190 Aus der 9titterzeit.
Früher mar es doch viel besser! Kam man da etwas angeheitert spät
nach Hause, brauchte man nur zu recognosciren, welche Stimmung herrschte.
War diese schlecht, so ließ man einfach das Visir herunter, und der Sturm
ging, dank der eisernen Rüstung, spurlos vorüber.
Vertrauen.
ADer bis in's hohe Lebensalter
Humor sich hat und Herz bewahrt,
Dem magst du sorgenlos vertrauen,
Dess' Treu' ist keine Redensart;
Denn solche Schätze, die verlieh
Die Gottheit bösen Menschen nie!
Dr. v. Nadler.
Gemüthlich.
Beamter (einem Herrn einen Paß
ausfertigend): „Ach, da schreibe ich jetzt
irrthümlich „Haar schwarz", anstatt
„blond"! Hm, was machen wir jetzt
da! . . Halt, ich hab's: Sie müssen sich
das Haar färben!"
Spccnlativ.
Erster Dien st mann: „. . Was, Du kaufst Dir ein Blumcnbouquet?"
Zweiter Dicnstinanu: „Ja, aber das bring' ich hinauf zu der ältesten
Geheimrathstochtcr. Wenn ich Der sage, ein junger Herr hat es mir für sie
gegeben, da schenkt sic mir gleich so viel Trinkgeld, daß das Bouquet dreimal
bezahlt ist!" _
Ai acht der Gewohnheit.
Student (auf Ferien daheim): „..Die Thurm-
uhr ist ja fort!" — Bürgermeister: „Wir
mnßtcn sie reparireu lassen!" — Student:
„Wie viel haben Sie denn d'rauf gekriegt?"
Fin de siede.
im Ganze»
Wird cs täglich ans der Welt.
Bon zu vielen Menschenpflanzen
Ist der Garten vollgestcllt!
Eine macht der andern streitig
Grund und Boden, Luft und Licht,
Sich zu schaden gegenseitig
Wird der Selbstcrhaltung Pflicht.
Als noch still bei Unschlittkerzen
Abends die Familie saß,
Und die Lichtputzscheer mit Scherzen
Zu gebrauchen nicht vergaß,
Spärlich war, wie in den Zimmern,
Die Beleuchtung auch der Stadt,
Aber ohne vieles Kümmern
Aß man sich behaglich satt.
Trottoir mit spitzen Steinen
Roch als gutes Pflaster galt,
In geselligen Vereinen
Freut' sich harmlos Jung und Alt.
In den Sitten, in der Mode
Herrschte schlichte Einfachheit;
Auch zur Krankheit und zum Tode
Ließen sich die Menschen Zeit.
Von Poeten und Gelehrten
Ward Reklame noch verschmäht.
Leichter war's berühmt zu werden,
Sci's als Denker, als Poet.
Wenig' helle Geisteslichter
Leuchteten von Haus zu Hans -
Sechzehntausend deutsche Dichter
Weist der ncn'ste „Kürschner" aus!
Was du heute auch ersonnen,
Gestern siel's schon Andern ein.
Was du heut' mit Glanz begonnen,
Morgen wird's veraltet sein.
Unerquicklich ist das Leben,
Nur ein ruheloser Kampf,
Wüstes Hasten, rastlos' Streben
Elektricität und Dampf!
Damals heimliches Behagen,
Reizende Gcmüthlichkeit
Heute rings ein wildes Jagen
Auf dem Feuerroß der Zeit!
Ausbruchdrohcnd grollt der Krater
Wahrlich! Wenn die Wahl wär' mein,
Möcht' mein cig'ncr Urgroßvater
Lieber ich gewesen sein! o. muri«.
Früher mar es doch viel besser! Kam man da etwas angeheitert spät
nach Hause, brauchte man nur zu recognosciren, welche Stimmung herrschte.
War diese schlecht, so ließ man einfach das Visir herunter, und der Sturm
ging, dank der eisernen Rüstung, spurlos vorüber.
Vertrauen.
ADer bis in's hohe Lebensalter
Humor sich hat und Herz bewahrt,
Dem magst du sorgenlos vertrauen,
Dess' Treu' ist keine Redensart;
Denn solche Schätze, die verlieh
Die Gottheit bösen Menschen nie!
Dr. v. Nadler.
Gemüthlich.
Beamter (einem Herrn einen Paß
ausfertigend): „Ach, da schreibe ich jetzt
irrthümlich „Haar schwarz", anstatt
„blond"! Hm, was machen wir jetzt
da! . . Halt, ich hab's: Sie müssen sich
das Haar färben!"
Spccnlativ.
Erster Dien st mann: „. . Was, Du kaufst Dir ein Blumcnbouquet?"
Zweiter Dicnstinanu: „Ja, aber das bring' ich hinauf zu der ältesten
Geheimrathstochtcr. Wenn ich Der sage, ein junger Herr hat es mir für sie
gegeben, da schenkt sic mir gleich so viel Trinkgeld, daß das Bouquet dreimal
bezahlt ist!" _
Ai acht der Gewohnheit.
Student (auf Ferien daheim): „..Die Thurm-
uhr ist ja fort!" — Bürgermeister: „Wir
mnßtcn sie reparireu lassen!" — Student:
„Wie viel haben Sie denn d'rauf gekriegt?"
Fin de siede.
im Ganze»
Wird cs täglich ans der Welt.
Bon zu vielen Menschenpflanzen
Ist der Garten vollgestcllt!
Eine macht der andern streitig
Grund und Boden, Luft und Licht,
Sich zu schaden gegenseitig
Wird der Selbstcrhaltung Pflicht.
Als noch still bei Unschlittkerzen
Abends die Familie saß,
Und die Lichtputzscheer mit Scherzen
Zu gebrauchen nicht vergaß,
Spärlich war, wie in den Zimmern,
Die Beleuchtung auch der Stadt,
Aber ohne vieles Kümmern
Aß man sich behaglich satt.
Trottoir mit spitzen Steinen
Roch als gutes Pflaster galt,
In geselligen Vereinen
Freut' sich harmlos Jung und Alt.
In den Sitten, in der Mode
Herrschte schlichte Einfachheit;
Auch zur Krankheit und zum Tode
Ließen sich die Menschen Zeit.
Von Poeten und Gelehrten
Ward Reklame noch verschmäht.
Leichter war's berühmt zu werden,
Sci's als Denker, als Poet.
Wenig' helle Geisteslichter
Leuchteten von Haus zu Hans -
Sechzehntausend deutsche Dichter
Weist der ncn'ste „Kürschner" aus!
Was du heute auch ersonnen,
Gestern siel's schon Andern ein.
Was du heut' mit Glanz begonnen,
Morgen wird's veraltet sein.
Unerquicklich ist das Leben,
Nur ein ruheloser Kampf,
Wüstes Hasten, rastlos' Streben
Elektricität und Dampf!
Damals heimliches Behagen,
Reizende Gcmüthlichkeit
Heute rings ein wildes Jagen
Auf dem Feuerroß der Zeit!
Ausbruchdrohcnd grollt der Krater
Wahrlich! Wenn die Wahl wär' mein,
Möcht' mein cig'ncr Urgroßvater
Lieber ich gewesen sein! o. muri«.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Aus der Ritterzeit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1893
Entstehungsdatum (normiert)
1888 - 1898
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 99.1893, Nr. 2522, S. 190
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg