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146 Du hast

3.

Es schleicht ein Manu in's Zimmer sich herein,
Sein holdes Weib liegt in der Wochenstube,

Ein Zwillingspaar passirte eben ein.

Ein zartes Mägdlein und ein kräft'ger Bube.

Des Vaters Auge streift die Wöchnerin,

An ihrer Brust die beiden jungen Leben,

Fast rcsignirt blickt er ans Alles hin

Und seufzt: „O Weib, Du hast mir viel gegeben!

4.

Ein Flüchtling, der der Heimath lange fern,
Kehrt wieder heim zu seinem Vatererbe,

mir viel gegeben.

Damit er elend, ohne Glück und Stern,

Am Schauplatz seiner Jugendtage sterbe.

Und zu des Friedhos's weihevollem Ort,

Wo seiner Eltern letzte Ruhestätte,

Schleicht still am Wanderstabe er sich fort
Und nieder sinkt er an der heil'gen Stätte
Und schluchzt: „Zu Ende geht des Pilgers Lauf,
Bald flieht es mich das trügerische Leben,

Bald nimmt mich deutsche Muttererde auf,

O Heimathland, Du hast niir viel gegeben!"

5.

Ein Geck, der sich im Spiegelglas erblickt.

Gefüllt sich so in seinen cig'ncn Reizen,

Daß er, im tiefsten Innersten erquickt,

Sich vornimmt, mit dem Selbstlob nicht zu geizen.
„Wie zierlich," lächelt er, „bin ich gebaut.

Der Schönheit Mitgift ward mir für bas Leben,
Natur," so schließt voll Selbstgefühl er laut,

„Ich huld'gc dir, du hast mir viel gegeben."

6.

Der Krieg ist aus, die Sieger ziehen ein.

Im Festschmuck prangt die Stadt gewohntermaßen.

Ein altes Mütterchen wankt ■ ganz allein

Durch die von Menschen reich belebten Straßen.

Ihr spähend Auge sucht den einz'gcn Sohn,

Den das Geschick zur Stütze ihr erkoren.

Sein Name stand im Todtenblatte schon

Und doch — die Mutter gibt ihn nicht verloren.

Und wie sic durch der Krieger Reihen irrt.

Mit nassem Aug', in tiefster Seel' erschüttert.

Und wie das Herz ihr immer schwerer wird.

Und ivic sic lauscht, und wie sic späht und zittert, —
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Du hast mir viel gegeben"
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Steub, Fritz
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Spiegelbild <Motiv>
Trauer <Motiv>
Grab <Motiv>
Bett <Motiv>
Wochenbett <Motiv>
Ehefrau <Motiv>
Säugling <Motiv>
Älterer Mann
Junger Mann <Motiv>
Karikatur
Mode
Ehemann <Motiv>
Eitelkeit <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 64.1876, Nr. 1607, S. 146
 
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