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Ws saß auf elfenbeinernem Thron,
Umgeben von feinen Vasallen,

Der greise Kalif', und Posaunenton
Durchwogte die prunkenden Hallen;

Und neben dem Sultan im lichten Glanz
Der Jugend, gehüllt in Schleier,

Sein blondes Kind — und in buntem Kranz
Um sie her die Schaar ihrer Freier.

An Perlen und Steinen, Schmuck und Geschmeid',
Was die Welt nur mag Herrliches hegen,
Einander betrachtend mit heimlichem Neid,
Das brachten der Braut sie entgegen.

Aus der Tiefe des Meer's, aus der Berge Schacht,
Von den fernstell Küsten und Landen,

Wie strahlte da hell in unendlicher Pracht,
Was an Schätzen sie fingen und fanden!

Und der Sultan sprach: „Ich schätze Euch gleich
An Werth und männlicher Tugend,

Ihr Alle seid,edel, Ihr Alle seid reich
An Muth und an blühender Jugend.

Der Ruhm umglänzt Euer ritterlich' Schwert,
Der Ehre gehört Euer Leben —

Ich achte Euch Alle des Preises werth,
Doch Einem nur kann ich ihn geben!

Rur Einer schreitet zuletzt zum Thron —
Schier lacht man des ärmlichen Thoren —
Im Bettlergewande ein Königssohn,

Der Reich und Krone verloren.

Es kannte der Sultan das finst're Geschick,
Das die Hoffnung des Aermsten vernichtet,
D'rum hielt er lange den sinnenden Blick
Auf den seltsamen Freier gerichtet.

Zieht hin denn Alle und Wem es gelingt
Daß er — möge Allah es lenken! —

Den seltensten Sch atz sich im Leben erringt,
Dem will ich mein Theuerstes schenken,
Den grüß' ich als zärtlich geliebten Sohn;
Der Glückliche sei, wenn ich sterbe,

Eine Zierde auf Harun äl Raschids Thron,
Meines Reiches gesegneter Erbe!"-

Der sprach: „Nicht Geld, nicht Edelgestein
Errang ich im Kampfe des Lebens,

Doch wurde der seltenste Schatz wohl mein,
Einen höheren sucht Ihr vergebens.

Ein Freund, der, als ich mein Reich verlor
Durch des Schicksals mächtiges Walten,

Die Treue, die er im Glück mir schwor.

In Noth bis zum Tode gehalten!"

Drei Jahre waren im Flug dahin
Und, umgeben von seinen Vasallen,
Saß wieder unter dem Baldachin
Der Kalif', und Posaunen erschallen.
Und um des Sultans blühendes Kind,
Gehüllt in schimmernde Schleier,

In der Halle wieder versammelt sind
Mit Schätzen beladen die Freier.

Da sprach der Sultan: „Wer Treue fand
Auf des Lebens verworrenen Wegen,

Bestand die Probe, in seine Hand
Kann sorglos die Krone ich legen.

Denn, wer ssich der Freundschaft würdig gezeigt,
Dem blüh' auch die Liebe im Leben,

Auf den hat sich Allah herniedergeneigt
Und den „seltensten Schatz" ihm gegeben."

Schmidt-Haßler.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der seltenste Schatz"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Vogel, Hermann
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 94.1891, Nr. 2377, S. 60
 
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