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Memoiren eine- Opferpfennigs.

Vie Reihe zu», Erzählen traf heute den alten, etwas dicken
Pfarrer. Er weigerte sich aber lange. „Mein Leben ist so
einfach gewesen," sprach er, „ich mag mein Gedächtniß noch so
sehr anstrengcn, ich weiß nichts Sonderbares aus meinem
Dasein, das euch unterhalten könnte." Damit war aber der
Gerichtshalter am wenigsten zuftieden, „es wäre kommen zu
können fich nicht einzubilden gewesen, wenn die Zweckersüllung
der Gesellschaft eine notorische Unmöglichkeit gewesen wäre" —
solches und diel Gefährlicheres brummte er in den Bart, aber
so leise, daß ihn kein Mensch hörte. Der Pfarrer aber hatte
schon jenes Schmunzeln in seinem Geficht ausgesteckt, womit
ein Kramer die Auslegung einer recht raren Maare begleitet.
Einige Wischer, Schneuzer und Husten, und das Schifflein der
pfarrlichen Erzählung war durch das Kneipen, Drücken und

Stemmen der hörlustigen Gesellschaft unterstützt, flott geworden,
wie folgt:

„Am Sonntag nach Jakobi, am Herrnraster Kirchweihfest,
find es gerade sechs Jahre gewesen, da ich aus Veranlassung
sothaner Kirchweih etwas später als gewöhnlich nach Hause
kam. Ich zündete kein Licht mehr an, denn der Vollmond hatte
einen breiten Lichtkegel mitten durch mein Zimmer geschoben,
so daß es ganz hell war. An meinem Tische fitzend, überdachte
ich die Ereignisse dieses Tages. Auf der Kirchweih, wo man
auf freiem Waldplatze fröhlich versammelt gewesen war, hatte
ich manchen weißkopstgen Bekannten getroffen, von dem ich noch
wußte, wie er braun oder blonde Locken gettagen hatte, man-
cher war gar nicht mehr erschienen, weil er die Kirchweih schon
jenseits feierte. — Das Mondlicht durchdrang meine Seele und
warf da seinen wehmüthigen Schein auf manche alte ttaurige
Erinnerung. Ich lieb' es nicht, wenn die Seele so hinabglitscht
in die Vergangenheit, denn es macht einen das weich und be-
ttübt. Ich stand also auf, um die Opferpfennige von heut
Morgen, die noch neben meinem Dintenzeug lagen, in ihre
Schublade zu thun. Da fiel mir ein ungeheurer österreichischer
Zweiring auf, der durchlöchert war und den ich schon mehrmals
auf dem Opferteller gehabt, ausgegeben und wieder erhalten
hatte. „Bist heute auch wieder da," dacht' ich mir; „wenn ich
gerade kein sehr großes Verlangen nach dir habe, so muß ich
doch gestehen, schier rührt mich die Treue, mit der du immer
wieder zu mir zurückkehrst." Damit nahm ich ihn zwischen
zwei Finger, und betrachtete das große Loch, womit ihn eine
frevelhafte Hand durchbohrt hatte. „Ei, wie nett fich das
Mondlicht ausnimmt, durch das Loch des Pfennigs angeschaut;
die Sttahlen schienen wie glänzende Haarbüschel durcheinander
gewunden, ich meinte in den Garten hinauszusehen, die Nacht-
blumen waren alle offen, und leuchtende Johanneskäfcr schweb-
ten um dieselben wie grünliche Edelsteine. Aber der Garten

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Memoiren eines Opferpfennings"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Zwerg
Geistlicher <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 9.1848, Nr. 198, S. 41
 
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