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„Das sind alberne Vermuthungen."
„Dumm und albern! Es thut mir leid, daß Du an mich
gefesselt bist, eine dumme und alberne Frau zu haben, muß
Dir gewiß sehr peinlich sein."
Der junge Mann schwieg, im Stillen mußte er den
Redefluß seiner Gattin bewundern.
Aber im Gasthofe begann auch er seinen Monolog, der
natürlich nicht geignet war, die dunklen Wolken zu verscheuchen. ,
Der Kellner mußte das Mittagessen im Zimmer scrviren,
— nun, die jungen Ehepaare speisen ja in der Regel allein,
hierin lag also nichts Auffallendes.
Elise rührte keine Schüssel an, Franz, der eine Stunde
vorher einen wahren Heißhunger gehabt hatte, brachte auch
keinen Bissen hinunter, und so konnte der Kellner, als er die
vollen Schüsseln wieder abtrug, nur vermnthen, daß dieses
junge Paar sich von der Liebe sättigen lasse.
Nach Tisch schrieb er einige Briefe, die junge Frau hielt
Siesta, nur das Geräusch, welches die Feder auf dem Papier
machte, unterbrach die lautlose Stille im Zimmer. So verstrich
der Nachmittag, endlich nahm Franz seinen Hut.
„Ich werde einen Spaziergang machen", sagte er, „wenn
Du mich begleiten willst —"
„Ich danke!"
„Von Spiel kann nun weiter keine Rede mehr sein, unser
ganzes Vermögen beträgt nur zehn Thaler, sobald ich Geld
erhalte, reisen wir ab."
„Es ist gut."
Der junge Mann näherte sich der Thüre, er wandte sich
noch einmal um.
„Elise, hast Du kein freundliches Wort für mich?" fragte er.
„Es wäre ja doch nur ein albernes Wort!"
„Denke an heute Morgen."
„Ich habe den ganzen Nachmittag daran gedacht."
„Auch daran, daß Du kein Recht hast, mir zu zürnen?"
„Gewiß, ich weiß ja, daß ich immer Unrecht habe",
erwiderte die junge Frau schnippisch. (Fortsetzung folgt.)
Ein Knurriger. Veränderte Zeiten.
Bittsteller: „Da ich eben in den heiligen Stand der
Ehe getreten bin, erlaube ich mir, Herr Regiernngsrath, Sie
zu bitten, mein ergebenes Gesuch beim Ministerium um Auf-
besserung meines Gehaltes..." —Regierungsrath: „Ah..
Wie? . . . Was!?" — Bittsteller: „Da ich eben in den
heiligen Stand der Ehe getreten. . ." — Regierungsrath:
„Ah so, — in was sind Sie getreten? . ."
Da steht er noch auf seinem alten Posten,
Der alte Freund, wie schulden wir ihm Dank!
Denkst Du daran, wie oft wir selig kos'ten
Hier unter grünem Dach, auf schmaler Bank;
Denkst Du daran, viel Jahre sind entschwunden,
Du List noch immer mir mein liebster Schatz,
Doch was wir damals dort so leicht gefunden,
Das ist vorbei, wir haben nimmer Platz;
Weise Natur, wohlthätig ist dein Walten,
Das uns an Leibesumfang schuf Gewinn,
Denn wollten hier noch Herzen uns wir Alten,
Wo setzten sich dann wohl die Jungen hin?
- Trajsus.
„Das sind alberne Vermuthungen."
„Dumm und albern! Es thut mir leid, daß Du an mich
gefesselt bist, eine dumme und alberne Frau zu haben, muß
Dir gewiß sehr peinlich sein."
Der junge Mann schwieg, im Stillen mußte er den
Redefluß seiner Gattin bewundern.
Aber im Gasthofe begann auch er seinen Monolog, der
natürlich nicht geignet war, die dunklen Wolken zu verscheuchen. ,
Der Kellner mußte das Mittagessen im Zimmer scrviren,
— nun, die jungen Ehepaare speisen ja in der Regel allein,
hierin lag also nichts Auffallendes.
Elise rührte keine Schüssel an, Franz, der eine Stunde
vorher einen wahren Heißhunger gehabt hatte, brachte auch
keinen Bissen hinunter, und so konnte der Kellner, als er die
vollen Schüsseln wieder abtrug, nur vermnthen, daß dieses
junge Paar sich von der Liebe sättigen lasse.
Nach Tisch schrieb er einige Briefe, die junge Frau hielt
Siesta, nur das Geräusch, welches die Feder auf dem Papier
machte, unterbrach die lautlose Stille im Zimmer. So verstrich
der Nachmittag, endlich nahm Franz seinen Hut.
„Ich werde einen Spaziergang machen", sagte er, „wenn
Du mich begleiten willst —"
„Ich danke!"
„Von Spiel kann nun weiter keine Rede mehr sein, unser
ganzes Vermögen beträgt nur zehn Thaler, sobald ich Geld
erhalte, reisen wir ab."
„Es ist gut."
Der junge Mann näherte sich der Thüre, er wandte sich
noch einmal um.
„Elise, hast Du kein freundliches Wort für mich?" fragte er.
„Es wäre ja doch nur ein albernes Wort!"
„Denke an heute Morgen."
„Ich habe den ganzen Nachmittag daran gedacht."
„Auch daran, daß Du kein Recht hast, mir zu zürnen?"
„Gewiß, ich weiß ja, daß ich immer Unrecht habe",
erwiderte die junge Frau schnippisch. (Fortsetzung folgt.)
Ein Knurriger. Veränderte Zeiten.
Bittsteller: „Da ich eben in den heiligen Stand der
Ehe getreten bin, erlaube ich mir, Herr Regiernngsrath, Sie
zu bitten, mein ergebenes Gesuch beim Ministerium um Auf-
besserung meines Gehaltes..." —Regierungsrath: „Ah..
Wie? . . . Was!?" — Bittsteller: „Da ich eben in den
heiligen Stand der Ehe getreten. . ." — Regierungsrath:
„Ah so, — in was sind Sie getreten? . ."
Da steht er noch auf seinem alten Posten,
Der alte Freund, wie schulden wir ihm Dank!
Denkst Du daran, wie oft wir selig kos'ten
Hier unter grünem Dach, auf schmaler Bank;
Denkst Du daran, viel Jahre sind entschwunden,
Du List noch immer mir mein liebster Schatz,
Doch was wir damals dort so leicht gefunden,
Das ist vorbei, wir haben nimmer Platz;
Weise Natur, wohlthätig ist dein Walten,
Das uns an Leibesumfang schuf Gewinn,
Denn wollten hier noch Herzen uns wir Alten,
Wo setzten sich dann wohl die Jungen hin?
- Trajsus.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein Knurriger" "Veränderte Zeiten"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 59.1873, Nr. 1472, S. 108
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg