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10. Handlungen, sowie von allen Postämtern und (26 Nummern) 6 Mark 70 Pf., excl. Porto beiPXIV.Dd.
Zeitungsexpeditione n angenommen._ directem Bezüge. Einzelne Nummern 30 Pfennige.
Der schaurige Abend im Pfarrhause.
(Fortsetzung.)
. »Gott sei Dank, daß sie fort sind!" rief die junge Frau
sichtlich erleichtert, als sie ihr ans den Angen verschwunden. Aber
die Magd setzte bedenklich hinzu: „Gott gebe, daß sie nicht
wiederkommen!"
„Sei nicht so kindisch ängstlich!" tadelte die junge Frau;
aber sie hätte diese Worte doch eigentlich ebenso gut an sich
selbst als an die Magd richten müssen. Denn sie selbst hatte
im nämlichen Augenblick denselben Gedanken gehabt.
Nun erst kam sie dazu, ihr-Kind>z«-«befriedigen. Als sie
es an ihrer Brust liegen hatte und in die kleinen, lieben, un-
schuldigen Angen hineinsah, ja, da war über diesen Anblick
alles Andere um sie her vergessen: ihr Herz schlug ruhiger
und ihre Aufregung wich vor den seligen Gefühlen, denen nur
eine Mutter theilhaftig wird, wenn sie sich ganz ihrem Kinde
widmet. Aber die Magd blickte, so oft sie in der Stube
zu thnn hatte, mit angstvollen Blicken in den Hof hinaus, als
müßten die Strolche jeden Augenblick Ivicder kommen. Das
that sie auch, als sie mit der Lampe — denn es war inmittelst
dunkel geworden — aus der Küche hereintrat.
„Warum siehst Du immer in den Hof hinaus, Marie?" fragte
die Pastorin, als sie eben das Kind in die Wiege gelegt hatte.
„Ach! ich fürchte immer, es könne Einer der garstigen
Männer durchs Fenster hereinschau'n, Madame," antwortete diese.
„Gut, so wollen wir zu Deiner Beruhigung die Läden
schließen und zwar am ganzen Hause, dann sind wir sicher wie
in einer Festung," meinte die Herrin, indem sie sich zu einem
Lächeln zwang. Sic selbst hatte diese bisher ungewöhnliche
Vorsichtsmaßregel schon im Stillen beschlossen, jedoch nur mit
der Ausführung gezögert, um das Mädchen nicht ans den
Gedanken zu bringen, als ob sie selbst Gefahr fürchte. Aber
um die Fensterläden zu schließen, mußte das Mädchen noth-
wendiger Weise in den Hof hinaus, und davor schauderte sic
förmlich in sich zusammen. „So wollen wir miteinander gehen,"
schlug ihre junge Herrin möglichst unbefangen vor und ging
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10. Handlungen, sowie von allen Postämtern und (26 Nummern) 6 Mark 70 Pf., excl. Porto beiPXIV.Dd.
Zeitungsexpeditione n angenommen._ directem Bezüge. Einzelne Nummern 30 Pfennige.
Der schaurige Abend im Pfarrhause.
(Fortsetzung.)
. »Gott sei Dank, daß sie fort sind!" rief die junge Frau
sichtlich erleichtert, als sie ihr ans den Angen verschwunden. Aber
die Magd setzte bedenklich hinzu: „Gott gebe, daß sie nicht
wiederkommen!"
„Sei nicht so kindisch ängstlich!" tadelte die junge Frau;
aber sie hätte diese Worte doch eigentlich ebenso gut an sich
selbst als an die Magd richten müssen. Denn sie selbst hatte
im nämlichen Augenblick denselben Gedanken gehabt.
Nun erst kam sie dazu, ihr-Kind>z«-«befriedigen. Als sie
es an ihrer Brust liegen hatte und in die kleinen, lieben, un-
schuldigen Angen hineinsah, ja, da war über diesen Anblick
alles Andere um sie her vergessen: ihr Herz schlug ruhiger
und ihre Aufregung wich vor den seligen Gefühlen, denen nur
eine Mutter theilhaftig wird, wenn sie sich ganz ihrem Kinde
widmet. Aber die Magd blickte, so oft sie in der Stube
zu thnn hatte, mit angstvollen Blicken in den Hof hinaus, als
müßten die Strolche jeden Augenblick Ivicder kommen. Das
that sie auch, als sie mit der Lampe — denn es war inmittelst
dunkel geworden — aus der Küche hereintrat.
„Warum siehst Du immer in den Hof hinaus, Marie?" fragte
die Pastorin, als sie eben das Kind in die Wiege gelegt hatte.
„Ach! ich fürchte immer, es könne Einer der garstigen
Männer durchs Fenster hereinschau'n, Madame," antwortete diese.
„Gut, so wollen wir zu Deiner Beruhigung die Läden
schließen und zwar am ganzen Hause, dann sind wir sicher wie
in einer Festung," meinte die Herrin, indem sie sich zu einem
Lächeln zwang. Sic selbst hatte diese bisher ungewöhnliche
Vorsichtsmaßregel schon im Stillen beschlossen, jedoch nur mit
der Ausführung gezögert, um das Mädchen nicht ans den
Gedanken zu bringen, als ob sie selbst Gefahr fürchte. Aber
um die Fensterläden zu schließen, mußte das Mädchen noth-
wendiger Weise in den Hof hinaus, und davor schauderte sic
förmlich in sich zusammen. „So wollen wir miteinander gehen,"
schlug ihre junge Herrin möglichst unbefangen vor und ging
IO
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der schaurige Abend im Pfarrhause"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)