du zu schwach, mir ein
Küßchen zu geben, so will ich mir eines nehmen." Damit
beugte er sich herab zu ihr, allein in demselben Augenblicke
saußke Ufo's Schwett durch die Luft und des Blutsteiners Kops
rollte gräßlich zuckend in der Dirne Schvoß.

„Watte!" wüthete Uso, „ich will dir lehren, des Unken-
burgers Braut manierlich zu behandeln."

Der Adlerklauer — empört durch den Tod seines Kumpans,

Dritte» Eapitrl.

Wallsried von Schreckenhorst hieß also der unbekannte Ritter,
der im Walde den schändlichen Kuno niedergeworfen und befiegt
hatte. Er kehrre von einem Kreuzzuge aus dem heiligen Lande

„Wehe, wehe, wehe dir Unkenburger und deinem ganzen
Hause! Du hast mich, deinen Vater, erschlagen : du hast geraubr.
gemordet, geschändet und gebrannt! Empfange deine Sttafe!
Dein Sohn Kuno liegt erschlagen im Heiligensorste von der
Hand Wallfried's des Schreckenhorsters! Mit ihm geht dein
Stamm zu Ende! Diese Jungfrau nehme ich unter meinen
Schutz und überlaste dich und deine Burg den Mächten der
Hölle!" Sprachs und verschwand mit der Dirne.

Was nun erfolgte, vermag keine Feder zu beschreiben. Die
ganze Burg war in rothe züngelnde Flammen gehüllt; gräß-
liche Teufelslarven auf Schlangengerippen und Herenfingern
reitend, stürzten fich aus der Luft herab, die Burg stürzte zu-
sammen, der Fels borst, sank und am nächsten Morgen sah der

erstaunte Land-
mann an der
Stelle der Burg
einen weiten
stinkenden
voll

schlammigen
Gewässers, aus
dessen Mitte ein
halb zerfallener
Schornstein
ragte, um wel-
chen Unken und

Kröten ihr schauerliches Concert anstimmten!
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Flamme um Mitternacht im Gruftgewölbe der Unkenburg"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Flamme <Motiv>
Enthauptung <Motiv>
Kröte <Motiv>
Karikatur
Ritter <Motiv>
Sumpf <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 5.1847, Nr. 120, S. 186
 
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