Vater Krapatafak
und
sein Sohn Anaximanderchen.
Vater Krapatafak hatte drei Söhne, von denen war einer
dümmer als der andere und darum der Jüngste, mit Namen
Casimir, der Dümmste. Vater Krapatafak liebte die Dummheit
und darum war ihm Casimir der liebste von seinen Söhnen. Er
konstruirte einen Geistmangelmesser und sein Jüngster sprengte
ihn, denn seine Dummheit war unermeßlich. Zur Belohnung
schenkte ihm der Vater den Namen Anaximanderchen. Der
Kleine aber trug den Namen nur an Sonn- und Feiertagen, denn
er konnte ihn nicht aussprechen und wollte ihn darum schonen.
Als Anaximanderchen groß geworden und einen Beruf wählen
sollte, da war es schwer, sich zu entscheiden, denn Anaximanderchen
hatte zu Nichts Talent und konnte deßhalb werden, was er wollte.
Da stand eines Tages des Vaters Haus in Flammen.
Anaximanderchen lief schnell um Löschpapier, und als das nicht
half, nahm er das Conversationslexikon zur Hand und schlug unter
„Brand der Alten" das geeignete Mittel nach; aber ehe er das
richtige Wort: „Greisenbrand" gefunden hatte, lag das Haus in
Asche. — Nach dieser ersten Probe ward Anaximanderchen Kauf-
mann. Als aber eine Dame Datteln verlangte, brachte ihr
Anaximanderchen von der Straße ein paar alte Tatteln, und ein
andermal gab er einer munteren Küchenfrau statt Mandeln
Weibeln, weßhalb man ihn natürlich wegjagte. — Nun sollte er
Koch werden. Anaximanderchen kam in ein vornehmes Haus, in
welchem man nicht wußte, wer Koch und Kellner ist. Unglück-
licherweise gerieth Anaximanderchen an den Letzteren, welcher sofort
Vater Krapatafak rc.
einen Auflauf bestellte. Anaximanderchen eilte auf den Ringplatz
und wälzte sich auf dem Boden. Es währte nicht lange, so war der
Auflauf fertig; aber Anaximanderchen wurde von einem Polizei-
diener ergriffen und wegen Ruhestörung zur Haft gebracht. —
Darauf kam Anaximanderchen zu einem Schneider in die Lehre.
Gleich am ersten Tage setzte er den Fleck neben das Loch; als
ihm aber der Meister, der einen Rock in der Hand hatte, befahl,
ihm den Kragen umzudrehen, da suchte Anaximanderchen es
diesem selbst zu thun und man gab ihm daher den Laufpaß. —
Verzweifelt dachte der Vater nach, was Anaximanderchen denn
werden könnte. Er fiel vor Kummer aus einer Ohnmacht in
die andere — da nahm der Sohn schnell die andere weg; der
Vater konnte in Folge dessen nicht mehr hineinfallen und war
gerettet! Diese Rettung aber war ein Wink des Schicksals, dem
Anaximanderchen folgte — er wurde Wunderdoctor und erwarb
sich als solcher ein großes Vermögen.
Aus dem Leben.
Ms dichtet des Lebens Federkiel
Manch schwer zu verstehende Glosse;
Es erlebt Mancher ein Trauerspiel,
Und der Zuschauer hält's für 'ne Posse.
Alb. Roderich.
Ein stolzer Hund.
„Sie, Herr Wirth, warum schaut mich denn eigentlich Ihr
Hund so verächtlich an?" — „Wie viel bezahlen S' denn
Steuer pro Jahr?" — „Ungefähr zehn Mark!" — „Schau'n
S', da hab'n mer's — der zahlt fünfzehn!"
Die Verjüngungskur,
oder:
Ein moderner Jungbrunnen.
Die in ihrem unermüdlichen Fortschritte nimmer rastende
medizinische Wissenschaft scheint auf einer der höchsten Sprossen der
Stufenleiter ihrer Entwicklung angelangt zu sein. Die alte Sage
vom Jungbrunnen, der alten Männern und Frauen die Jugend
wiedergibt, hat sie zu einer wirklichen Thatsache gemacht. Man ist
nunmehr im Stande, mittels Electricität die Lebenskraft junger
Thiere auf den Menschen zu übertragen — in der That ein über-
wältigender Gedanke, der die bisherigen schüchternen Versuche von
und
sein Sohn Anaximanderchen.
