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Preis deS Bandes <26 Nummern) ^ 0.7«. Bei direktem
Bezüge x-rKr-uzband:sürDeutschlandnndOes,erreich r vvvmir
.tL 7.6«. stir die anderen Länder des Weltpostvereins —
Einzelne Nummer 3«^f.

(Alle Rechte für sämmtlichc Artikel und Illustrationen Vorbehalten.)

Die beiden Geiger.
Von Ir. Schon,.

einem Sommerabcnd — un-
gefähr in der Mitte des vier-
zehnten Jahrhunderts — stand
vordem Wirthshause zum „gol-
denen Rössel", dem schmuckcsten
der guten, alten Stadt Elbogen,
ein wegmüder, staubbedeckter
Wand'rcr.
Er stützte sich tief ausathmend
auf dcu knorrigen Eichenast, der
ihm als Stab gedient, blinzte
mit den munteren, dunklen
Schelmenaugen sehnsüchtig nach
dem einladenden Steinsitz neben
der Freitreppe, und schritt end-
lich, nachdem er das magere Säckel, ein paar Mal wehmüthig
lächelnd, in der Hand gewogen, mit schnellem Entschluß, keck
und lustig, wie Einer, dem es an nichts und am wenigsten
au Lebenslust und Laune fehlt, nach der Bank zu, auf welche
der Abendwiud das duftende Blüthengold der Linde — gleich-
sam dem Fremdling zum übcrmüthigcn Willkommgruß — hcr-
nicderwehte.
Das Wesen des Mannes hatte etwas so keckes, trutzigcs,
sein Acußcres trotz des zerknitterten Wandcrkittels, der ihn
umhüllte, etwas so adelig-geschmeidiges und stolzes, daß der
dicke Wirth, der ihm auf sein Geheiß das perlende Dünnbier
kredenzte, trotz all' seiner wcitgcrühmtcn Menschenkenntnis; und
trotz all' der unverholencn Zudringlichkeit, mit der er jeden fremden
Gast von, Scheitel bis zur Sohle zu mustern pflegte, doch ein
Paar Augenblicke nöthig hatte, um irgend einen Anhalt für
seine löbliche Wissbegierde in Betreff dieses stunden zu finden.
Endlich hafteten seine Blicke auf der braunen Geige, die

Jener gleich nach seinem Kommen neben sich aus die Bank
gelegt und über die er, wie über ein schlafendes Kind, sorg-
sam seinen dünnen Mantel gebreitet, der nun im Windhauch
cmporflatterte und das verborgene Kleinod den Blicken des
Neugierigen preis gab. Ein Lächeln der Erleuchtung glitt —
drollig genug — über die breiten Züge des Rössclwirthes.
„Ihr kommt wohl von weit her, Junker Spielmann?"
sagte er mit dem schönen Bemühen, die eben erlangte Nächstcn-
kenntniß sogleich an den Mann zu bringen.
Der Geiger, der den geleerten Zinnkrug dröhnend auf die
Steinplatte gesetzt, fuhr sich mit der Hand träumerisch durch
das weiche, braune Gelock, das ihm nun, da er daß Hütlcin
mit der Habichtfeder herabgenommcn, neckisch die freie, sonncn-
braunc Stirne umspielte.
„Ja, ja, Herr Wirth", sagte er, „Ihr macht cs mir
so leicht nicht nach. Von Prag komm' ich daher — immer längs
der Heerstraße — und morgen Mittag will ich in Egcr sein,
so wahr ich ein Spiclmann bin! 's ist wohl noch ein gutes
Stück Weg bis dahin?"
„Fünf Stunden mögt Ihr immerhin rechnen," cntgegncte
der Gefragte. „Doch halt," fuhr er fort, indem ein neuer
Strahl der Erleuchtung aus seinen pfiffigen Acuglcin schoß,
„wollt Ihr Euch etwa gar drinnen um das Pfcifcramt beim
Rath bewerben?"
Der Geiger sprang in unvcrholenem Erstaunen empor.
„Ja, woher wißt Ihr denn das?" sagte er, verblüfft und
belustigt zugleich.
„Woher, woher? Ja, man weiß so manches, wenn man
der Wirth vom Rössel ist! Habe ich aber das Rechte getroffen,
und liegt Euch etwas an dem Amte, so eilt nur, damit Euch
Niemand zuvorkommt. Denn vor zwei Stunden etwa machte
ein Anderer hier Rast und gestand es mir beim Schoppen, daß

Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal.

L
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die beiden Geiger"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Wagner, Erdmann
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mittelalter
Bank <Möbel>
Gaststätte <Motiv>
Wanderer <Motiv>
Zögern
Karikatur
Selbstvertrauen
Sehnsucht <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 88.1888, Nr. 2218, S. 37
 
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