Der kluge Pfifferling.
146
An seinem Bart ein Tröpfchen
hing —
Den leckte ab das kleine Ding.
Da wurde die Begierde groß:
„Ein wenig tunken will ichblos!"
Sv rief das weinbegier'ge Ding.
Und also tunkte Pfifferling
Und leckte, tunkend auf und
nieder
Wohl hundert Mal den Finger
wieder.
DasLöchlein ivard allmählig leer,
Das Zwerglein lustig immer mehr
Und sprach und schwatzte bald
genug
So durcheinander dumm und
klug.
Da dachte sich der Bauersmann:
„Nun ist es Zeit, nun fang' ich
an!"
Er kam aus dem Versteck zu
Tage
Und that an's Männlein diese
Frage:
„Nun, Pfifferling, sag' mir auf's
Best',
Welch Mittel gut ist gegen Pest?"
Das Männchen von dem Steine
taumelt,
Ein lvenig mit dem Aermchen
baumelt:
„Das weiß ich wohl!" so spricht
es schnell,
„'s ist Eberwurz und Bibernell! .
Doch darnach könnt Ihr lange
fragen!
Mein Lebtag werd' ich's Euch nicht
sagen!"
Dann tanzt es um den Stein
herum:
„Ja, Pfifferling ist nicht so dumm!
Und lver ihn zu belauern geht,
Hat nöthig, daß er früh aufsteht!"
Der kluge Bauer lief zur Stunde
Nach Hanse mit der frohen Kunde,
Und alle Leute eilig thaten,
Was der Beltliner Wein ver-
rathen. — |
So hat des Bauern Pfiffigkeit
DaS Land vom schwarzen Tod
befreit.
Heinrich Seidel.
Schmeichelhaft.
Fremder: „Nun wie geht's Ihnen hier mit Ihrer Wirthschaft, — sind
Sie zufrieden?" — Wirth: „Im Sommer thnt sich's, aber schau'n S', wenn
ich nicht im Winter die paar lumpigen Stammgast' da hätt', wär's gar nix!"
Getrübte Erinnerung.
Assessor: „Sehen Sie, gnädige Frau,
als ich und Ihr Herr Gemahl noch studirten,
halfen wir uns stets gegenseitig aus. Hatte
der Eine kein Geld, so mußte der Andere
herhalten."
Notar: „O, das war eine lustige
Zeit, ich erinnere mich noch oft daran.
Das einzig Unangenehme an der Sache
war nur, daß stets Ich der Andere war."
Glückliche Wahl.
„Nun, Deine neue Flamme heißt ja
auch Elise!" — „Ja, und das ist mir sehr
! lieb, denn da brauch' ich meine früheren
! Gedichte nicht umzuschreiben."
Auch ein Artillerist.
Richter (zum Angeklagten): „Haben Sie
J gedient?"— Angeklagter: „Ja, bei der
j Fußartillerie: ich Hab' den Studenten
! zwanzig Jahre die Kanonen gewichst."
Auflösung der räthselhaften In-
schrift in voriger Nummer.
„'s Parterre is billiger wie 's Stehparket."
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An seinem Bart ein Tröpfchen
hing —
Den leckte ab das kleine Ding.
Da wurde die Begierde groß:
„Ein wenig tunken will ichblos!"
Sv rief das weinbegier'ge Ding.
Und also tunkte Pfifferling
Und leckte, tunkend auf und
nieder
Wohl hundert Mal den Finger
wieder.
DasLöchlein ivard allmählig leer,
Das Zwerglein lustig immer mehr
Und sprach und schwatzte bald
genug
So durcheinander dumm und
klug.
Da dachte sich der Bauersmann:
„Nun ist es Zeit, nun fang' ich
an!"
Er kam aus dem Versteck zu
Tage
Und that an's Männlein diese
Frage:
„Nun, Pfifferling, sag' mir auf's
Best',
Welch Mittel gut ist gegen Pest?"
Das Männchen von dem Steine
taumelt,
Ein lvenig mit dem Aermchen
baumelt:
„Das weiß ich wohl!" so spricht
es schnell,
„'s ist Eberwurz und Bibernell! .
Doch darnach könnt Ihr lange
fragen!
Mein Lebtag werd' ich's Euch nicht
sagen!"
Dann tanzt es um den Stein
herum:
„Ja, Pfifferling ist nicht so dumm!
Und lver ihn zu belauern geht,
Hat nöthig, daß er früh aufsteht!"
Der kluge Bauer lief zur Stunde
Nach Hanse mit der frohen Kunde,
Und alle Leute eilig thaten,
Was der Beltliner Wein ver-
rathen. — |
So hat des Bauern Pfiffigkeit
DaS Land vom schwarzen Tod
befreit.
Heinrich Seidel.
Schmeichelhaft.
Fremder: „Nun wie geht's Ihnen hier mit Ihrer Wirthschaft, — sind
Sie zufrieden?" — Wirth: „Im Sommer thnt sich's, aber schau'n S', wenn
ich nicht im Winter die paar lumpigen Stammgast' da hätt', wär's gar nix!"
Getrübte Erinnerung.
Assessor: „Sehen Sie, gnädige Frau,
als ich und Ihr Herr Gemahl noch studirten,
halfen wir uns stets gegenseitig aus. Hatte
der Eine kein Geld, so mußte der Andere
herhalten."
Notar: „O, das war eine lustige
Zeit, ich erinnere mich noch oft daran.
Das einzig Unangenehme an der Sache
war nur, daß stets Ich der Andere war."
Glückliche Wahl.
„Nun, Deine neue Flamme heißt ja
auch Elise!" — „Ja, und das ist mir sehr
! lieb, denn da brauch' ich meine früheren
! Gedichte nicht umzuschreiben."
Auch ein Artillerist.
Richter (zum Angeklagten): „Haben Sie
J gedient?"— Angeklagter: „Ja, bei der
j Fußartillerie: ich Hab' den Studenten
! zwanzig Jahre die Kanonen gewichst."
Auflösung der räthselhaften In-
schrift in voriger Nummer.
„'s Parterre is billiger wie 's Stehparket."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der kluge Pfifferling"
"Schmeichelhaft"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1883
Entstehungsdatum (normiert)
1878 - 1888
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)