Vater Krapatafak hatte drei Söhne, von denen war einer
dümmer als der andere und darum der Jüngste, mit Namen
Casimir, der Dümmste. Vater Krapatafak liebte die Dummheit
und darum war ihm Casimir der liebste von seinen Söhnen. Er
konstruirte einen Geistmangelmesser und sein Jüngster sprengte
ihn, denn seine Dummheit war unermeßlich. Zur Belohnung
schenkte ihm der Vater den Namen Anaximanderchen. Der
Kleine aber trug den Namen nur an Sonn- und Feiertagen, denn
er konnte ihn nicht aussprechen und wollte ihn darum schonen.
Als Anaximanderchen groß geworden und einen Beruf wählen
sollte, da war es schwer, sich zu entscheiden, denn Anaximanderchen
hatte zu Nichts Talent und konnte deßhalb werden, was er wollte.
Da stand eines Tages des Vaters Haus in Flammen.
Anaximanderchen lief schnell um Löschpapier, und als das nicht
half, nahm er das Conversationslexikon zur Hand und schlug unter
„Brand der Alten" das geeignete Mittel nach; aber ehe er das
richtige Wort: „Greisenbrand" gefunden hatte, lag das Haus in
Asche. — Nach dieser ersten Probe ward Anaximanderchen Kauf-
mann. Als aber eine Dame Datteln verlangte, brachte ihr
Anaximanderchen von der Straße ein paar alte Tatteln, und ein
andermal gab er einer munteren Küchenfrau statt Mandeln
Weibeln, weßhalb man ihn natürlich wegjagte. — Nun sollte er
Koch werden. Anaximanderchen kam in ein vornehmes Haus, in
welchem man nicht wußte, wer Koch und Kellner ist. Unglück-
licherweise gerieth Anaximanderchen an den Letzteren, welcher sofort
Vater Krapatafak rc.
einen Auflauf bestellte. Anaximanderchen eilte auf den Ringplatz
und wälzte sich auf dem Boden. Es währte nicht lange, so war der
Auflauf fertig; aber Anaximanderchen wurde von einem Polizei-
diener ergriffen und wegen Ruhestörung zur Haft gebracht. —
Darauf kam Anaximanderchen zu einem Schneider in die Lehre.
Gleich am ersten Tage setzte er den Fleck neben das Loch; als
ihm aber der Meister, der einen Rock in der Hand hatte, befahl,
ihm den Kragen umzudrehen, da suchte Anaximanderchen es
diesem selbst zu thun und man gab ihm daher den Laufpaß. —
Verzweifelt dachte der Vater nach, was Anaximanderchen denn
werden könnte. Er fiel vor Kummer aus einer Ohnmacht in
die andere — da nahm der Sohn schnell die andere weg; der
Vater konnte in Folge dessen nicht mehr hineinfallen und war
gerettet! Diese Rettung aber war ein Wink des Schicksals, dem
Anaximanderchen folgte — er wurde Wunderdoctor und erwarb
sich als solcher ein großes Vermögen.
Aus dem Leben.
Ms dichtet des Lebens Federkiel
Manch schwer zu verstehende Glosse;
Es erlebt Mancher ein Trauerspiel,
Und der Zuschauer hält's für 'ne Posse.
Alb. Roderich.
Ein stolzer Hund.
„Sie, Herr Wirth, warum schaut mich denn eigentlich Ihr
Hund so verächtlich an?" — „Wie viel bezahlen S' denn
Steuer pro Jahr?" — „Ungefähr zehn Mark!" — „Schau'n
S', da hab'n mer's — der zahlt fünfzehn!"
Die Verjüngungskur,
oder:
Ein moderner Jungbrunnen.
Die in ihrem unermüdlichen Fortschritte nimmer rastende
medizinische Wissenschaft scheint auf einer der höchsten Sprossen der
Stufenleiter ihrer Entwicklung angelangt zu sein. Die alte Sage
vom Jungbrunnen, der alten Männern und Frauen die Jugend
wiedergibt, hat sie zu einer wirklichen Thatsache gemacht. Man ist
nunmehr im Stande, mittels Electricität die Lebenskraft junger
Thiere auf den Menschen zu übertragen — in der That ein über-
wältigender Gedanke, der die bisherigen schüchternen Versuche von
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Raffinirt" "Ein stolzer Hund"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 94.1891, Nr. 2388, S. 160
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg