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Kurzgefaßte Erläuterung zu jcd

beiden andern Thätigkeiten zu (siehe II). Ost können mehrere
außerdienstliche Thätigkeiten mit einander verbunden werden.
(Siehe davon weiter unten.)

Die Hauptputzzeit ist Abends vor Zubettgehen. Dann
sind alle Sachen, die den Tag über gebraucht waren und die,
so am nächsten Tage gebraucht werden, zu putzen. Am Morgen
nach dein Aufstehen werden sämmtliche Sachen wieder geputzt.

Bei dem Morgen- und Abendputzen ist der Soldat noch
anderweitig thätig, indem er seine Morgen- oder Abendsuppe
verzehrt. Auch kann er eine Pfeife dazu rauchen.

Sämmtliche, Morgens und Abends nicht zur Pntzung
gelangten Sachen, werden auf die dienstfreien Tagesstunden ver-
theilt und sind, wenn Sachen nicht in genügender Anzahl vor-
handen sind, doppelte Putzungen anznstellen. — Nachtrag. Der
Soldat im Dienste wird insofern ebenfalls zum Putzen ver-
wendet, als er beim Marsche nach, dem Exerzierplätze, beim Wicder-
einmarschc und ans den Rendezvous, falls er eine Hand frei
hat, dieselbe zum Abreiben van Helm, Knöpfen und dergleichen
benutzt. Nur während des Commandos „Stillgestanden" wird
absolut nichts geputzt — auch nicht die Nase. Tritt während
des Putzens ein Vorgesetzter an den Soldaten heran, so geht
dieser vom Putzen über auf

VI. Das Grützen.

Grüßen ist dasjenige, was jeder Soldat seinen sämmtlichen
militärischen Vorgesetzten schuldig ist.

VII. Zeit des Grütze»«.

Zum Grüßen ist vornehmlich die Zeit, welche der Soldat
außerhalb seines Quartiers zubringt, anzuwenden.

VIII. Der Soldat ans der Stratze.

Damit der Soldat außer Dienst auch seine zweite Thätig-
keit (siehe II.) ausüben kann, geht er zuweilen aus. Beim
Hinaustreten aus dem Quartier putzt er nochmals durch Reiben,
Klopfen und Bürsten jeden erreichbaren Theil seiner Montur
und sieht sich dann sofort nach Vorgesetzten um, um sie im
Vorbeigehen instruktionsmäßig grüßen zu können. Wenn sich
weithin keiner sehen lassen will, so muß der Soldat seine Augen
um so schärfer anstrengen und Acht auf die von ihm verlangte
Thätigkeit geben. Die in die Straße, welche er geht, einlaufenden
Querstraßen sind besonders schon von Weitem scharf nüs Auge
zu fassen, weil aus ihnen die Vorgesetzten öfters hervorzukommen
pflegen. Der Soldat >vird übrigens gut thun, nicht ans dem
Trottoir, sondern mitten auf der Straße zu gehen, um diese
besser mit seinen Blicken bestreichen zu können. Der Soldat
hat zwar den gegrüßten Vorgesetzten gerade anzublicken, aber
dabei nicht die Aufmerksamkeit aus die Vorgesetzten, die mög-
licherweise gleich hinterher kommen können, aufzugeben, damit
an Jedem das Grüßen prompt vollzogen werden kann. Will,
der Soldat das Grüßen durch „Front machen", wie es bei den
direkten Vorgesetzten vorgeschrieben ist, vermeiden, um etwa wieder
schnell in das Quartier an's Putzen oder an eine andere Thätigkeit
zu gelangen, so nimmt er etwas unter den Arm, und grüßt
dann überall nur durch strammes Vorbeigehen. — Anmerkung.
Etwa die Braut an den Arm nehmen, ist jedoch hierbei von

m militärischen Jnstruktionsbuch.

keinem Vortheil, indem diese vor Vorgesetzten außer Betracht
bleibt. Mit dem Grüßen kann der Soldat keine andere Thätigkeit
verbinden, weder Putzen, noch sonst

IX. Leibliche Bedürfnisse.

Die hauptsächlichsten sind: Essen, Trinken, Rauchen,

Schlafen (und die „unnennbar" genannten gewöhnlichen). Als
extraordinair tritt hinzu: eine Braut besitzen.

X. Essen »nb Trinken.

Morgen- und Abendsuppe in Verbindung mit Putzen siehe
V Abs. 3. Für die Zeit des Mittagessens ist es erlaubt,
andere Thätigkeiten einstweilen zu unterbrechen. Mit Ausnahme
der genannten Essen kann der Soldat die Thätigkeit des Essens
und Trinkens auch im Dienste, d. h. in den befindlichen
Pausen vollziehen, falls sich dann eß- oder trinkbare Gegen-
stände in seinem Besitze befinden. Das Trinken besorgt der
Soldat gewöhnlich in Wirthshäusern. Er hat seine Thätigkeit
hier nicht mit Schlägereien zu vermischen, die zum Beschmutzen,
ja Beschädigen von Kleidungs- oder Waffenstückcn führen können,
und übrigens jede Gelegenheit zum Putzen, wenn auch nur
durch Reiben oder Klopfen, oder zum Grüßen wahrzunehmen.

XI. Rclier das Rauchen

ist nichts besonderes zu erinnern. Zu bemerken ist nur, daß
das Rauchen während des Schlafens als feuergefährlich verboten ist.

XII. Rom Schlafen.

Hauptzeit des Schlafens ist die zwischen der Abend- und
der Morgen-Putzung. Fallen diese Pntznngcn einmal aus andere
Zeiten, z. B. beim Wachtdicnst oder im Kriege, so können zu
der in Rede stehenden Thätigkeit auch andere Zeiten an-
gewiesen werden. Das Schlafen während der Jnstructions-
stunde ist ganz unstatthaft, obwohl gebräuchlich.

XIII. Der Dessk einer Dräut.

Diese Thätigkeit fällt vornehmlich aus die Sonntags-
Nachmittage, öfters auch sonst Abends. Es bestehen hierüber
keine speciellen Instruktionen, doch soll jeder brave Soldat sich
Folgendes merken: Die Bräute des Soldaten ergänzen sich

hauptsächlich aus der Charge der Köchinnen. Hieraus darf der
Soldat die Berechtigung ableiten, beim Besuche derselben die
außerdienstliche Thätigkeit des Essens und Trinkens nach Kräften
zu entwickeln. Der Soldat wird sich befleißigen, häufig mit
seiner Braut über die Straße zu gehen, um so die Thätigkeit
des Grüßens mit dem leiblichen Bedürfnisse verbinden zu können.
Erinnert wird hiebei aber nochmals daran, daß die Braut
unter dem Arm einem gewöhnlichen Packet nicht gleichgerechnct
wird, sondern vor Vorgesetzten los zu lassen und vor direkten:
Front zu machen ist. (Obgleich die Braut nicht zu den dienst-
lichen Besitzstücken des Soldaten gerechnet wird, ist cs
letzterem doch gestattet, derselben dann und wann die Schuhe
zu wichsen, oder ihr sonst beim Putzen behülflich zu fein.

W. Radmncher.
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