10 Macht der Gewohnheit.
Professor der Botanik (in einer höheren Töchterschule): „Fräulein Jda, was schließen
die Blumenblätter Alles ein?" —
(Fräulein Jda schweigt.)
Professor: „Nehmen Sie doch
einmal eine der Blumen hier zur
Hand, pflücken Sic die einzelnen
Blätter ab und sehen Sic zu, was
sich daun herausstellt!"
Fräulein Jda zupft Blatt
für Blatt bedächtig ab und haucht
erröthcnd: „Er liebt mich!"
In ein Album.
Ich wünsch' Dir zu jeder größeren
That
Einen guten Freund mit gutem Rath,
Und Geduldige, die sich Dir ver-
binden; —
Mögst Du bei jedem schwierigen
Pfad
Einen Führer und einen Esel finden.
Alb. Noderich.
Die Hauptsache.
Onkel: „Mit meinen Augen geht's leider immer mehr berg-
ab; kaum, daß ich noch Deine Briefe zu lesen vermag!" —,Neffe
(Studiosus): „Da muß ich halt, lieber Onkel, in Zukunft die
Zahlen recht groß und deutlich schreiben!"
Schonende Kritik.
R e g i m e n t s - C o m m a n d c u r (nach dem Appell zu den Offizieren):
„Meine Herren, gestern habe ich verschiedenen In st ru et io us-
stunden bcigewohnt und ist mir da unangenehm ausgefallen, daß
in der Abtheilung des Herrn Hauptmanns Schnips sich die Erde
um die Sonne und in der Abtheilung des Herrn Hauptmanns
Schnaps die Sonne um die Erde dreht. . . Ich wünsche, daß
das im Regiment gleichheitlich geregelt wird!"
Menschcnloos.
HM^em bied'rcn Schah von Turkestan
Ward jäh vor Schmerz das Auge naß.
Er schrie: „O weh, mein Schueidezahn!
Ich biß auf was, ich biß auf was!"
Der Zahnarzt sprach: „Vielcdler Schah,
Dir dank' ich alles, was ich bin —
D'rum voll Verzweiflung steh' ich da —,
Zerschmett're mich, der Zahn ist hin!"
Von Tripolis der wack're Dey,
Er rollt treppabwärts wie ein Faß,
Und hebt sich schwer und brüllt dabei:
„Ich trat auf was, ich trat auf was!"
Der greise Mundschenk ruft bewegt:
„Obstschalen, Herr, ich sch's genau.
Wer hat das Zeug nur hingelegt?
Ach, morgen seid Ihr braun und blau!"
O Erdenfluch! „Ich biß auf was!"
Wie ist 's im Leben schlimm bestellt!
O Daseinsweh! „Ich trat auf was!"
Wie tückisch dräut die ekle Welt!
Mensch, dem der Hoffnung gold'ner Wahn
Schon früh im Leidenssturm zerriß,
Du gleichst dem Schah von Turkestan,
Du gleichst dem De», von Tripolis!
krnst Eckstein.
Professor der Botanik (in einer höheren Töchterschule): „Fräulein Jda, was schließen
die Blumenblätter Alles ein?" —
(Fräulein Jda schweigt.)
Professor: „Nehmen Sie doch
einmal eine der Blumen hier zur
Hand, pflücken Sic die einzelnen
Blätter ab und sehen Sic zu, was
sich daun herausstellt!"
Fräulein Jda zupft Blatt
für Blatt bedächtig ab und haucht
erröthcnd: „Er liebt mich!"
In ein Album.
Ich wünsch' Dir zu jeder größeren
That
Einen guten Freund mit gutem Rath,
Und Geduldige, die sich Dir ver-
binden; —
Mögst Du bei jedem schwierigen
Pfad
Einen Führer und einen Esel finden.
Alb. Noderich.
Die Hauptsache.
Onkel: „Mit meinen Augen geht's leider immer mehr berg-
ab; kaum, daß ich noch Deine Briefe zu lesen vermag!" —,Neffe
(Studiosus): „Da muß ich halt, lieber Onkel, in Zukunft die
Zahlen recht groß und deutlich schreiben!"
Schonende Kritik.
R e g i m e n t s - C o m m a n d c u r (nach dem Appell zu den Offizieren):
„Meine Herren, gestern habe ich verschiedenen In st ru et io us-
stunden bcigewohnt und ist mir da unangenehm ausgefallen, daß
in der Abtheilung des Herrn Hauptmanns Schnips sich die Erde
um die Sonne und in der Abtheilung des Herrn Hauptmanns
Schnaps die Sonne um die Erde dreht. . . Ich wünsche, daß
das im Regiment gleichheitlich geregelt wird!"
Menschcnloos.
HM^em bied'rcn Schah von Turkestan
Ward jäh vor Schmerz das Auge naß.
Er schrie: „O weh, mein Schueidezahn!
Ich biß auf was, ich biß auf was!"
Der Zahnarzt sprach: „Vielcdler Schah,
Dir dank' ich alles, was ich bin —
D'rum voll Verzweiflung steh' ich da —,
Zerschmett're mich, der Zahn ist hin!"
Von Tripolis der wack're Dey,
Er rollt treppabwärts wie ein Faß,
Und hebt sich schwer und brüllt dabei:
„Ich trat auf was, ich trat auf was!"
Der greise Mundschenk ruft bewegt:
„Obstschalen, Herr, ich sch's genau.
Wer hat das Zeug nur hingelegt?
Ach, morgen seid Ihr braun und blau!"
O Erdenfluch! „Ich biß auf was!"
Wie ist 's im Leben schlimm bestellt!
O Daseinsweh! „Ich trat auf was!"
Wie tückisch dräut die ekle Welt!
Mensch, dem der Hoffnung gold'ner Wahn
Schon früh im Leidenssturm zerriß,
Du gleichst dem Schah von Turkestan,
Du gleichst dem De», von Tripolis!
krnst Eckstein.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Macht der Gewohnheit" "Die Hauptsache"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1893
Entstehungsdatum (normiert)
1888 - 1898
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 99.1893, Nr. 2501, S. 10
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg