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74 Der Philosoph im Cigarrenladen.

gerathen; dann werden sic nicht verstanden, nicht geschätzt,
halb verbraucht bei Seite geworfen, vielleicht sogar aus Furcht
vor dem noch in ihnen glimmenden Funken mit dem Fuße
zertreten." — Verk.: „Sie werden ja ganz melancholisch,
mein Herr!" — Phil.: „Weil ich eben daran denke, mein
Fräulein, daß wir Menschen, wie diese Cigarren, in unserer
Kindheit nur gewickelt werden, um bald in Asche zu zerfallen."

- Verk.: „Darf ich Ihnen ein Kistchen von dieser Sorte
geben?" - Phil.: „O, Fräulein! Die Zeiten, wo ich die
Cigarren kistchenwcise kaufte, sind vorbei; die Philosophie ist
in unserer materiellen Zeit ein armes Stiefkind geworden."
Berk, (ungeduldig): „Nun, nehmen Sic vielleicht ein Dutzend?"
— Phil.: „Zwölf ist eine sinnige, bedeutungsvolle Zahl!"
(betrachtet sinnend die Cigarren.) — Verk.: „Oder wünschen
Sic eine billigere Sorte?" — Phil.: „Billig und schlecht!
Ja, ja - Alles will billige Maare haben, man sieht nicht
mehr auf den inncrn Werth, sondern nur auf die äußere Form.
Ich sage Ihnen, Fräulein! die Welt ist >vie eine schlechte
Cigarre: schönes Deckblatt und innen Unkraut. Der Weise
wendet sich mit Abscheu von dieser gefälligen Lüge zur einfachen
Wahrheit. Es ivird das Beste sein — ich rauche gar nicht
mehr." — Berk.: „Wie Sie wollen. Aber wenn Sic eine
Cigarre wünschen, bitte ich, endlich zu wählen." — Phil.:
„Sie haben Recht. Ich muß zu einem Entschlüsse kommen.
Geben Sic mir 1 Stück von diesen lichten — der Mensch
kehrt immer wieder zu seiner ersten Liebe zurück!" — Berk.:
„1 Stück?! Und deßhalb besinnen Sic sich so lange!" —
Phil.: „Der denkende Mensch muß Alles mit Umsicht thun
und wohl erwägen. Was hätten wir vom Thierc voraus,
wenn nicht die Welt der Gedanken?! ... Verzeihen Sie, aber es
kommt mir eben in den Sinn, daß ich meine Börse zu Hause
liegen ließ. Behalten Sie die Cigarre — ich werde morgen
wiederkommen." — Verk. (ihm nachrufend): „Wird mir außer-
ordentlich angenehm sein!"

Zur Darnachachtung.

Bevor du dich mit einem dir Unbekannten in ein Ge-
spräch einlassest, suche zuerst von ihm zu erfahren: welchem
Volke und Staat er angehörig, wessen Glaubens er ist, ob
kirchlich oder frei gesinnt, ob fortschrittlich oder stillständlich oder
rückwärtsstrebend, ob vom Nähr-, Lehr-, Wehr-, Verzehrstande,
ob Freihändler oder Schutzzöllncr, ob — kurz je mehr du von
ihm herausbekommst, desto sicherer wirst du sein, bei gehöriger
Bedachtnahme ans das Erkundete im ferneren Verlaufe der
Unterhaltung nicht plötzlich fürchterliche Grobheiten an den Kopf
zu bekommen. _ Knigge b. I.

Citate.

Ein schönes Citat

Ist wie ein Ei ans dem Spinat.

Einziger Zeitvertreib.

Vergnügungsreisen der: „Sag'n Sic 'mal, Schutz-
mann, ist denn hier in dem langweiligen Nest gar Nichts los,
womit man sich die Zeit bis zum nächsten Zuge ein bischen
vertreiben könnte?" — Schutzmann (höflich): „Ja, da wüßte

Einziger Zeitvertreib.

ich ooch nichts; — des cenzige wäre nach, Sic lass'n sich c'
bischen herum arretiren. Sonst is hier eben gar kecne
Iveiterc Vcrgnüglichkcet." _

Schlimmes Surrogat.

Ein Händler kauft bei einem Banernweib Federn. Da
gerade keine Gewichte vorhanden sind, legt er die Hand in
die Waagschale und sagt: „Wir brauchen keine Gewichte
meine Faust wiegt gerade ein Pfund."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Einziger Zeitvertreib" "Schlimmes Surrogat"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1881
Entstehungsdatum (normiert)
1876 - 1886
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 74.1881, Nr. 1858, S. 74
 
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