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106 Kurze Jugend.

Sie singen von Lieb' und Freude, wie nur die Jugend vermag.
Das klinget so voll und innig, wie Nachtigallenschlag;
Wetteifernd in flinkem Getrippel, voll fröhlichem Uebermuth,
Entlocken sie den Trauben des Mostes würzige Fluth.

Dem König träumt von Minne, von Reigen und neckischem Spiel,
Auf seinem Busen lastet's mitt'sommertäglich schwül. •—

Es ist gethnn, im Bogen strömt die Fluth zur Kufe dahin.
Im Mondenlichte schimmernd wie flüßiger Rubin,

Anffängt der Jungfrauen schönste in güldenem Pokal
Mit anmuthigem Armesschwunge des jungen Weines Strahl,
Sie schreitet empor zum Söller, hintretend vor den Greis,
Erhebt den Kelch zum Munde, dran nippend züchtiger Weif,
Ihn reichend dann dem König; wie Deni das Herze schlug!
Er faßt ihn jugendkräftig, und leert ihn auf einen Zug;
Aufflammt's in seinem Antlitz wie Freudenfeuer loh'n.

Dann sinket er stumm zusammen — das Leben ist ihm entfloh'n.—

Nun sollte der Magus büßen für der Gestirne Lug,

Der aber hat sich gereinigt mit bestem Recht und Fug'.

„Die Sterne lügen niemals, doch dunkel ist ihr Spruch,
Unsicher was er kiindct: ob Segen oder Fluch;

Wohl hat der Wein gegeben dem König' die Jugend zurück.
Doch konnte der Zauber dauern nur einen Augenblick:

Ein altes Herz, das nur mehr sich leise zuckend regt.

Muß brechen, tvenn's noch einmal in Jugendmuthe schlägt."

Craffus.

Euphemistisch.

Lieutenant (zur Frau Baronin, welche nach dem Tode ihres
Gatten dessen Bruder geheirathet hatte): „Wer ist denn dieser
Herr da oben, — wohl Jemand von der Familie?"
Baronin: „Das ist mein verstorbener — Schwager."

Die verbesserte Thierwelt.

Eine zoologische Studie von Dr. Kulphurius.

Während auf allen Gebieten des menschlichen Wissens und
in allen technischen Fragen der unermüdliche Fortschritt unserer
Zeit immer neue Entdeckungen und Verbesserungen hcrvor-
bringt, steht die Thierwelt noch immer auf dem Standpunkte,
den sie vor Jahrhunderten eingenommen hat. Wenn auch da
und dort durch Kreuzung der Rayen einzelne Thiere sich ver-
edelt haben mögen, so ist der Ochse des neunzehnten Jahr-
hunderts doch im Großen und Ganzen genau derselbe Ochse
und eben so dumm, tvie der des fünfzehnten und sechzehnten
Jahrhunderts. Es diirste deshalb wohl an der Zeit sein, daß
sich die Wissenschaft mit einer Verbesserung der Thierwelt ernstlich
beschäftigt. Die besondere Hinneigung zum Thiere, welche sich
allenthalben kundgibt, die große Vorliebe, mit der insbesondere
moderne Pädagogen unsere Jugend mit zoologischen Kenntnissen
überfüttern, der Umstand, daß jede Stadt, welche auf den Rang
einer Großstadt Anspruch machen will, ihren zoologischen Garten
oder wenigstens ein Aquarium besitzt, lassen cs dringend ge-
boten erscheinen, daß in dieser Richtung etwas geschehe. Welchen
Reiz wird es für die Besucher solcher Institute bieten, wenn
nicht immer dieselben Büren, Löwen, Tiger und Elephanten
ausgestellt sind, sondern wenn einmal ganz neue, oder doch
wesentlich verbesserte Thiere zur Ausstellung gelangen werden!
Auch der Nutzen der Thiere ist zweifellos durch Verbesserung
der Thierwelt einer unendlichen Steigerung fähig, nitb wie
vortheilhaft wäre es für den Buchhandel, wenn durch eine Um-
gestaltung der Thierwelt alle bisherigen Werke über Zoologie
unbrauchbar würden und durch neue ersetzt werden niüßten!

Der Gedanke einer verbesserten Schöpfung liegt über-
haupt nahe, und es handelt sich nur, denselben aus wissen-
schaftlichem Wege darzustellen und so zu gestalten, daß er sofort
praktisch zu werden vermag. Wir glauben deshalb, den Dank
nicht nur aller Menagerie-, Aquarien- und zoologischen Garten-
Besitzer, sondern auch der Gelehrteuwelt und der ganzen Mensch-
heit zu verdienen, wenn wir es versuchen, einige Winke zur
Verbesserung der Thierwelt zu geben, und hoffen durch die bei-
gegebenen Illustrationen der Ueberzeugung Bahn zu brechen,
daß eine Veränderung der Thiere, wie wir sic anstreben, auch
den ästhetischen Anforderungen der Jetztzeit weit mehr ent-
sprechen würde, als der bisherige Zustand.

Beginnen wir mit einem Schweinehund.

„Der Schweinehund und das Hundeschwein"-
ivie gefällig treten uns die beiden Thiere in dieser so einfachen
Verbesserung entgegen. Das Hundeschwein würbe selbstverständlich
mit dem Kopfe des Hundes auch dessen Intellekt erlangen. Es
würbe sofort jede Dressur annehmen und zimmerrein werden.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Euphemistisch" "Die verbesserte Thierwelt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Meggendorfer, Lothar
Entstehungsdatum
um 1883
Entstehungsdatum (normiert)
1878 - 1888
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 78.1883, Nr. 1966, S. 106
 
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