genehmer verlebt haben." — Mehrere Gaste: „Ja, ja,
Wer weiß, wie lange das wird währen! —
Es fühlt das Herz ein neu Begehren,
Und wieder sing' ich bang und schwer:
„Q wenn ich doch ein Vöglein war'!"
__ v. Miris.
Der Untergang der Welt.
l. Stammgast: „Meine Herren, wir könnten ans heute
ein billiges Nachtmahl verschaffen. Unser Wirth hat ein so
schönes Spanferkel draußen, das; man gleich einen Gusto
d'rauf bekommt, wenn man's nur anschaut. Hergcbcn wird cr's
um keinen Preis, das weiß ich, aber vielleicht könnten wir's
ans irgend welche Art von ihm heranslocken." — 2. Stamm-
gast: „Ich hab's! ich hab's! Ruft ihn nur her, ich werde
für das weitere sorgen!" (Der Wirth kommt.)
Gast: „Also heut', lieber Herr Wirth, sitzen wir leider
zum letzten Male bei Ihnen; hoffen wir aber, daß wir uns,
und das schon morgen, Jenseits wiederfinden!" — Wirth:
„Was — wie soll ich das verstehen?" — Gast: „Jetzt schau'
Einer den an, — thut der Kerl so, als ob er gar nichts
wüßte!" — Wirth: „Aber erzählen Sie nur, ich weiß wirk-
lich von gar nichts." — Gast: '„Nun, wenn Sie das erst jetzt
von mir erfahre», daß morgen die Welt zu Grunde geht, so
bedauere ich Sie, daß Sie Ihre paar letzten Tage nicht an-
morgcn schon, leider Gottes!" — Gast: „Da Hab' ich schon
ganz anders speculirt. Sehen Sie, ich Hab' zum Beispiel Alles
verwerthet und das Geld gleich verputzt, — meine Hühner, Gänse
und Enten — Alles Hab' ich bereits anfgcspeist. Ich wüßte
auch nicht, zu was ich's sollte mit zu Grunde gehen lassen."
— Mehrere (Säfte: „Das versteht sich, ich hab's auch so
gemacht; ich auch!" — Gast: „Und ich wollte wetten, daß
unser Wirth den ganzen Stall noch vollgepfropft hat!" —
Wirth: „O nein! ich Hab' nur noch ein Spanferkel!" —
Gast: „So, das können Sic mit in's Jenseits nehmen!" —
— Wirth: „Nein, meine Herren, ich bin kein Geizhals, —
wenn Ihre Angaben richtig sind, so will ich's gleich abstcchcn und
'braten lassen!" — (Säfte: „Wir haben nichts dagegen."-
(Nach dem Essen.)
1. Gast: „Das war einmal ein feines und billiges Nacht-
mahl. Jetzt gehen wir. Aber wo ist denn mein Stock?" —
2. Gast: „Ich suche soeben auch meinen!" — 3. Gast: „Ich
38 „Wenn ich rin Vöglein war'!"
„O, wen» ich doch ein Vöglein wär'!"
So Hab' auch ich, das Herz so schwer.
Von süßem Liebesleid bezwungen,
In meiner Jugend oft gesungen.
Jetzt, da das holde Kind mein Eigen,
Denk' ich gar oft bei mir mit Schweigen:
Es wär' doch wirklich ein Malheur,
Wenn ich ein Vöglein 'worden wär'!
Der Untergang der Welt.
Wer weiß, wie lange das wird währen! —
Es fühlt das Herz ein neu Begehren,
Und wieder sing' ich bang und schwer:
„Q wenn ich doch ein Vöglein war'!"
__ v. Miris.
Der Untergang der Welt.
l. Stammgast: „Meine Herren, wir könnten ans heute
ein billiges Nachtmahl verschaffen. Unser Wirth hat ein so
schönes Spanferkel draußen, das; man gleich einen Gusto
d'rauf bekommt, wenn man's nur anschaut. Hergcbcn wird cr's
um keinen Preis, das weiß ich, aber vielleicht könnten wir's
ans irgend welche Art von ihm heranslocken." — 2. Stamm-
gast: „Ich hab's! ich hab's! Ruft ihn nur her, ich werde
für das weitere sorgen!" (Der Wirth kommt.)
Gast: „Also heut', lieber Herr Wirth, sitzen wir leider
zum letzten Male bei Ihnen; hoffen wir aber, daß wir uns,
und das schon morgen, Jenseits wiederfinden!" — Wirth:
„Was — wie soll ich das verstehen?" — Gast: „Jetzt schau'
Einer den an, — thut der Kerl so, als ob er gar nichts
wüßte!" — Wirth: „Aber erzählen Sie nur, ich weiß wirk-
lich von gar nichts." — Gast: '„Nun, wenn Sie das erst jetzt
von mir erfahre», daß morgen die Welt zu Grunde geht, so
bedauere ich Sie, daß Sie Ihre paar letzten Tage nicht an-
morgcn schon, leider Gottes!" — Gast: „Da Hab' ich schon
ganz anders speculirt. Sehen Sie, ich Hab' zum Beispiel Alles
verwerthet und das Geld gleich verputzt, — meine Hühner, Gänse
und Enten — Alles Hab' ich bereits anfgcspeist. Ich wüßte
auch nicht, zu was ich's sollte mit zu Grunde gehen lassen."
— Mehrere (Säfte: „Das versteht sich, ich hab's auch so
gemacht; ich auch!" — Gast: „Und ich wollte wetten, daß
unser Wirth den ganzen Stall noch vollgepfropft hat!" —
Wirth: „O nein! ich Hab' nur noch ein Spanferkel!" —
Gast: „So, das können Sic mit in's Jenseits nehmen!" —
— Wirth: „Nein, meine Herren, ich bin kein Geizhals, —
wenn Ihre Angaben richtig sind, so will ich's gleich abstcchcn und
'braten lassen!" — (Säfte: „Wir haben nichts dagegen."-
(Nach dem Essen.)
1. Gast: „Das war einmal ein feines und billiges Nacht-
mahl. Jetzt gehen wir. Aber wo ist denn mein Stock?" —
2. Gast: „Ich suche soeben auch meinen!" — 3. Gast: „Ich
38 „Wenn ich rin Vöglein war'!"
„O, wen» ich doch ein Vöglein wär'!"
So Hab' auch ich, das Herz so schwer.
Von süßem Liebesleid bezwungen,
In meiner Jugend oft gesungen.
Jetzt, da das holde Kind mein Eigen,
Denk' ich gar oft bei mir mit Schweigen:
Es wär' doch wirklich ein Malheur,
Wenn ich ein Vöglein 'worden wär'!
Der Untergang der Welt.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wenn ich ein Vöglein wär'!" "Der Untergang der Welt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 67.1877, Nr. 1671, S. 38
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg