Fliegende Blätter (55.1871 (Nr. 1355-1380))

22 - Wann's Zeit ist.

auf. „0 mon Dieu! mon Dieu !“ — „Herr Doktor, kommen
Se zu meiner Frau, sie stirbt!" — „Noch ist es nicht, Zeit
— trinken Sie noch einmal, das beruhigt." — „0 mon visu,
ob, oh!“ — „Herr Doktor, sie hält's nicht aus, sein Sie barm-
herzig." — „Noch ist's nicht an der Zeit." — „O weh!
Herr Doktor, ich sterbe!" — „Kommen Sie, mein Lieber, sie
spricht deutsch, jetzt ist's Zeit."

M i s s i o n c n. .

Laß', Muse, mich als Dichtermissionär,
Mit Gunst besingen alle Missionen!

Die Erde, erst von Menschen leer —

Hat jetzt die Mission von 1000 Millionen.

Die jagt man von des Wissens Bronnen fort,
Und Jene aus des Amtes Renten.

Wie herrlich klingt in Rothschild's Ohr:
„Emission von Obligationen;"

Wie kreischend tönt der Schuldner Chor
Bei Zwangs-Exmissionen!!

Umsonst! cs herrscht Gerechtigkeit: (fiat Justitia)
Geht auch die kleine Welt zu Grunde!
Immission ist schnell bereit
Und folgt zur selben Stunde —

Durch die Gerichtskommission,

Mit Büttel und Gendarmen!

Viel sich'rer ist es, Staatsgesandter sein
Und eine Mission also vollbringen:

Man sackt viel Thaler und viel Orden ein,
Mag's fehl geh'n oder mag's gelingen.

Sprich niemals dem Gesetze Hohn;
Denn das Gesetz hat kein Erbarmen:
Mit seiner Kraft Permission
Zwingt dich der Manichäer —

Er weiß nichts von Remission
Und rückt dir immer näher!

Drum hüte dich vor Omission,
Sich' scharf nach deinen Sachen

Ein Jeder ist ein Missionär für sich,

Doch Viele sind's für And're zur Belehrung:
Dem Missionäre geht es hinderlich —
Gefahrvoll ist des Orient's Bekehrung!

Will And'rer Köpfe setzen er zurecht,

Legt seinen Kopf man ihm zu Füßen:

Stets neu entbrennt das Religionsgefecht,

Für seinen Eigensinn muß Mancher büßen!

Al i s si o n e n.

Dimission, o schrecklich herbes Wort! -
Für Staatsbeamte und Studenten!