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?ßrei3 des Bandes (26 Nummern) M. 6.70. Bei birectem
Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich "ÄfTO. -M
M 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins Jiti— _1_® = ©
Einzelne Nummer 30
Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungs-ESpeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.
LXXT. Bö.
Slatnschc Märchen.
(Schluß.)
Bruder u n
Der Bruder schrieb an die Schwester: „Du mußt mir
hundert Gulden schicken, mein Schwestcrlcin. Ich habe mein
Schwefle r.
Haus verpfändet und elend frieren müssen letzten Winter. Nun
Hab' ich viel gearbeitet und wenig getrunken Frühjahr und
Sommer durch; aber cs ist schon Herbst; nächstens fällt wohl
der erste Schnee, und ich kann mein Häuschen noch immer nicht
aus der Pfandschaft lösen. Eh' ich wieder so friere, so ist
mir was And'res weniger schlimm."
Die Schwester warf den Brief in's Feuer und antwortete:
„Die Eltern haben sich um Dich grämen und schämen müssen
bis in die Erde hinein — so hast Du's getrieben. Nun willst
Du Deine arme Schwester auch noch aussaugen. Wer sorgt
für mich, wenn ich Dir mein Weniges gebe, da ich Mann
und Kinder nicht habe? Sieh', wo Du bleibst! Ein Bruder
sollte seine Schwester versorgen, aber nicht umgekehrt!"
Als der Bruder diese Antwort bekam, war es ein sehr
kalter Tag; denn der Winter hatte wirklich früh eingesetzt. Da
kaufte er sich von seinem letzten Gelde: erstens, bei einem Seiler
einen Strick; zweitens, bei einem Krämer einen Beutel voll von
dein Tabake, den er am liebsten rauchte, und drittens, in einer
kleinen Schenke, die am Waldrande lag, einen großen Krug
Wein von der Sorte, die er am liebsten trank. Er hatte noch
etwas kleines Geld übrig; das schenkte er den beiden Kindern
des Wirthes. Mit seiner Schwester Brief, den er in drei
Stiicke zerriß, zündete er sich drei Pfeifen an; mehr wollte er
nicht rauchen. Darauf sagte er zum Wirthe: „Du kannst Dir
den Tabak und die Pfeife behalten. Ich habe eine schöne,
sich're Versorgung; aber in dem Hause, in das ich komme,
darf ich nicht rauchen!" — „Jst's so feuergefährlich dort?"
fragte der Wirth. — „Eigentlich nicht!" sagte der Bruder. —
„Der Herr hat nur so die Laune!" rief der Wirth. „Willst
Du mir's nicht sagen, wo's ist?" — „Nein," antwortete der
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?ßrei3 des Bandes (26 Nummern) M. 6.70. Bei birectem
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Einzelne Nummer 30
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handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungs-ESpeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.
LXXT. Bö.
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(Schluß.)
Bruder u n
Der Bruder schrieb an die Schwester: „Du mußt mir
hundert Gulden schicken, mein Schwestcrlcin. Ich habe mein
Schwefle r.
Haus verpfändet und elend frieren müssen letzten Winter. Nun
Hab' ich viel gearbeitet und wenig getrunken Frühjahr und
Sommer durch; aber cs ist schon Herbst; nächstens fällt wohl
der erste Schnee, und ich kann mein Häuschen noch immer nicht
aus der Pfandschaft lösen. Eh' ich wieder so friere, so ist
mir was And'res weniger schlimm."
Die Schwester warf den Brief in's Feuer und antwortete:
„Die Eltern haben sich um Dich grämen und schämen müssen
bis in die Erde hinein — so hast Du's getrieben. Nun willst
Du Deine arme Schwester auch noch aussaugen. Wer sorgt
für mich, wenn ich Dir mein Weniges gebe, da ich Mann
und Kinder nicht habe? Sieh', wo Du bleibst! Ein Bruder
sollte seine Schwester versorgen, aber nicht umgekehrt!"
Als der Bruder diese Antwort bekam, war es ein sehr
kalter Tag; denn der Winter hatte wirklich früh eingesetzt. Da
kaufte er sich von seinem letzten Gelde: erstens, bei einem Seiler
einen Strick; zweitens, bei einem Krämer einen Beutel voll von
dein Tabake, den er am liebsten rauchte, und drittens, in einer
kleinen Schenke, die am Waldrande lag, einen großen Krug
Wein von der Sorte, die er am liebsten trank. Er hatte noch
etwas kleines Geld übrig; das schenkte er den beiden Kindern
des Wirthes. Mit seiner Schwester Brief, den er in drei
Stiicke zerriß, zündete er sich drei Pfeifen an; mehr wollte er
nicht rauchen. Darauf sagte er zum Wirthe: „Du kannst Dir
den Tabak und die Pfeife behalten. Ich habe eine schöne,
sich're Versorgung; aber in dem Hause, in das ich komme,
darf ich nicht rauchen!" — „Jst's so feuergefährlich dort?"
fragte der Wirth. — „Eigentlich nicht!" sagte der Bruder. —
„Der Herr hat nur so die Laune!" rief der Wirth. „Willst
Du mir's nicht sagen, wo's ist?" — „Nein," antwortete der
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Slavische Märchen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)