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Die Mücke.

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Und ich fand ihn, — doch mit Schmollen
Wandt sie sich, blickt mich nicht an;
Sagt, was mag mein Liebchen grollen,
Hab' ihr doch kein Leid getha»?

Traurig dacht' ich's. — Sieh', den Schimmer
Jener Kerze dort umschwirrt
Noch ein Mücklein, naher immer,
Von des Lichtes Glanz verwirrt.

Schon gefangen ist's, verloren.
Lächelnd dacht' ich: „Armer Thor,
Hast den Tod dir auserkoren!" —
Flackernd flammt das Licht empor.

Mit dem Tod der armen Mücke
Hat Gott Amor mich gewarnt,
Doch im nächsten Augenblicke
War ich abermals umgarnt!

Wcib und Gcmnhlin.
Der berühmte Germanist, Professor Ilr. Fürchtegott Schlicht,
Pflegt stets am Vormittage einen kleinen Spaziergang im Stadt-
Park zu machen. Sein Geist ist jedoch dabei immer mit seinem
mittelhochdeutschen Wörterbuche beschäftigt. Da begegnet ihm
einmal der Commerzienrath von Börseles, ein Bekannter aus
der Ressource. „Guten Morgen, Herr Professor!" — „Guten
Morgen, Herr Commcrzienrath!" — Nun stockt das Gespräch

zu. „Wvs? — Frau G'mohlin?! Wollen S' mich foppen,
Sie dalkcter Stadtherr Sie >— dös is mci' Weib!" Mit
Mühe besänftigt ihn der Professor. Heimgckchrt aber schreibt
er in sein Manuscript unter Artikel „Die anwcndung
dieses Wortes ist im neuhochdeutschen mit mancherlei unan-
nemlichkeiten und gefaren verbunden."

Weib und Gemahlin.
eine geraume Weile. „Wie befindet sich Ihr Weib?" fragt
endlich schüchtern der Professor. Aber entrüstet zuckt der Andere
empor. „Wie heißt — mein Weib?! Wissen Sie, wer ich
bin? Ich bin der Commcrzienrath Nathan von Börseles und
habe den rothen Adlet III. Klasse, mein Sohn ist Husarenoffizier,
und Sie nennen meine Enlalie mein Weib?! Meine Gemahlin
ist sic!" Und aufgeregt geht er von dannen. Der Gelehrte
sieht ihm verdutzt nach; er hat ihn nicht verletzen Ivollcn, er
hat nur an das mittelhochdeutsche ,,evtp" gedacht, mit dem
man selbst Königinnen anzuredcn Pflegte. Kopfschüttelnd setzt er
seinen Spaziergang fort, hat bald der Begegnung vergessen und
denkt nur wieder an sein Wörterbuch. Da klingt plötzlich
Vögclgezwitscher an sein Ohr. Ein Vogelhändler und sein
Weib haben ihre lebendige, flatternde und piepsende Waare an
der Promenade ausgestellt. Der Professor, ein eifriger Vogel-
freund, tritt hinzu und hat bald eine Nachtigall erhandelt.
Wie diese nun in seine Wohnung bringen?! „Ich wohne in
der Nähe," sagt er zu dem Manne, „wollen Sie mir den
Vogel hintragen. Ihre Frau Gemahlin," fügt er hinzu, sich
der erhalteneu Lection erinnernd, „kann einstweilen bei der
Waare bleiben." Aber entrüstet tritt der Vogclhändler auf ihn

Lustig bei der Kerzen Scheine
Klang das Glas zum frohen Mahl,
Und ich sah allein die Eine,
Suchte ihrer Augen Strahl.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Mücke" "Weib und Gemahlin"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bechstein, Ludwig
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 59.1873, Nr. 1462, S. 31
 
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