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Zeit ungsexpcditio neu angenommen.

Erscheinen lvöchcntl. ein Mal. Preis dcsBandcs

(26 Nummern) 0 Mark 70 Pfg., excl. Porto bei llXIX. Bd.

direetcm Berns. Eiiirelne Nummer HO Pia.

Bon Ludwig Kslisch.
(Fortsetzung.)

Der Tod der edeln Dame wäre fast unbeachtet vorübcr-
gegangcn, lvcun das Publikum nicht erfahren hätte, daß dieselbe
ihren Freund Eustachius Wolkenreich zum Universalerben ein-
gesetzt. Eustachius erhielt nicht nur schriftliche Beileidsbezeugungen
von allen Seiten, man drängte sich auch von allen Seiten
herbei, wenn er sich ans der Straße blicken ließ, zag den Hut
so tief wie möglich vor ihm ab, und Jeder schien glücklich, ihm
die Hand drücken zu können. Ein hochgebildeter, höflicher
Mann, ließ er sich diese zudringliche Thcilnnhme ruhig gefallen.
Er änderte nichts an seiner Lebensweise, nur daß er in Folge
des Todes seiner Freundin zu einer größeren Thätigkeit gezwungen
ward und in lebhafteren Verkehr mit allen Classen der Be-
völkerung gerieth. Nach wie vor ging er fast täglich auf das
Gut, dessen Eigenthümer er nun geworden, begleitet von dem
treuen Ama, der ihm den riesigen, hellrothscidenen Regenschirm
nachtrug, und dort besuchte er des Fräuleins Grab, das, ihrem
letzten Willen gemäß, sich zwischen zwei Trauerweiden und ganz
in der Nähe des oben erwähnten Lindenbnumes befand. Den
Plan zu dem Marmordenkmal, das bereits in der Arbeit begriffen
war, hatte er, ebenso wie die gereimte Grabschrift, selbst ent-
worfen. Was nun die Hinterlassenschaft des Fräuleins betrifft,
so war dieselbe allerdings beträchtlich und setzte die Phantasie
des Publikums in Bewegung. Man sprach von zwei, drei, ja
von vier Millionen, in deren Besitz Herr Eustachius so plötzlich
gekommen, und der, bei seinem vorgerückten Alter, bald lachende
Erben zurücklassen würde. Unzählige Leute hofften zu diesen
Lachern zu gehören. Nirgendwo aber wurde diese Hoffnung
leidenschaftlicher gehegt, als in der Familie Tr üb ich.

Diese Familie bestand aus drei Köpfen, von denen jeder

sich für den fähigsten, klügsten, scharfsinnigsten hielt. Leonhard
Trübich dünkte sich viel gescheidter als seine Frau, diese viel
geschcidtcr als ihr Gatte, und ihre Tochter Julie viel gescheidter
als ihre Eltern. In keinem Familienkreise gab es mehr Selbst-
täuschungen, und in keiner andern Familie suchte man Andere
so sehr zu täuschen. Die Enttäuschungen stellten sich natürlich
früher oder später immer ein, ohne jedoch das Kleeblatt zu
einer naturgemäßeren Auffassung der Verhältnisse zu bewegen.
Als vor ungefähr einem Mcnschenaltcr der junge Leonhard seine
Josephine zum Traualtäre führte, hielten sich Beide für sehr
glücklich. Er glaubte nämlich, in den Besitz einer reichen Erbin
gekommen zu sein, und sie hegte die feste Ucberzeugung, an der
Seite eines Mannes leben zu können, der als der einzige Sohn
sehr vermögender Eltern galt. Der Wahn war kurz, die Reue
ohne Ende. Schon während der Flitterwochen sah er, daß er
von seinen, sah sic, daß sie von ihren Schwiegereltern keine
Renten zu erwarten habe. Die gegenseitige Täuschung veran-
laßtc gegenseitige Vorwürfe, von denen jedoch die Welt nichts
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Herr und Diener"
Weitere Titel/Paralleltitel
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Fliegende Blätter
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Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

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Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Tochter <Motiv>
Habsucht
Ehepaar <Motiv>
Egoismus
Karikatur
Familie <Motiv>
Kopfbedeckung <Motiv>
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Fliegende Blätter, 69.1878, Nr. 1727 , S. 65
 
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