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Die Wunder der Dressur.

in’§ Seen. Ich schreie laut for Schreck un' schlenk're der forsch
mit'n Bcenc hin int’ her, aber die Kneibbcrci ließ uich' nach,
uu' wie ich itn' sv rasch als meglich 'uauS au's User mache,
seh' ich, daß cs ä' ziemlich großer Krebs is, der sich au
mei' Bccu festcgekncibt hatte. Jh du Luderchen du — schrei'
ich uu' reiß'u los — du verdienst doch, weeß Knebbchen gleich,
daß ich dich uff der Stelle mausedod schlage! Das wollte ich

uu' ooch schon gleich dhuu, aber da dachte ich noch: Jh nee!

ich wer'u lieber mit zu Hause nehmen, da kann mer'u meine
Bauliue (so hecßt Sic nämlich meine Frau), die kann mer'u
kochen, daß mer wenigstens noch 'was davon hat. Wie ich
uu' zu Hause komme uu' meiner Bauliue die Krcbsgeschichte
erzähle, da wollte se sich erst gans scheckig lachen, aber zuletzt
meente se, mer sollte doch eegeutlich den Krebs sei' Leben schenken,
>vcil er ja eene so große Anhänglichkeet an mich bewiesen

hatte. Da war Sie's uu' ordentlich, als wie ob der Krebs

verstanden hätte, wodrum sich's handeln dhat, denn er sah mich
mit eener so klaglichtcn Mene an, daß ich ooch gcrihrt ward

uu' ihn 's Leben schenkte. Ich wollt'n den andern Dag

wieder in de Elbe dragen uu' setzt'n einstweilen uff unser»
Eefeistock au's Fenster, 'n andern Morgen früh bringt uu'
der Zeiduugsdrägerjunge wie alte Dage de „Dräsner Nach-
richten," die er allemal unter der Vorsaaldhire unten dorch-
schiebt. 'Jui, was denken Se nu' wohl? — bringt uff cemal

mei' Krebs, den ich schon balde gans vergessen hatte, de

Nachrichten mir ganz zierlich mit seine Schecren un' legt' sc

ruhig vor mich hin! Ich war gans steif vor Bewunderung un'
nahm mir gleich vor, meinen Krebs uich' wieder in de Elbe
zu schmeißen, sondern aber lieber vor seine weitere Ausbildung
zu sorgen. Mit meinem Krebse aber war Sie's akcradc so
wie mit Ihrem Dachshunde; er hatte nämlich von der Nadur
aus Vcrsüh'n ä' gans richt'gcu Menschenverstand gekriegt. Wenn
zum Beisbiel meine Frau ä' Strümp' strickte, un' sc dhat zu-
fällig ü' Mal eene Strickcnndcl fallen lassen, da war Sie ge-
wiß ooch gleich mei' Krebs bei der Hand un' brachte de Nadel

wieder. Am mchrschtcn Sbas schien's aber meinen Krebse zu
machen, wenn ich mich früh balivireu dhat; da saß er gans
meischenstille neben meinem Sbiegcl, un' guckte mer aufmerksam
zu. Das eene Mal fuhr ich'» nu' so der blälisir mit'n
Sccfenbiuscl iber de Nase uu' fragt'»: Na, August, de willst
wohl noch ü' Mal ä' Balwir wer'u? Da schittclt'r aber
mit'n Koppe un' wischte sich mit de' Schecren de Scefe von
der Nase. — Ja so, das hält' ich ja balde vergessen. Sie zu
erzehlen, daß wir, meine Bauliue un' ich, uusern Krebs August
gcdooft hatten — uu' daß er uff diesen Namen ooch immer
sogleich Heeren dhat. Wenn ich Abends zu Neuner'» oder
Dauch'n ging, mei' Dcbbchen Bairisch driuken, da nahm ich
gcwehnlich in der Brnstdasche meinen Krebs mit, denn alle
Gäste ainisirtcn sich iber Augusten seine Kunststickcheus. Wenn
ich'n aber ja ä' Mal vergessen hatte mitznnehmen, da könnt'
ich sicher sin, daß er zu Hanse fortkrabbelte, nu' mir nach-
geloofcn kam. Fand er mich aber bei Rcnner'n uich', da sucht'
er mich bei Dauch'n uu' so ooch umgekehrt. Wenn er mich
aber uu' endlich ansgcsbijonirt hatte, da zuptc er mich allemal'
unten an de
Hosen, und
wenn ich'»
dann uff'u
Disch setzte,
da schuibbeltc
er allemal' vor
Freedcn mit'»

Schwänze,
g'rade wie ä'

Hund, wenn
er vergingt is. <

Na, wie ge-
sagt, mei'

Krebs wordc Sie sehre balde eene Benemtheet un' von iberall
kamen de Leute uu' wollten meinen August seh'n. Eenes
scheeuen Dags kam sogar Eener von Bädckern seinen rothen
Rcesehandbuche un' fragte mich: ob ich wohl crlooben wollte,
daß er bei der »eisten Auflage dürfte meinen Krebs unter de'
größten Sehenswirdigkeeten von Drüsen mit »ffuehmcn; er
sollte sogar ä' Sternchen kriegen un' groß gedruckt wereu. Ich
aber sagte: Nee, das mag ich uich', denn daun Hernachens
(jetten mer ja de Fremden 's ganse Haus ciugelooscn.

's allergrößte Kuuststickchen von meinen Krebs ivill ich
Sic aber zu guderletzt noch erzehlen. — Eenes Dags muß
ich tuegen Geschäften 'nunter nach Meißen machen. Ich sage
also zu meiner Bauliue: Wceßt Du was, Frau, sag' ich,
schließ' mer nur August'n ordentlich ein, sag' ich, daß er mer
uich' etwa nachgcloofcu kommt, sag' ich — und daun setz'
ich mich usf de Eisenbahn uu' fahre früh nach Meißen, wo
ich erseht meine Geschäfte abmachen dhuc, un' mich dann
zu Middage iu's Hohdell „Zum Härsche" nu de Däbcld-
doh setze. Wie mer mit der Suppe fertig sin', uu' uns
i eben au's Rindflecsch mit junge Bohnen machen, znpt mich
! unter'n Dische 'was an de Hosen. Ich gucke 'nunter uu'
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Wunder der Dressur"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsdatum
um 1881
Entstehungsdatum (normiert)
1876 - 1886
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Dressur
Karikatur
Krebstiere <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 74.1881, Nr. 1868, S. 158
 
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