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24. Handlungen, sowie von allen Postämtern und (26 Nummern) 6 Mark 70 Pf., excl. Porto beiLXVI.?3b.
ZeitungScxpeditionen angenommen. directem Bezüge. Einzelne Nummern 30 Pfennige.
Eine gefährliche Kur.
Von Dr. Märzrot!).
(Schluß.)
Der gute Lorenz! Er ahnte nicht, daß Sylphide bereits
die Rolle des Mephisto übernommen hatte, und der ganze in-
fernalische Plan nur dahin zielte, das allzu „Solide" seiner
Natur ans dem Gleichgewichte zu bringen.
Die Bereitwilligkeit jedoch, mit welcher Lorenz auf die
Maskcngcschichte einging, hatte ihren Grund.
An den letzten Abenden seines Aufenthaltes in Paris
hatten ihn ein paar junge Collcgen zu bereden gewußt, einen
Maskenball im Opernhaus zu besuchen. Willenlos fügte er sich
den Freunden, denen er für manche Gefälligkeit verpflichtet lvar.
So apathisch er den Saal betrat, so überwältigend war
für ihn das tolle Treiben, das ihm hier cntgegcnbraustc. Die
tobenden Wogen erfaßten ihn bald, und er fand sich mitten
in den Strom hineingerissen.
Geistvolle, lebcnsprickclnde Pariserinnen in den reizendsten
Costümen bemächtigten sich seiner; er konnte nicht mehr los, er
machte gute Miene zum bösen Spiel, er fand nach und nach
dasselbe nicht ohne „alles Interesse", sein durch Champagnergenuß
erwärmter Geist spielte endlich in keck schillernden Farben, und
einstimmig fand man den „Bären von einem Deutschen" ganz
niedlich, kurz Lorenz mußte sich schließlich sage», so ein Pariscr-
Opernhausball sei doch etwas ganz „Merkwürdiges"! —
Freilich sagte Lorenz seiner Frau von dem Allen kein
Wort, denn er fürchtete, daß seine Würde darunter leiden
könnte, aber er dachte mit Vergnügen an den in Paris ver-
lebten Abend. Die Erinnerung an denselben trat somit bei
der leisen Berührung des Gegenstandes lebhaft hervor, und
die Absicht, französisches und deutsches Wesen unter gleichen
Bedingungen zu vergleichen, beschleunigte sein Geschick, das ihn
dazu ausersehen hatte, in die Falle zu gehen, welche ihm von
seiner Frau und Sylphide nufgcrichtet wurde.
So erschienen denn Lorenz, seine Frau und Sylphide auf
dem Maskcnfcstc. Emerenzia sah als Blumenmädchen so reizend
aus, daß ihr Mann sich im Stillen sagen mußte, sic könnte kühn
mit jeder Pariserin rivalisiren. Auch Sylphide, als Wahrsagerin,
erwarb sich durch ihre feine Koketterie seine volle Bewunderung.
„Weiß Gott," sagte er zu sich selbst, „ich hätte den deutschen
Frauen nicht so viel osprit und Schick zugetraut."
LA
24. Handlungen, sowie von allen Postämtern und (26 Nummern) 6 Mark 70 Pf., excl. Porto beiLXVI.?3b.
ZeitungScxpeditionen angenommen. directem Bezüge. Einzelne Nummern 30 Pfennige.
Eine gefährliche Kur.
Von Dr. Märzrot!).
(Schluß.)
Der gute Lorenz! Er ahnte nicht, daß Sylphide bereits
die Rolle des Mephisto übernommen hatte, und der ganze in-
fernalische Plan nur dahin zielte, das allzu „Solide" seiner
Natur ans dem Gleichgewichte zu bringen.
Die Bereitwilligkeit jedoch, mit welcher Lorenz auf die
Maskcngcschichte einging, hatte ihren Grund.
An den letzten Abenden seines Aufenthaltes in Paris
hatten ihn ein paar junge Collcgen zu bereden gewußt, einen
Maskenball im Opernhaus zu besuchen. Willenlos fügte er sich
den Freunden, denen er für manche Gefälligkeit verpflichtet lvar.
So apathisch er den Saal betrat, so überwältigend war
für ihn das tolle Treiben, das ihm hier cntgegcnbraustc. Die
tobenden Wogen erfaßten ihn bald, und er fand sich mitten
in den Strom hineingerissen.
Geistvolle, lebcnsprickclnde Pariserinnen in den reizendsten
Costümen bemächtigten sich seiner; er konnte nicht mehr los, er
machte gute Miene zum bösen Spiel, er fand nach und nach
dasselbe nicht ohne „alles Interesse", sein durch Champagnergenuß
erwärmter Geist spielte endlich in keck schillernden Farben, und
einstimmig fand man den „Bären von einem Deutschen" ganz
niedlich, kurz Lorenz mußte sich schließlich sage», so ein Pariscr-
Opernhausball sei doch etwas ganz „Merkwürdiges"! —
Freilich sagte Lorenz seiner Frau von dem Allen kein
Wort, denn er fürchtete, daß seine Würde darunter leiden
könnte, aber er dachte mit Vergnügen an den in Paris ver-
lebten Abend. Die Erinnerung an denselben trat somit bei
der leisen Berührung des Gegenstandes lebhaft hervor, und
die Absicht, französisches und deutsches Wesen unter gleichen
Bedingungen zu vergleichen, beschleunigte sein Geschick, das ihn
dazu ausersehen hatte, in die Falle zu gehen, welche ihm von
seiner Frau und Sylphide nufgcrichtet wurde.
So erschienen denn Lorenz, seine Frau und Sylphide auf
dem Maskcnfcstc. Emerenzia sah als Blumenmädchen so reizend
aus, daß ihr Mann sich im Stillen sagen mußte, sic könnte kühn
mit jeder Pariserin rivalisiren. Auch Sylphide, als Wahrsagerin,
erwarb sich durch ihre feine Koketterie seine volle Bewunderung.
„Weiß Gott," sagte er zu sich selbst, „ich hätte den deutschen
Frauen nicht so viel osprit und Schick zugetraut."
LA
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Eine gefährliche Kur"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)