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[fa n 'fln^3 ucb» unb fi iinft= —tF(| _ — Erscheinen wöchentl. ein Mal. Subscriptions- ,

steikunoLp^n h ’f " on allen Postämtern und preis für den Band von 26 Numm. 3 fl. 54 kr.

ttemun^sexpeditionen angenommen ob. 2 Rthlr. 5 ®9r. Einzelne Nummern 9 fr. ob. gy, Sgr

Der Wirth zum „schwarzen Wallfisch."

Eine Criminalgeschichte aus der „guten alten Zeit."

I.

Vor anderthalb Jahrhunderten war es um die hochnoth-
pcinliche Halsgerichtsordnung in den deutschen Landen ein gar
ernstes und schlimmes Ding, maßen denn auch manch' armer
Sünder, der nach den Strafgesetzen des neuen deutschen Reichs
allerhöchstens als wirkendes Mitglied einer öffentlichen Spinn-
"vstalt wäre einverlcibt worden, an einer allzuenge» Cravatte
sterben mußte, welche sich bei dem freiwilligen oder unfrei-
willigen Sprunge nom Brette des dreiarmigen Gespenstes auf
dem Hügel vor'm Thorc um seinen Hals zu legen pflegte, so
I daß ihm die Hoffnung verging, die blaue Himmclsluft und die
goldene Sonne noch einmal wieder zu schauen. Dahingegen
wußten sich die hochweisen und gelahrten Rathsherrn jener
^>eit auch öfter gar nicht recht zu helfen, kratzten sich bedenklich
hinter den Ohren und beriethen hin und her, wenn einmal
"was Ungeheuerliches geschehen war, auf welches durchaus
keine Stelle der alten schweinslcdcrgcbundenen Gcsetzesfolianten
lassen wollte, so eifrig sie auch darin nachschlugen.

In der Chronik der alten Kreisstadt N. Hab' ich einmal
ClUc solche sonderbare Geschichte verzeichnet gefunden, die ich
}»!» Ergötzen meiner Zeitgenossen aus dem Staube hervorziehen
'wd an's Tageslicht bringen will.

Lebte damals eine Stunde oder zwei abseits von der Stadt
in der Haide, welche die Heerstraße »ach der Residenz cin-
lliuintc, Wirth zum „schwarzen Wallfisch", Hans Jörge
Tobias mit Namen, ein starker, entschlossener Mann von kno-
tigem Körperbau und rauhem Aeußcrn, aber von milder Den-
kungsart und menschenfreundlichem Herzen. Er hatte cs mit diesen
^genschasten vor sich gebracht und manchen harten Thaler bei
^"ke gelegt, denn Jedermann kehrte gern ein in seine Schenke,

Fuhr- und Spiellente, Handwerksbursche und allerhand andere-
Reisendc. Befanden sich Alle im „schwarzen Wallfisch" wie >
J zu Haus, labten sich in den blanken wohnlichen Räumen an
kerniger Speise und starkem Getränk, und wenn sie dem Tobias ;
die derbe Hand schüttelten zum Abschied, da geschah cs immer
halb freudig, halb wehmüthig und immer hieß es hüben und
drüben: „Bhüt' Euch Gott, Wallfischwirth!" und: „Gute
Fahrt, Gesellen, und fröhliches Wiedersehen!"

Hätte aber einmal beinahe geschehen können, daß es bei
dem Wunsche auf „fröhliches Wiedersehen" geblieben wäre und
der Gesell den Wallfischwirth nimmer vorgefunden hätte, wenn
er das nächste Mal die Straße gezogen wäre, denn der Wall-
sischwirth war g'rad' Derselbige, mit dem sich die sonderbare
Geschichte zutrug, von der jene Chronik erzählt.

War ein schneidig kalter Winterabend, da einstmals der ,
Tobias in seinem großen Kufcnschlitten der Heimath zulenkte.
Hatte Geschäfte gehabt in der Residenz, auch etliche alte gute
Freunde da getroffen, was Alles zusammen ihn länger aufge-
halten, als er bei seiner Abfahrt von Hause gerechnet. Der
Weg war weit gewesen und die Schneebahn nicht überall die
beste, und so geschah es denn, daß über seine Abwesenheit
wohl eine Woche vergangen war. — Desto freudiger aber
wurde ihm nun zu Math, als er die heimathliche Stadt wieder
vor sich sah und berechnete, wie er in einer guten stunde es
sich zu Hause am warmen Heerde werde gemüthlich sein lassen.
Kehrte deßhalb auch gar nicht weiter ein, sondern fuhr schnur-
stracks durch die Straßen der Stadt und zum andern Thor
wieder hinaus. Das Gespann vor dem schlitten bedurfte des
Antreibens gar nicht, denn es witterte auch schon den warmen
Stall, und zum letzten Male setzte sich der Wallfischu,j^th jn j

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