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J 208 Bestrafte

fechten. — „Warum willst Du nicht mitfechten?" sagte eines
Tages der Schneider, „wie sich's für einen ordentlichen Handwerks-
burschen geziemt — bist zu stolz dazu und zu hochmüthig? Pfui,
schäm' Dich! solltest schon aus Kameradschaft mich nicht immer
allein fechten lassen. Komm' mit da in den Pfarrhof. Wenn
Du auch an andern Thüren nicht klopfen magst, da bei dem
! hochwürdigen Herrn haben schon ganz Andere zugcsprochen als
! Du, und seine Küche ist weit und breit berühmt, komm', geh'
mit mir herein, den Herrn Pfarrer frcut's, wenn er ein Almosen
geben kann!" — So sprach der Schneider, als sie eben an einem
stattlichen Pfarrhofe anlangten und ihnen ein köstlicher Speisen-
dnft vom offenen Küchenfenster in die Nase zog. War es
dieser Duft, oder des Schneiders Beredtsamkeit — der Buch-
binder, dessen Magen einen nicht geringen Appetit verspürte,
ließ sich bereden und trat mit seinem Genossen in's Pfarrhaus.
Man hatte bcin Pfarrer den Besuch zweier fechtender Handwerks-
bnrschen gemeldet und alsbald trat der gemüthliche, heitere
Hochwürdige aus seiner Stube und begrüßte die Fechtbrüder.
„Welcher Confessio»?" sagte der Pfarrer zu dem Ersten. —
„Ein Schneider!" lautete die Antwort. — „Ich meine nicht
die Profession — ich meine, welchen Glauben Ihr habt. Seid

Heuchelei.

Ihr katholisch oder protestantisch?" sagte der Pfarrer lächelnd.

— „Natürlich, katholisch geboren!" antwortete der Schneider,
sicher, daß er dadurch die Gunst des Pfarrers gewinnen werde.

— Der Buchbinder aber antwortete auf die gleiche Frage, der
Wahrheit gemäß, er sei protestantisch. Der Pfarrer ging in
Stube zurück. — „Dummer Kerl!" sagte der Schneider, als
sie allein waren, znm Buchbinder, „warum sagtest Du nicht
auch. Du sei'st katholisch. Da wird's schlimm aussehen mit
dem Essen, das Du bekommst!" Der Buchbinder aber sagte:
„Ich werde doch nicht um eines Frühstücks willen meinen Glauben
verläugnen!" — Es war aber an dem Tage, da dieß geschah, just
Freitag und daher Fasttag im Pfarrhause. Nach einiger Zeit
kam der gastfreundliche Herr Pfarrer wieder in die Hausflur
und hinter ihm trug die Magd eine Schüssel mit Reisbrei und
auf einen: Teller eine halbe gebratene Ente, die von gestern übrig
war. — „So," sagte der Pfarrer zum Schneider, „hier ist für
Dich eine Fastenspeise und für den Ketzer da eine halbe Ente, für
ihn gibt's kein Fastengebot,!" — Da machte der Schneider ein
langes Gesicht, der Buchbinder aber lachte vergnügt, während er
den trefflichen Braten sich schmecken ließ und dachte bei sich:
„Dein Glaube hat dir geholfen!"

Ländliches Stillleben.

Ein Morgen nach der Kirchweih'.

Redactwn: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München.
Druck von C. R. Schurich (E. Mühlthalcr) in München.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ländliches Stillleben"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Zaun
Bierkrug
Betrunkener
Pickelhaube
Fass
Landleben <Motiv>
Zerstörung <Motiv>
Karikatur
Schwert
Kirchweih <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 67.1877, Nr. 1692, S. 208
 
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