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Vom Leuchter uni) von der Kerze.

ein, daß Ihr nicht beisammen bleiben könnt. Ich will Euch
also trennen, ist es Euch recht?" — „Gottlob, gottlob!" riefen
die Beiden mit einer Einstimmigkeit, die ich nach all dem gar
nicht vermuthet hätte. Und so nahm ich also die Kerze und
legte sie in das Nachtkästchen, und den Leuchter stellte ich auf
einen Schrank. Lieber wollte ich meinen Weg wieder im
Finstern machen, als die beiden Leutchen quälen. Ich hätte
nur Gewissensbisse gehabt, und ich habe schon oft empfunden,
daß es süßer ist, etwas zu entbehren, als aus Kosten des Glückes
Anderer sich einen Genuß zu bereiten. . .

Ich war nun so ein paar Wochen hindurch meinen Weg
im Finstern gewandelt und dachte schon gar nicht mehr an den
Leuchter und die Kerze. Da, als ich eines Abends die Schub-
lade des Nachtkästchens öffne, höre ich einen Seufzer, einen Seufzer,
der gerade so klang wie jener, den ich vernehmen mußte, als
Kerze und Leuchter noch aneinander gefesselt waren. „Ei",
dachte ich, „sollte das wieder die Kerze sein?" Und dann
fragte ich laut, ob sie denn noch immer nicht zufrieden sei.
„Zufrieden schon", war die Antwort, aber ich langweile mich."
— „Du langweilst Dich?" — „Ha, und wie! Ist es denn
nicht natürlich? Zu was ist man denn Kerze, wenn man da
in der Schublade sein Leben vertrauern soll?" —• „Du sehnst
Dich am Ende gar nach dem Leuchter?" — „Nach dem Grobian?
Nicht im Mindesten." — „Aber Ihr könntet es doch wieder
einmal mit einander versuchen!" — „Versuchen? Als ob es
da auf mich ankäme. War Ich denn die Ursache?" —„Nein,
natürlich. Du warst nicht schuld daran! Aber ich will einmal
nach dem Leuchter sehen." — Ich nehme mir einen Stuhl,
steige darauf und suche den Leuchter. Richtig, da steht er unter

anderem Gerümpel ans dem Schranke und schneidet ein Gesicht,
als lväre er am liebsten nie gegossen worden. „Ahn", denke
ich, „steht es so mit Dir?" Und dann, einer momentanen
Eingebung folgend, sage ich zu ihm: „Die Kerze meint, es
wäre doch kein rechtes Leben ohne Leuchter." — „Meint sie
das wirklich? Nun, ich war nicht die Ursache." — „Wolltest
Du also den Versuch noch einmal machen?" —„Warum nicht?
Ich muß Dir nur gestehen, es verdrießt Einen doch, wenn man

ein Leuchter ist, und so ohne Kerze dnrch's Leben gehen soll.
Und eigentlich hat sie ganz gut gepaßt zu mir." — „Das ist
ganz meine Ansicht. Ich will also mit der Kerze reden." —
Und dann zur Kerze: „Der Leuchter meint, daß Ihr eigentlich
ganz hübsch zusammenpaßtet." — „Das meine ich ja auch",
fällt mir die Kerze rasch in's Wort, „und das isUs ja eben,
was mich so kränkt, daß er das nicht cinsieht. Wir sind doch
Eins ohne das Andere nichts rechtes."—„Gewiß, und darum

will ich Euch wieder zusammen-
thun." — „Gottlob!" rief die
Kerze, und vom Schranke herab
tönte ein so lautes „Gottlob",
daß ich nur schnell den Leuchter
wieder herunternahm und die
beiden Leutchen vereinigte.

Von diesem Tage an hörte
ich keinerlei Streit mehr zwischen
den Beiden. Die Trennung
hatte sich offenbar als Heil-
mittel bewährt. Sie lebten in
Frieden zusammen, bis der
Kerze ihr Ende gekommen war. Der Leuchter trauerte dann
einige Zeit, so daß ich ihn
meiner Hausfrau zum Putzen
geben mußte. Dann aber
glänzte er schöner wie je und
ging ohne Widerstreben einen
neuen Bund mit einer neuen
Kerze ein, womit ich übrigens
nicht ans die Moral dieser Ge-
schichte gedeutet haben möchte.

Ich bin vielmehr überzeugt,
daß auch die Kerze sich zu
einem neuen Leuchter bequemt
hätte, wäre der alte vor ihr
aus dcni Leben geschieden.

Das ist eben bei den Kerzen
und Leuchtern wieder ganz an-
ders als bei uns Menschen...

Falsch verstanden.

Richter: „Entschließen Sic sich, was ist Ihnen lieber,
zwei Tage Haft oder 10 Mark?" — Angeklagter: „Da
thät' ich schon um die 10 Mark bitten!"

Malitiös.

Reisender: „Sic, Herr Kondukteur, ist in der nächsten
Station Zeit, um ein Glas Bier zu trinken?"

Kondukteur: „O ja, wenn Sie nicht weiter fahren!"

Umschreibung.

„Der Lieutenant E. ist ein lebenslustiger Herr, immer fidel und
amttsirt sich gern." —„Wie kommt es denn, daß er seine Haare
schon so früh verloren?" —„Die hat er sich eben wegamüsirt."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Vom Leuchter und von der Kerze"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsdatum (normiert)
1883 - 1883
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 78.1883, Nr. 1973, S. 162
 
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