Fliegende Blätter (78.1883 (Nr. 1953-1979))

Bedenklicher Trost.

Neffe: „Ich bitte um die Hand Ihrer
Fräulein Tochter, meiner lieben Cousine."

Onkel: „Von Herzen gern würde ich
Ihrem Wunsche entsprechen. Ich schätze
Sie hoch, lieber Neben und wüßte meiner
Tochter keinen besseren Mann als Sie
aber die nahe Verwandtschaft! Das
ist eine Klippe, woran Ihre Hoffnungen
scheitern!"

Neffe: „Ach. lieber Onkel, machen
Sie uns doch nicht unglücklich; wegen
der nahen Verwandtschaft! Wer weiß,
am Ende ist cs gar nicht so arg!"

Schulbub: „Herr Redakteur, ich habe Ihnen vorgestern zwei lyrische Gedichte
zngesendet; sind dieselben denn noch immer nicht erledigt?"

Redaetion: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München.
Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München.

Hiyu eine Beilage.

168Aus derJnstruktionsstunde.

(Ein Offizier läßt beim Signalnnterricht
daS Signal „Feuern" blasen und frägt
einen Rekruten nach der Bedeutung. Rekrut
schweigt. Der Hornist deutet, um dem
Rekruten auf die Fährte zu helfen, öfters
auf seine feucrrothcn Haare.)

Lieutenant (zornig): „Also, cs ist
das Signal zum — zum?"— Rekrut:
„Zum — zum . . . Haarschneiden!"

Zu viel verlangt.

In der Leuznacht.

Brause, du Lenzwind,
lieber die Erde,

Daß sic jung wieder
Und lieblich werde.

Sause voll wilder Lust
Frei durch die Lande,
Streife von Feld und Bach
Decken und Bande!

Brause, du Lenzlvind,
Frisch in die Brust,

Daß sie tiefathmend dich
Trinke mit Lust,

Frei durch die Seele hin
Ströme dein Wehen,
Blühend und lenzesfroh
Lass' sie erstehen!

Brause, du Lenzdrang,

Brause in Lieder,

Lenzwind, nimm sie
Aufs schnelle Gefieder,

Jauchzend von Höhen hin
Trag' cs zu Höh'n:

Leben, ich liebe dich,

Welt, du bist schön!

H. Ichoenlniecht.

„Aber

Herr: „Fahren Sie mich nach dem Schillerplatz!"
erlauben Sie — doch nicht auf einmal!?"

Ein Zeitkind.

Kutscher: