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Memoiren eines Opferpfennigs.

(Schluß.)

war froh aus der Gewalt der Seelnonne gekommen
zu sein und befand mich im thauigen Grase sehr wohl. Ich
lag nicht sehr lange da, als ein guter Freund von mir aus
dem Geschlecht der Mondstrahlen mich besuchte, und sich neben
mir auf den Boden niederließ. Zch hatte Bleichino, so
hieß der Strahl, schon in meiner Äugend, wenigstens vor
hundert Jahren kennen gelernt; mein Haus war damals noch
glänzmd vom Gepräge und undurchlöchert und war zu St.
Nicolaitag einem Kind von seiner Base geschenkt worden;
das Kind war, in Freude über mich versunken, heimgegangen,
und hatte sich nicht enthalten können, mich im Mondschein
nochmal zu betrachten. Bleichino, seit seiner Schöpfung ein
Freund zarter Mädchenaugen, gaukelte gerade um die Augen
jenes Kindes und da haben wir unsere Bekanntschaft gemacht.
Darum saßen wir auch wie alte Freunde bei einander. Ich
erzählte dem Strahl alles, was mir in Betreff Melchers be-
gegnet war; er wußte viel von Mädchenblicken, mit denen er
spazieren gewandelt, von weißen Stirnen, aus denen er herum-

geflattert, von rothen Lippen, die er umspielt und von zarten
Wangen, die er in seligem Entzücken umflossen. Von seiner
neuesten Geliebten, einem achtzehnjährigen Mädchen, wußte er
zwar den Namen nicht, aber so viele Lobpreisungen und über-
schwengliche Herrlichkeiten von ihr entströmten wie reichliche
Wasserfälle seinem Munde; mit allen möglichen Blüthen und
Blumen, Gewürzen und Edelsteinen, Lichtern, Sternen und
Sonnen verglich er sie, so daß mir gewiß das Lachen ausge-
kommen wäre, hätte ich nicht fürchten müssen, ihn zu beleidigen.
„Holla," rief er jetzt begeistert, „frohlocke Freund im Kupfer-
haus , daß deine Augen gewürdigt finv das Licht meiner Liebe
zu sehen — denn, dort kömmt fie dahergewandelt, die Lilien-
gleiche, wie ein Sonnenstrahl, lieblich wie eine in Erfüllung
gegangene Sehnsucht!" — Ich schaute hin und fleh Marietta
schlich fich aus dem Hause Melchers; der alte Melcher hinter
ihr, den sie vermuthlich besucht hatte, wollte ihre Hand gar
nicht loslassen. Er schaute ihr mit seinem bleichen Gesicht noch
lange nach, als das Mädchen gegen uns herwandelte. Bleichino
kam wie außer sich, er tanzte und sprang und fing an besonders
hell zu leuchten. Deßwegen hat mich auch Marietta „der
liliengleiche Sonnenstrahl" (um mit meinem Freunde zu reden)
im Grase liegen sehen. Sie hob mich auf und trug mich in
ihrer Hand; Bleichino hüpfte tanzend vor ihr, um ihr den
Weg zu erleuchten. Daheim setzte er sich vor ihr Fenster und
wurde nicht müde, alle nützlichen Sprünge und Burzelbäume zu
machen. Mich aber hat beim letzten Liebes - und Freudopfer,
das für Melcher in der Kirche war, die Marietta geopfert und
so bin ich wieder zu dir gekommen."

So sprach der alte Pfarrer und schlang den rothen Faden
um sein Manuskript; das ist die erste Mittheilung meines nächt-
lichen Gastes gewesen. Der kleine Schelm saß ganz traurig
und niedergeschlagen da; nicht ich allein, sondern jeder hätte
gemeint, daS Schicksal Melchers sei ihm nah gegangen und

IO
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Memoiren eines Opferpfennigs"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Zwerg
Gräser
Junger Mann <Motiv>
Gespräch <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 9.1848, Nr. 202, S. 73
 
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