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Nr. 3474 (8)

^liegende Blätter. 23. Sebruar 1912.

Zwe tcs Blatt.

Paulaner-Klost«r mit Brauerei 1690-1825.

Michtt des Sglogtol-Vims.

Die jetzt eine große Vorstadt von München bildende Au verdankt ihre Entstehung vorzugsweise der Erbauung eines
kleinen Jagdschlosses, genannt Neudeck. Unter den bayerischen Herzogen Wilhelm IV. und Wilhelm V., die besonders gern an
diesem Platze, dem mit Gesträuch überwachsenen ehemaligen Strombette der wilden Isar, der Jagd und Fischerei oblagen, gelangte
dieses Jagdschloß zu immer größerer Ausdehnung. Es entstanden verschiedene Gebäude für das Hof- und Jagdpersonal, die sich
teilweise bis in die neuere Zeit erhielten und durch ihre Namen „Falkenhof", „Pagenhans", „Jägerhäuscheu", „Damenwirt" <Haus der
Hofdamen) auf ihre einstige Bestimmung hinwiesen. Herzog Wilhelm V., der Fromme, der schon (5Y6 seinein ältesten Lohne Maximilian I.
die Regierung überließ, befahl (<523 den Bau eines Klosters in der Nähe seines Lieblingsschlosses Neudeck, das von Mönchen des
Paulaner-Vrdens bezogen und von diesen im Laufe der Zeit namhaft vergrößert und verschönert wurde.

Unter der Regierung des Kurfürsten Ferdinand Maria s(S5() erhielten die Paulaner-Mönche die Erlaubnis, bei ihrem
Kloster ein Bräuhaus zu erbauen. Dieses gelangte alsbald zu großem Ruf durch sein gutes Bier, ,,das alle anderen Über-
trag". Der Ausschank fand alljährlich statt am Feste des Vrdensstifters, des heiligen Franz von Paula, welchen die Paulaner ihren
„heiligen Vater" nannten und in der darauffolgenden (Oktave. Deswegen soll das Bier ,,heilig ^Isterbisr", auch „Sankt
Uaterbier" genannt worden und hieraus der Name „Salvator" entstanden sein. Dieser Naine konnnt bereits in gerichtlichen
Urkunden aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts vor als längst bekannte Bezeichnung des berühmten Bieres der Paulanermönche.
Beim Grdensfeste beteiligte sich stets der ganze Hof und erhielt den Ehrentrunk kredenzt. Dann begann der Ausschank an das
massenhaft herbeigeströmte Volk. Noch heute besteht die Sitte, daß beim Anstich des Salvators die erste Probe zu Hof geschickt wird.

Das Paulaner-Kloster wurde ;T99 aufgehoben, anfangs des vorigen Jahrhunderts als französisches Feldspital benützt und
(807 in ein Strafarbeitshaus umgewandelt. Das gegenüberliegende Klosterbräu Haus wurde zunächst vonr Staate in Regie ge-
nommen, dann (805 an den Johanniterorden veräußert, der die Brauerei zuerst selbst betrieb, dann (80(5 an den Bierbrauer Frz. X.
Jacherl verpachtete. Dieser erwarb nach siebenjähriger Pachtzeit im Jahre (8(5 das Paulaner Braubaus mit allen ihm
anhaftenden Rechten.

Der Salvatorausschank fand früher in der Brauerei selbst statt, seit (8S( auf dein hoch oben am Nockherberg liegenden und
eine herrliche Rundsicht über ganz München gewährenden Salvator-Keller.

Der flusfebank auf dem Salvator-Beller in München
Der Versand nach auswärts beginnt einige lUocbsn trüber.

beginnt alljährlich am Sonntag vor Josefi ((9. März).

Die Bezeichnung ,,Salvator" ist seit März 1896 vom K. Patentamt der Unterzeichneten
jetzigen Inhaberin der ehemaligen Paulaner Braustätte geschützt; es darf daher Niemand ein
anderswoher a/s aus unserer Brauerei stammendes Bier als „Salvator“ bezeichnen,
widrigenfalls er sich einer Verletzung dieses Zeichenrechtes schuldig machen würde. (§ 14 des
Gesetzes zum Schutze der Warenbezeichnungen vom 12. Mai 1894.)

Um sicher zu sein, auch wirklich das berühmte Spezialbier der Paulanerbrauerei zu
erhalten, wolle man auch auf die an jedem Gebinde und jeder Flasche angebrachte, nebenstehende
Schutzmarke achten.

Jlktietigefellfcbaft Paulatierbräu
Salvatorbrauerei münclKn.

Alleinige Inseraten - Annahme: Annoncen-Expedition Rudolf Mosse.
 
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