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Erscheinen wöchentlich ein Mal. Einzelne Nnmmer 30

Was dem Herrn Franz Xaver Pimpelhuber, ehrsamen Bürger und Stadtrath in Uttcnroda, in

der S h l v e st e r n a ch t t r ä u m t e. (Nachdruck verboten.,

(Schluß.)

„Aber, Vetter," fing ich wieder an, „es kann ja doch nicht
sein, daß ich gar so viel gegessen habe; denke nur: 20,846
Pfund Fleisch, 112,418 Stücke Weißgebäck, 48,768 Pfeffer-
gurken und eben so viele Kümmelbretzen, 1066 Hühner,
30,660 Flußkrebse, 12,960 Austern, 20,348 Weißfischeln -
ich habe doch nur zweimal in meinem Leben in der Rothen-
mühle unten Grundeln gegessen und das waren keine 48 Stück!"

„Du hast sie auch nicht als Weißfischeln gegessen," sprach
er, „sondern als Sardellen und „Sardines ä l’huile I“ qualite“
— echt französisch natürlich, das inncht sich so bei Euch unten,
und was die übrigen Sorten betrifft — laß uns einmal ein
bischen rechnen; es denkt ohnedem selten Einer von Euch, was
er jährlich aufzehrt und wie viel die liebe Mutter Erde her-
geben muß, um so viele Mägen zu ernähren. Nehmen >vir nur
ein Jahr: Du lebtest regelmäßig und danktest hauptsächlich dem
Deine beständige Gesundheit. Du nahmst Früh Deinen Kaffee,
manchmal Thee, mit zwei Brödchen; Vormittag ein Seidclchen
Wein mit zwei oder drei Sardinchen, ein Stückchen Aal oder sonst
einen kleinen Leckerbissen; zu Mittag Suppe, ein gutes Stück
Rindfleisch mit Gürkchen dazu, dann einen Braten, oder statt
dessen eine Mehlspeise — im Ganzen also ein bescheidenes
Mittagsmahl, zu dem Du nur einen Liter Bier trankst. Nach-
mittags hattest Du wieder eine Tasse Kaffee mit zwei Brödchen,
und Abends ein Stück gebratenes oder eingemachtes Fleisch nebst
zwei Liter Bier und als Zubiß, gleichsam so eine Spielerei für
die Zähne, zwei oder drei Kümmelbretzen. Ist das richtig?"

„Ja, Vetter, nur manchmal habe ich auch zu Mittag
Wein getrunken und Abends — Du weißt, ich mußte meinem
schwachen Magen zu lieb ein Gläschen Schnaps —" — „Laß'

das gut sein," unterbrach er mich, „und mit dem schwachen
Magen hatte cs gute Wege; also wie viel Fleisch magst Du
täglich gegessen haben?" — „Nun zu Mittag wohl ein reich-
liches halbes Pfund, namentlich, wenn der Braten gut war,
und Abends wird wohl vom halben Pfunde auch nicht viel ge-
fehlt haben!" — „Also gilt. Das Jahr hat 365 Tage. Du
aßest täglich ein gutes Pfund Fleisch, macht im Jahr beiläufig
400 Pfund. Zum Fleisch nahmst Du Pfeffergurken, sagen >vir
nur drei Stück, macht im Jahr rund 1000 Stück, gerade wie die
Kümmelbretzen. Zum Frühstück, Gabelfrühstück und als Vesper-
brod 5 oder 6 Brödchen, gibt jährlich beiläufig 2000 Stück.
3 Liter Bier täglich macht im Jahre mehr als 1000 Liter
oder 10 Hectoliter. Vormittags nur 2 Sardinchen sind mehr
als 700 im Jahr, und jetzt kommen Sonn- und Festtage
und gewisse Jahreszeiten, wo Du gern nach der Röthenmühle
oder in den finstern Austernkeller gingst. Erinnerst Du Dich,
Pimpelhuber?" — „Ach freilich!"

„Nun, was thatest Du denn in der Rothenmühle? —"
und er kniff dabei die Augen zusammen, als hätte er Alles
gesehen. Ich wurde ganz verlegen und stotterte: „Ich —
ich —" — „Sei ruhig," unterbrach er mich, „ich muß nicht
Alles wissen, was Du dort gethan — das gehört in ein anderes
Departement; ich frage nur, was Du dort zur schönen Sommers-
zeit genossen?"

Noch immer verlegen, sagte ich: „In den Monaten ohne
„R" Krebse." — „Wie viele Monate sind denn ohne „R"?"
— „Mai, Juni, Juli, August — vier Monate." — „lind
wie oft warst Du dort?" — „Zwei- oder dreimal die Woche."

- „Also zehnmal im Monat, oder vicrzigmal in vier Monaten.

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