47
Eine Vergnügungstour von zwei Seiten gesehen.
Aus der Schule.
In einer kleinen Dorsgemeinde
prüft der aus Visitationsreisen
befindliche Bischof die Jugend in
der Religion. So nimmt er sich !
einen der Buben heraus und
srägt ihn: „Was ist ein Wunder?"
Da der Junge schweigt, sucht
der Bischof es ihm klar zu machen
und sagt ihm: „Nimm an, ich
steige auf den Kirchthurm des
Dorfes und falle von oben her-
unter ; es geschieht mir aber nichts
dabei, sondern ich bleibe ganz
gesund! Was ist das?"
Der Bub' denkt lange nach,
schließlich antwortet er: „Das ist
Zufall!"
Der Bischof runzelt die Stirne,
dleibt aber ruhig und erzählt dem
Buben noch einmal: „Also denk',
ich steige wieder ans den Dorf-
kirchthnrm und falle oben von
der Spitze herunter, ohne daß
nur 'was geschieht! Was ist
denn das?"
Nach langem Zögern antwortet
der Bub': „Bischöfliche Gnaden,
das ist Glück!"
Jetzt wird der Bischof doch schon
etwas ungeduldig, beginnt aber
zum dritten Male: „Gib acht',
sagt er: „Nimm an, ich steige
wieder auf Euern Kirchthurm,
ans die höchste Spitze, falle von
oben herunter und ihn' mir nichts
dabei! Was ist dann das?"
Freudestrahlend antwortet jetzt
der Bub': „Bischöfliche Gnaden,
das ist — Gewohnheit!"
Am Lenzgrün, als die Böglein sangen,
Sind wir zu zweit durch's Thal gegangen,
Du lehntest dich so warm an mich:
„Mein treuer Freund, wie lieb' ich Dich!"
Im Lenzgrün, als die Vöglein sangen.
Und als der Herbst begann zu prangen,
Sind wir zu dritt durch's Thal gegangen.
Du trugst mild lächelnd unser Kind:
„Ob And're auch so glücklich sind?" —
Als gold'ner Herbst begann zu prangen—
Und jüngst, als ferne Glocken klangen,
Bin ich allein durch's Thal gegangen, —
Es stob der Schnee und pfiff der Wind:
„Ob And're auch so elend sind?" —
Und ferne Trauerglocken klangen.
Ecorg tkebifri).
Eine Vergnügungstour von zwei Seiten gesehen.
Aus der Schule.
In einer kleinen Dorsgemeinde
prüft der aus Visitationsreisen
befindliche Bischof die Jugend in
der Religion. So nimmt er sich !
einen der Buben heraus und
srägt ihn: „Was ist ein Wunder?"
Da der Junge schweigt, sucht
der Bischof es ihm klar zu machen
und sagt ihm: „Nimm an, ich
steige auf den Kirchthurm des
Dorfes und falle von oben her-
unter ; es geschieht mir aber nichts
dabei, sondern ich bleibe ganz
gesund! Was ist das?"
Der Bub' denkt lange nach,
schließlich antwortet er: „Das ist
Zufall!"
Der Bischof runzelt die Stirne,
dleibt aber ruhig und erzählt dem
Buben noch einmal: „Also denk',
ich steige wieder ans den Dorf-
kirchthnrm und falle oben von
der Spitze herunter, ohne daß
nur 'was geschieht! Was ist
denn das?"
Nach langem Zögern antwortet
der Bub': „Bischöfliche Gnaden,
das ist Glück!"
Jetzt wird der Bischof doch schon
etwas ungeduldig, beginnt aber
zum dritten Male: „Gib acht',
sagt er: „Nimm an, ich steige
wieder auf Euern Kirchthurm,
ans die höchste Spitze, falle von
oben herunter und ihn' mir nichts
dabei! Was ist dann das?"
Freudestrahlend antwortet jetzt
der Bub': „Bischöfliche Gnaden,
das ist — Gewohnheit!"
Am Lenzgrün, als die Böglein sangen,
Sind wir zu zweit durch's Thal gegangen,
Du lehntest dich so warm an mich:
„Mein treuer Freund, wie lieb' ich Dich!"
Im Lenzgrün, als die Vöglein sangen.
Und als der Herbst begann zu prangen,
Sind wir zu dritt durch's Thal gegangen.
Du trugst mild lächelnd unser Kind:
„Ob And're auch so glücklich sind?" —
Als gold'ner Herbst begann zu prangen—
Und jüngst, als ferne Glocken klangen,
Bin ich allein durch's Thal gegangen, —
Es stob der Schnee und pfiff der Wind:
„Ob And're auch so elend sind?" —
Und ferne Trauerglocken klangen.
Ecorg tkebifri).
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Eine Vergüngungstour von zwei Seiten gesehen" "Im Thal"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1893
Entstehungsdatum (normiert)
1888 - 1898
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 99.1893, Nr. 2505, S. 47
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg