18
Bergsee-Lieder.
Er mußt' um jeden Pfad und Stein
Im tiefsten Waldesinnern;
lind leis' steigt aus dem Feuerschein
Sein heimliches Erinnern.
Ihm wurden alte Sagen wach;
Und Manchem ward es bange.
Wenn er von Elf und Kobold sprach.
Von Drache, Wolf und Schlange.
Die finst'rcn Wunder kannt' er alt'.
Der Bergesseen, der dunklen;
Die alten Götter nannt' er all';
Und seine Augen funkeln.
Doch nennt er Berchta hell und hold.
Dann wird sein Antlitz milde —
Stumm schaut er auf dies Lockengold,
Und auf sein Kind, Richilde.
Vcrborg'ne Schätze.
In jedem Bergsee liegt ein Schatz
Versunken und vergessen.
Ein Goldhecht hütet ihn am Grund,
Den Grund kann Keiner messen.
Und an der Felswand hoch im Berg
Gleißt noch die Spur von Ringen,
Daran der Sintflnth Fergen einst
Die Eichenschiffe hingen.
Dochte' der Fels den See umschließt
Da hämmern tausend Hände
Zwerghaft — bis sich die Fluth ergießt
Und schafft des Landes Ende.
Der Walchensee.
Der Alte sprach's, die Funken sprüh'n.
Der Kreis der Kinder tauschte;
Er warf ein Weihkraut in die Gluth,
Der Wind am Ufer rauschte.
Der Westwind war's und westwärts liegt
Der Walchensee, der tiefe;
Weh' dem, der dessen Geister je
Aus ihrem Schlummer riefe!
Ein Riesenwaller liegt am Grund,
Geringelt, tausendpfündig.
Und Stimmen schallen aus der Fluth:
Verlaß' mich — oder ich schlünd' dich!
Und oft glänzt auf dem Spiegelsee
Ein Streifen purpurdunkel.
Und lvcr ihn saßt, faßt rothes Blut —
Rothschimmernd, wie Karfunkel.
Dem Alten selber wallt das Blut,
Der Kreis der Kinder lauschte:
Er warf ein Weihkraut in die Gluth —
Der Wind am Ufer rauschte!
W a s s e r feien.
In Schweigen sank der Alte längst.
Die Herdgluth glimmt, die warme;
Da schlang Richilde um den Hals
Des Liebsten wohl die Arme.
„Oh Guntram!" sprach sic, „hüte Dein,
Daß nicht die Wasserfcien
Dich niederzieh'n; die lieben auch
Den frohen Mann im Maien."
Er aber lacht und ivindet los
Die Arme braun und sehnig:
„„Die mögen traun mich niederzieh'n.
Der Feien acht' ich wenig!
Sic lebten nie — so that es kund
Der Abt wohl mir und vielen!
Stumm ist die Fluth und öd' der Grund,
Wenn nicht die Fischlein spielen!""
Richildcn's Antlitz flammte roth —
„Schweig!" sprach sie mit Erbeben,
„Und lvähnt der Abt auch, die sind tobt.
Ich aber weiß: — sie leben!!"
_ (Schluß folgt.)
Bergsee-Lieder.
Er mußt' um jeden Pfad und Stein
Im tiefsten Waldesinnern;
lind leis' steigt aus dem Feuerschein
Sein heimliches Erinnern.
Ihm wurden alte Sagen wach;
Und Manchem ward es bange.
Wenn er von Elf und Kobold sprach.
Von Drache, Wolf und Schlange.
Die finst'rcn Wunder kannt' er alt'.
Der Bergesseen, der dunklen;
Die alten Götter nannt' er all';
Und seine Augen funkeln.
Doch nennt er Berchta hell und hold.
Dann wird sein Antlitz milde —
Stumm schaut er auf dies Lockengold,
Und auf sein Kind, Richilde.
Vcrborg'ne Schätze.
In jedem Bergsee liegt ein Schatz
Versunken und vergessen.
Ein Goldhecht hütet ihn am Grund,
Den Grund kann Keiner messen.
Und an der Felswand hoch im Berg
Gleißt noch die Spur von Ringen,
Daran der Sintflnth Fergen einst
Die Eichenschiffe hingen.
Dochte' der Fels den See umschließt
Da hämmern tausend Hände
Zwerghaft — bis sich die Fluth ergießt
Und schafft des Landes Ende.
Der Walchensee.
Der Alte sprach's, die Funken sprüh'n.
Der Kreis der Kinder tauschte;
Er warf ein Weihkraut in die Gluth,
Der Wind am Ufer rauschte.
Der Westwind war's und westwärts liegt
Der Walchensee, der tiefe;
Weh' dem, der dessen Geister je
Aus ihrem Schlummer riefe!
Ein Riesenwaller liegt am Grund,
Geringelt, tausendpfündig.
Und Stimmen schallen aus der Fluth:
Verlaß' mich — oder ich schlünd' dich!
Und oft glänzt auf dem Spiegelsee
Ein Streifen purpurdunkel.
Und lvcr ihn saßt, faßt rothes Blut —
Rothschimmernd, wie Karfunkel.
Dem Alten selber wallt das Blut,
Der Kreis der Kinder lauschte:
Er warf ein Weihkraut in die Gluth —
Der Wind am Ufer rauschte!
W a s s e r feien.
In Schweigen sank der Alte längst.
Die Herdgluth glimmt, die warme;
Da schlang Richilde um den Hals
Des Liebsten wohl die Arme.
„Oh Guntram!" sprach sic, „hüte Dein,
Daß nicht die Wasserfcien
Dich niederzieh'n; die lieben auch
Den frohen Mann im Maien."
Er aber lacht und ivindet los
Die Arme braun und sehnig:
„„Die mögen traun mich niederzieh'n.
Der Feien acht' ich wenig!
Sic lebten nie — so that es kund
Der Abt wohl mir und vielen!
Stumm ist die Fluth und öd' der Grund,
Wenn nicht die Fischlein spielen!""
Richildcn's Antlitz flammte roth —
„Schweig!" sprach sie mit Erbeben,
„Und lvähnt der Abt auch, die sind tobt.
Ich aber weiß: — sie leben!!"
_ (Schluß folgt.)
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Bergfee-Lieder"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1881
Entstehungsdatum (normiert)
1876 - 1886
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)