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8. Handlungen, sowie von allen Postämtern und W&9'4L* (26 Nummern) 6 Mark 70 Pf., excl. Porto bei LXVII.dM.
_Zeitungsex Petitionen angenommen._ direktem Bezüge. Einzelne Nummern 80 Pfennige.
Feuerproben der Liebe.
(Fortsetzung.)
Endlich eines Sonnabends, just bevor noch das Geschäft
des Herrn Pimert geschlossen werden sollte, erschien der Wacht-
meister und theiltc unserem Eduard (seit dieser Commis gelvordcn,
ward er nur mehr non verzückten Köchinen „der schöne Edi" ge-
nannt) theiltc er also diesem mit, daß morgen mit dem ersten
Eisenbahnzug die Victoria cintrcffcn solle und daß man sodann
sicher des jungen Mannes Besuch erwarten ivcrde.
Der alte Pimert schnitt ein ziemlich saueres Gesicht, als
er die wahrhaft peinlichen Toilette-Vorbereitungen sah, welche
nächsten Tages sein Pflcgcsohn vornahm, ehe dieser zu Wacht-
meisters sich begab. „Nimm Dich in Acht, Eduard!" sprach
er, „ich weiß, daß Deine gottselige Mutter und der alte Sturm
Euch Beide für einander bestimmt haben; wenn aber das Mädel
sich während der letzten 12 Jahre nicht vollständig verändert
hat, dann ist cs Dir wahrlich besser, Du bleibst ledig!"
Das Pnrgcle meinte gar nichts, es machte nur ein recht
besorgtes Gesicht und frug dann leise, indem cs dem Eduard
ein frisch geivaschenes Taschentuch, funkelnagelneue Handschuhe
und den glänzend gebürsteten Hut reichte: „Soll ich lvohl
wieder Englischpflastcr richte'? Wird sie Sic nicht wieder haue'?"
„Wo denken Sie hin, liebe Pnrgcle", erwiderte da sanft cr-
röthcnd der schöne Eduard, „das würde sich jetzt nicht mehr schicken."
„So?!" murmelte diese; in ihrer schwäbischen Natürlich-
keit hatte sic das Prügeln nie für besonders schicklich gehalten.
Ans dem Wege nach des Wachtmeisters Hans drehte sich
mehr als ein hübscher Mädchenkopf nach unserem Eduard um,
der heute wirklich für einen schönen Menschen gelten konnte in
seinem tadellos sitzenden schwarzen Kleide, mit dem seinen,
blendend weißen, von der Hand des Pnrgcle gestickten Jabot,
den glänzenden Lacksticfcln und dem überaus wohlgepflegten,
herrlich schattirten Vollbart. Trotzdem klopfte der junge Mann
mehr als schüchtern an die Thürc, welche zu Stnrm's Vor-
zimmer führte, und erst nachdem er sich überzeugt hatte, daß
man ans dies bescheidene Zeichen seiner Anwesenheit hin ihn
nie hören würde, zog er vorsichtig an der Klingel. Des Wacht-
meisters alte Aufwärtcri» öffnete ihm die Thürc und deutete
dann brummend ans eine zweite, hinter welcher „der Herr und
das kuriose Fräulein" sich befinden sollten. Mnthig pochte er
denn auch an diese und trat auf das ihm wohlbekannte „Her-
rein!" in die Stube!
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8. Handlungen, sowie von allen Postämtern und W&9'4L* (26 Nummern) 6 Mark 70 Pf., excl. Porto bei LXVII.dM.
_Zeitungsex Petitionen angenommen._ direktem Bezüge. Einzelne Nummern 80 Pfennige.
Feuerproben der Liebe.
(Fortsetzung.)
Endlich eines Sonnabends, just bevor noch das Geschäft
des Herrn Pimert geschlossen werden sollte, erschien der Wacht-
meister und theiltc unserem Eduard (seit dieser Commis gelvordcn,
ward er nur mehr non verzückten Köchinen „der schöne Edi" ge-
nannt) theiltc er also diesem mit, daß morgen mit dem ersten
Eisenbahnzug die Victoria cintrcffcn solle und daß man sodann
sicher des jungen Mannes Besuch erwarten ivcrde.
Der alte Pimert schnitt ein ziemlich saueres Gesicht, als
er die wahrhaft peinlichen Toilette-Vorbereitungen sah, welche
nächsten Tages sein Pflcgcsohn vornahm, ehe dieser zu Wacht-
meisters sich begab. „Nimm Dich in Acht, Eduard!" sprach
er, „ich weiß, daß Deine gottselige Mutter und der alte Sturm
Euch Beide für einander bestimmt haben; wenn aber das Mädel
sich während der letzten 12 Jahre nicht vollständig verändert
hat, dann ist cs Dir wahrlich besser, Du bleibst ledig!"
Das Pnrgcle meinte gar nichts, es machte nur ein recht
besorgtes Gesicht und frug dann leise, indem cs dem Eduard
ein frisch geivaschenes Taschentuch, funkelnagelneue Handschuhe
und den glänzend gebürsteten Hut reichte: „Soll ich lvohl
wieder Englischpflastcr richte'? Wird sie Sic nicht wieder haue'?"
„Wo denken Sie hin, liebe Pnrgcle", erwiderte da sanft cr-
röthcnd der schöne Eduard, „das würde sich jetzt nicht mehr schicken."
„So?!" murmelte diese; in ihrer schwäbischen Natürlich-
keit hatte sic das Prügeln nie für besonders schicklich gehalten.
Ans dem Wege nach des Wachtmeisters Hans drehte sich
mehr als ein hübscher Mädchenkopf nach unserem Eduard um,
der heute wirklich für einen schönen Menschen gelten konnte in
seinem tadellos sitzenden schwarzen Kleide, mit dem seinen,
blendend weißen, von der Hand des Pnrgcle gestickten Jabot,
den glänzenden Lacksticfcln und dem überaus wohlgepflegten,
herrlich schattirten Vollbart. Trotzdem klopfte der junge Mann
mehr als schüchtern an die Thürc, welche zu Stnrm's Vor-
zimmer führte, und erst nachdem er sich überzeugt hatte, daß
man ans dies bescheidene Zeichen seiner Anwesenheit hin ihn
nie hören würde, zog er vorsichtig an der Klingel. Des Wacht-
meisters alte Aufwärtcri» öffnete ihm die Thürc und deutete
dann brummend ans eine zweite, hinter welcher „der Herr und
das kuriose Fräulein" sich befinden sollten. Mnthig pochte er
denn auch an diese und trat auf das ihm wohlbekannte „Her-
rein!" in die Stube!
8
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Feuerproben der Liebe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Verliebtheit <Motiv>