Die Knallerbsen. 75
2. Kapitel.
Die Liebe und die Petersilie kennen keine Standesunter-
schiede. Aus dem im Verborgenen blühenden Veilchen —
Hortensia genannt — ward nach wenig Wochen eine stolze
Ccntifolie: die vielbeneidete Gräfin Rosenstengel, und beruhigt
über das Loos seiner Tochter, starb jetzt ihr Vater, der aus
Gram über eine zerbrochene Patentgartenspritze schon seit längerer
Zeit langsam dahingewelkt war.
Mit den zartesten Blüthen, mit einem wahren Goldregen
(aurieula) überschüttete der Gras den Lebenspfad seiner jungen
Gemahlin. Die Treppe, welche zu ihrem Thurmzimmer führte,
war mit Lawendel bestreut. Das Boudoir selbst, von sarr äs
mille fleurs durchduftet, war mit der kostbarsten Blumentapete
Lauf vollendet hatte, gab Hortensia ihrem Gemahl durch die
Blume zu verstehen, daß sie allein zu sein wünsche. Dann
hinkte Jener mit einem Blick unaussprechlicher Liebe die schmale
Lawendeltreppe hinab, während die Gräfin ihr blüthenweißes
Lager aufsuchte und sanft entschlummerte — eine Rosenknospe
von Blumenelfen in duftige Blüthenträumc gewiegt.
(Schluß folgt.)
Nur praktisch.
A: „Wie kommt cs, daß Sic allein einen Maßkrug haben
und alle Anderen nur Halbe?"— B: „Das ist ganz einfach:
Weil i' mi' da blos halb so oft übeüs schlechte Einschenken
ärgern muaß, wie die dummen Kerl da!"
Herbstkostü m.
bekleidet. In allen Ecken prangten Makartbouquets. Dazwischen
standen Rosenholzetagdren, angefüllt mit Blüthenlesen deutscher
Lyrik und sämmtlichen Werken über ältere und neuere Garten-
kultur. An jedem Morgen wurde die Gräfin mit einem frischen
Rosenstrauß überrascht, welchem sinnig eine einzelne Tulpen-
zwiebel hinzugefügt war. Beim Diner speiste man nur von
Porzellan mit dem Zwiebelmuster. Sümmtliche Gerichte -waren
in einer Sauce von Liebesäpfeln zubereitet. Meistens gab es
Glückspilze (fungi fortunati). Abends aber, wenn das gräf-
liche Ehepaar aus dem geblümten Sopha sitzend den Camillen-
thee einnahm, spielte ein unsichtbares Orchestrion in siißen
Klängen das folgende Melodienbouquet:
1. „Ihr Blümelein traut", von Gounod.
2. „Rhabarberquadrille", von C. Nelke.
8. „Ricinusgalopp", von C. Schultze, Oberhofgärtnergehülfe.
Erst um Mitternacht, wenn die gestutzte Kaminuhr ihren
a la Baccliante.
10*
2. Kapitel.
Die Liebe und die Petersilie kennen keine Standesunter-
schiede. Aus dem im Verborgenen blühenden Veilchen —
Hortensia genannt — ward nach wenig Wochen eine stolze
Ccntifolie: die vielbeneidete Gräfin Rosenstengel, und beruhigt
über das Loos seiner Tochter, starb jetzt ihr Vater, der aus
Gram über eine zerbrochene Patentgartenspritze schon seit längerer
Zeit langsam dahingewelkt war.
Mit den zartesten Blüthen, mit einem wahren Goldregen
(aurieula) überschüttete der Gras den Lebenspfad seiner jungen
Gemahlin. Die Treppe, welche zu ihrem Thurmzimmer führte,
war mit Lawendel bestreut. Das Boudoir selbst, von sarr äs
mille fleurs durchduftet, war mit der kostbarsten Blumentapete
Lauf vollendet hatte, gab Hortensia ihrem Gemahl durch die
Blume zu verstehen, daß sie allein zu sein wünsche. Dann
hinkte Jener mit einem Blick unaussprechlicher Liebe die schmale
Lawendeltreppe hinab, während die Gräfin ihr blüthenweißes
Lager aufsuchte und sanft entschlummerte — eine Rosenknospe
von Blumenelfen in duftige Blüthenträumc gewiegt.
(Schluß folgt.)
Nur praktisch.
A: „Wie kommt cs, daß Sic allein einen Maßkrug haben
und alle Anderen nur Halbe?"— B: „Das ist ganz einfach:
Weil i' mi' da blos halb so oft übeüs schlechte Einschenken
ärgern muaß, wie die dummen Kerl da!"
Herbstkostü m.
bekleidet. In allen Ecken prangten Makartbouquets. Dazwischen
standen Rosenholzetagdren, angefüllt mit Blüthenlesen deutscher
Lyrik und sämmtlichen Werken über ältere und neuere Garten-
kultur. An jedem Morgen wurde die Gräfin mit einem frischen
Rosenstrauß überrascht, welchem sinnig eine einzelne Tulpen-
zwiebel hinzugefügt war. Beim Diner speiste man nur von
Porzellan mit dem Zwiebelmuster. Sümmtliche Gerichte -waren
in einer Sauce von Liebesäpfeln zubereitet. Meistens gab es
Glückspilze (fungi fortunati). Abends aber, wenn das gräf-
liche Ehepaar aus dem geblümten Sopha sitzend den Camillen-
thee einnahm, spielte ein unsichtbares Orchestrion in siißen
Klängen das folgende Melodienbouquet:
1. „Ihr Blümelein traut", von Gounod.
2. „Rhabarberquadrille", von C. Nelke.
8. „Ricinusgalopp", von C. Schultze, Oberhofgärtnergehülfe.
Erst um Mitternacht, wenn die gestutzte Kaminuhr ihren
a la Baccliante.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Knallerbsen" "Herbstkostüm"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1883 - 1883
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 79.1883, Nr. 1989, S. 075
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg