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Eine weibliche Meise nach Snez.

(Schluß.)

Zwei Tage später.

O Leonie! Dieser blutdürstendc Kabylenoberst schmachtet
zu meinen Füßen. Auf meine inständigste, mimische Bitte ver-
zichtete er sogar darauf, den edlen Flüchtling Müller, meinen
erkorenen Bräutigam, gerichtlich verfolgen zu lassen. Mnstapha
Ali Ebn Mechmed- hat viele schöne Anlagen. Ich bin mit
diesem orientalischen Verehrer ganz zufrieden, auch finde ich die
hiesigen oasischen Gebräuche nicht gerade widerlich. Einstweilen
habe ich mich in mein Schicksal ergeben und benütze die Zeit
zu Studien orientalischer Sitten und zu wissenschaftlichen Be-
obachtungen. Mein Reisethermometer und meine Harfe — diese
einzigen Symbole europäischer Civilisation auf afrikanischem
Boden, unterstützen mich darin zumeist. Die Temperatur, meine
geliebte europäische Jugendfreundin, ist, trotz des ewig himmel-
blauen Himmels, nicht geradezu erquickend zu nennen. Die
Wärme beträgt um die Mittagsstunde 48 bis 50 Grade Rcaumur,
.und diese Palmen gewähren höchstens für einzelne Körpertheilc
Schatten. Nur am späteren Abend, wenn sich die Wüstenluft
bis auf 30 oder 36 Grade abgekühlt hat, verfüge ich mich
aus meinem Zelte in's Freie und finge zu meiner Harfe dem
afrikanischen Volkshaufen ein Mcndelssohn'sches Lied ohne Worte
vor. Die jüngeren Damen des Volkshaufens tanzen dann zum
Tamburin recht artig, und so verfließen dann die Abendstunden
iin traulichen Kreise. Ich versuchte bereits mehrere Male durch
Mimik diese afrikanische Volksabtheilnng für europäische Civili-
sation empfänglich zu machen, doch habe ich mich leider noch
nicht recht verständlich machen können. Ich sehe erst jetzt
ein, wie schwierig es ist, die Worte „Philosophie, Aesthetik,
Photographie, Eisenbahn, Telegraph, Phrenologie, Geographie,
Constitution, Preßfreiheit ob cetera" mimisch auszudrückcn.

Alle meine bisherigen Bemühungen waren erfolglos;
die Eingcborncn blieben stets gleichgiltig vor mir sitzen, oder

blickten mich fragend mit ihren Gazellenaugcn an. O Lconie!
So ein Gazellenblick ist das Schönste, >vas die Wüste Sahara
dem Fremdlinge darbietct. Auch mein Oberkabylc hat solche
Gazcllenblicke, und mir wird immer so hingebend zu Mnthe,
wenn mein Auge sich in der schwärmerischen Rächt seiner Blicke
verliert. Was sind die Augen eines mitteleuropäischen Gc-
meinderathcs oder Gutsbesitzers, Beamten oder selbst Künstlers
gegen solch' ein Kabylcngazellcnaugc?! Lconie, Du würdest Dich
in stille Wonnen anflösen!

Am 7. Oktober 1866.

^ Ich setzt die Fortsetzung meiner Reisebcschrcibnng fort.

' Die Temperatur erhält sich noch immer auf einigen 40 Graden
um Mittag, aber mein Oberkabylc ist in den letzten Tagen
! merklich kühler geworden. Er scheint sogar die Absicht zu haben,


Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Eine weibliche Reise nach Suez (Aus den Jugenderinnerungen Laura's)"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Fremdbild
Tanz <Motiv>
Staunen <Motiv>
Afrikaner
Sahara
Weibliche Reisende <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 68.1878, Nr. 1705, S. 97
 
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